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Stadtrat Peter Hofmann ist gegen die „seelenlose Moderne“ bei der innerstädtischen Gestaltung von Neubauten

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SCHWEINFURT – Peter Hofmann, Schweinfurter Stadtrat der SPD-Stadtratsfraktion, stelle folgenden hoch interessanten Antrag, den inundumsw.de hier im Wortlaut veröffentlicht.

Alle grundsätzlichen Fragen der Architektur und der Gestaltung von Neubauten dürfen nicht ohne den Bau- und Umweltausschuss entschieden werden. Bauanfragende sind auf die Möglichkeit der Entscheidung durch den Bauausschuss hinzuweisen.

Hofmanns Begründung: Wichtig für die weitere innerstädtische Gestaltung ist die Frage, in welcher Weise die Weiterentwicklung des Stadtbildes erfolgen soll. Darf dabei nur modern oder auch historisierend gebaut werden? Diese Frage stellt sich aus relativ aktuellem Anlass, auch wenn auf diese Entscheidung kein Einfluss mehr genommen werden kann.

Ein Bauherr in der Spitalstraße wünschte historisierend zu bauen. Nach seinen Angaben wurde jedoch der abgebildete Entwurf des an der Stelle der ehemaligen „Poppenhäuser Bierstube“ neu zu errichtenden Gebäudes von der Bauverwaltung rigoros abgelehnt mit einem Hinweis, dass man sich am modernen Stil des Georg-Schäfer-Museums zu orientieren habe, wobei er nicht darauf hingewiesen worden sein soll, dass er darauf bestehen könnte, dass der Antrag dem Bau- und Umweltausschuss zu Entscheidung vorgelegt wird.

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Dabei sei laut Peter Hofmann festzustellen, dass diese historisierende Fassade dem Stil etlicher Gebäude entspricht, die in der Vorkriegszeit in der Spitalstraße vorhanden waren. Was ein anderes Bild zeigt. Diese Frage einer historisierenden Bauweise in Städten ist höchst umstritten und wird derzeit (noch) von der überwiegenden Zahl der Architekten abgelehnt.

Doch ist der Graben zwischen der Mehrheit der Architekten und der Mehrheit der Bürger auffällig. Während die Mehrzahl der Architekten sich bemüht, zeitgenössisch zu bauen, sind Neubauten im historischen Stil oft äußerst begehrt. Anstatt Leerstand gibt es oft Wartelisten. In Frankfurt gab es beispielsweise auch eine Abstimmung zum so genannten Hühnermarkt. Der Großteil der Bürgerinnen und Bürger sprach sich für die Rekonstruktion mit detailgetreuen Fassaden aus.

Peter Hofmann verweist auf einen Artikel in der „Welt“ vom 14.05.2016 mit der Überschrift: „Gebt unseren Städten endlich wieder ein Gesicht“.Er zitiert: „Wenn ein Architekt der jüngeren Garde an Berlins Kurfürstendamm ein Geschäftshaus in klassischem Architekturvokabular baute, mit einer massiven Fassade aus hellem Jurastein, mit Erkern und Balkonen, Gesimsbändern und Satteldach, gar einen Fries von Akanthusblättern über dem hohen Eingangsportal – dann kann er sicher sein, von der großen Mehrheit seiner Zunft befremdetes Kopfschütteln zu ernten, von irgendeiner Auszeichnung ganz zu schweigen. Fast alle Passanten dürften dagegen einen dankbaren Blick zum Himmel schicken: Endlich eine Neubaufassade, auf der das Auge mit Wohlgefallen ruht, wo es Details zu entdecken gibt. Sie wird auch in fünfzig Jahren noch höchst ansehnlich sein, wenn der Enkel des Bauherrn das Haus in der Hauptstadt erbt.“

Dieser Effekt des Erkennens, dass die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger keine seelenlose nüchterne Architektur an allen Plätzen wünscht, hat in vielen Städten zu einem Umdenken geführt, sei es in Frankfurt, Düsseldorf, Lübeck oder Leipzig, um einige beispielhaft anzuführen. Derzeit geht der Trend aufgrund des Willens der Bevölkerung wieder zur historisierenden Fassade an Orten, die in diesen Stilrichtungen einst bebaut waren oder teilweise noch bebaut sind.

Peter Hofmann: „Wir wissen doch alle: Die bebaute Umwelt trifft alle! Ansprechend und kontextbezogen sollen Gebäude sein, so ein Leitsatz für den modernen Wohnungsbau der TU Dortmund. Dies bedeutet: Wir benötigen schlüssige Architektur – gleich ob modern oder traditionell. Insoweit erlaube ich mir auch das Verhalten der Baubehörde im obigen Beispiel zu kritisieren. Ein solcher Vorgang ist dem Bau- und Umweltausschuss zur Entscheidung vorzulegen.“

Es gehe hier um das künftige Schweinfurter Stadtbild und auch darum, welches „feeling“ Gebäudefassaden in der Stadt erzeugt wird. „Wir machen Politik für die Bürgerinnen und Bürger und keine Umgestaltungskampagne in die Moderne. Von der Architektur der Gebäude hängt auch die gefühlte Qualität unseres Lebensumfeldes ab. Dabei darf man nicht verkennen, dass es in weiten Teilen der Bevölkerung aufgrund eigener Erfahrung tiefsitzende Vorbehalte gegenüber einer oft seelenlosen Moderne gibt“, so Hofmann abschließend.



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