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Stell Dir vor, Du bist sehr alt und Du willst auf jeden Fall zu Hause bleiben

SCHWEINFURT / MAIN-RHÖN – Die Gerontopsychiatrische Vernetzung in der Region Main/Rhön berichtet über die Brennpunkte in der ambulanten Versorgung von alten Menschen mit Demenz, Depression und Angst.

Wer und was hilft, wenn ein Leben im eigenen Zuhause im Alter immer schwieriger wird? Dafür braucht es nicht nur die professionelle Hilfe von z. B. Pflegediensten, sondern auch kommunale Strukturen, die beraten und unterstützen. Die Erfahrung zeigt, dass kaum jemand die entsprechenden Stellen des Versorgungssystems kennt, wenn der Bedarfsfall eintritt.

Im Austausch mit den regionalen Strukturen wie z.B. Landratsämtern, Pflegestützpunkten und Fachstellen für pflegende Angehörige wird auch klar, dass viele Kommunen immer noch auf eine gut funktionierende Nachbarschaft/Bekanntschaft Betroffener zählen, die das Nötigste auffängt. Das wird jedoch mit dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, vermehrten Einpersonenhaushalten von Älteren und dem Wegzug der jüngeren Generation aus den ländlichen Gegenden und somit der fehlenden Unterstützung der „Alten“ im Familienverbund nicht mehr ausreichen. Mehr als ein Drittel der über 70-jährigen bewohnt mittlerweile einen Haushalt allein.

Und plötzlich fallen Bewegungen schwer und Schmerzen werden alltäglich. Der Besuch beim Arzt kostet immer mehr Kraft, ebenso wie der Einkauf für den Eigenbedarf, es wird kaum noch gekocht und ungesünder gegessen, der Haushalt wird vernachlässigt, der Garten verwildert. Zunehmende Vergesslichkeit erschwert den Tagesablauf, also lieber nicht an Veranstaltungen teilnehmen, auch die Gottesdienste fallen deswegen aus. Irgendwie ist es morgens auch nicht mehr wichtig aufzustehen, es kommt ja auch keiner mehr zu Besuch. Und wenn doch Besuch kommen sollte, der darf nicht ins Haus, es ist ja nicht aufgeräumt …

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Die viel gerühmte und zitierte Inklusion ist hier nur eine Wunschvorstellung, denn da müsste es gar nicht erst zu so einer Situation kommen. Gerade in den ländlichen Regionen könnten z. B. die Vereine oder die Kirchengemeinden vermehrt an ihre alt gewordenen Mitglieder denken und bei der Planung ihrer Aktivitäten diese mit einbeziehen, auch wenn diese dementiell und psychisch eingeschränkt sind.

Ein*e innerhalb der kommunalen Strukturen beschäftigte*r „Kümmerer*in“ (Casemanagement) könnte durch aufsuchende niederschwellige Beratungsbesuche in der Häuslichkeit sowohl professionelle als auch durch bürgerschaftliches Engagement getragene Hilfsangebote organisieren und koordinieren.

Solche Projekte gibt es bisher nur punktuell in wenigen ausgesuchten Landkreisen und Kommunen. Die gängigen Angebote von Seniorengymnastik für spezielle Zielgruppen und Tagespflegen, die es mittlerweile für fast jede Gemeinde in erreichbarer Nähe gibt, reichen lange nicht aus und sind oft nur ein Alibi, das vorgeschoben wird, wenn nach entsprechendem Engagement gefragt wird.

Die Gerontopsychiatrische Vernetzung leistet hier Aufklärungsarbeit, erklärt die Zusammenhänge und Erfordernisse sowie die Möglichkeiten für die Zukunft. Aktuell sind es die Pflegedienste, die gestärkt und vermehrt in die Vernetzung eingebunden werden sollen. Ein Schulungsangebot für die Pflegekräfte wird diese befähigen, entsprechenden Hilfebedarf bei den zu versorgenden alten Menschen zu erkennen und ggf. an weitere Beratungs- und Hilfsangebote weiter zu vermitteln.

Ein Informationsblatt mit einer Beschreibung möglicher Symptome und regionalen Beratungs- und Kontaktinformationen wird erstellt, das dann von bereits bestehenden aufsuchenden Dienstleistern (Pflegedienste, Apothekenlieferdienst, Essen auf Rädern …) verteilt werden kann. Dies ist erforderlich, da die betroffenen Menschen in der Regel nicht aktiv nach Hilfe fragen oder suchen und damit nur schwer zu erreichen sind.

Für Fragen und tiefergehende Informationen kontaktieren Interessierte www.vernetzung-mainrhoen.de, vernetzung-meinrhoen@diakonie-schweinfurt.de oder am Telefon 09721 2087-220.

Text: Karin Steininger-Manske, Projektleitung „Gerontopsychiatrische Vernetzung in der Region Main- Rhön“



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