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Turbulente Mitgliederversammlung beim FC 05: Markus Wolf macht weiter – wieder sechs Personen in der Vorstandschaft – deutliche Worte von und gegen Edgar Gleinser

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SCHWEINFURT – Spätestens als Edgar Gleinser das Wort ergriff, da zeichnete sich ab, dass der FC 05 mit Vernunft handelte, als er schon vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung Video- und Tonaufnahmen im V.I.P.-Zelt untersagte. Auf youtube wären die verbalen Duelle zwischen dem einstigen Vorstand, Sponsor und Darlehensgeber und dem heutigen Vorsitzenden Markus Wolf sicher ein Renner. Die 117 anwesenden Mitglieder mussten lange rund zwei Stunden ausharren, obwohl doch der Hauptpunkt der Tagesordnung abgeändert wurde. Es gab Nachwahlen – und keine Neuwahlen.

Das Gute damit vorab: Markus Wolf (und mit ihm im Fahrtwind Marius Thein) machen als Vorstände weiter. Vorerst bis zum 24. September, dem eigentlichen Ende der Amtsperiode. Beide können sich durchaus vorstellen, auch darüber hinaus an Bord zu bleiben. Unter gewissen Vorraussetzungen. Dazu später noch mehr. Das Duo suchte sich in den letzten Tagen Gefolgsleute, welche die Vorstandschaft auf nun wieder sechs Personen erweitern, nachdem Frank Flury und Gerald Straub wie erwartet wirklich zurücktraten. Prof. Dr. med. Hubert Seggewiß, Chefarzt im Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus und auch beim FC 05 für das Wohl der Spieler tätig, ist als neues Mitglied für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Monika Rückel, die aus Geiselwind stammende Leiterin des Schweinfurter Primula-Hotels im Hafen, kümmert sich als eine Art Vergnügungswartin künftig um Veranstaltungen und Catering. Ulli Baumann, der Trainer der U19 und Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums, ist für die Abteilungen zuständig. Und Markus Schäflein, Presse- und Stadionsprecher der Schnüdel, wurde zum neuen Schriftführer gewählt. Allesamt mit fast einstimmiger Zustimmung.

Markus Wolf Interview 2013 1Wolf (auf dem Foto links) freilich stellte Bedingungen dafür, dass es weitergehen kann. Ein Teil davon wurde bereits erfüllt. Denn nur Jürgen Scholl, der Sprecher des Verwaltungsrates, der durch die Versammlung führte, soll auch künftig diesem Kontrollgremium angehören. Zum 24. September will und wird der FC 05 seinen Verwaltungsrat fast komplett neu besetzen. Bis auf Edgar Gleinser sind alle Personen zum Montagabend zurückgetreten. Auch Gleinser will das machen – unter gewissen Voraussetzungen. „Weniger streiten, nicht bekriegen“ müsse man sich künftig, weiß Scholl. Ein Kommunizieren untereinander scheint schon lange nicht mehr möglich. Das wurde am Montagabend klar.

Mitgliederversammlungen beim 1. FC Schweinfurt 1905 sind immer echte Highlights. So auch diesmal. Weil Markus Wolf deutlich Stellung bezog. Natürlich zu den Gründen des voreiligen Zusammentreffens, weil er eigentlich Platz machen wollte für einen Nachfolger, der aus seiner Sicht Udo Jablonski hätte heißen können. Der aber trat nicht an, weil er keine Einsicht bekam in alle Unterlagen. „Wir können doch nicht die Gehaltsliste des Trainers und so weiter herausgeben“, erklärte Wolf, der „verwirrt“ war, als Jablonski per Mail seinen Verzicht erklärte. Wolfs Umdenken freilich begann schon etwas früher. Auch für den künftigen Verwaltungsrat zeichnen sich schon Mitglieder ab. Jürgen Montag, der Sportreferent der Stadt Schweinfurt, erklärte bereits seine grundsätzliche Bereitschaft. Klaus Keller, Inhaber eines Brillengeschäfts, Marketing-Fachmann und Trainer des TSV Röthlein, Notar und Stadtrat Dr. Bernd Weiß könnten künftig die Vorstandschaft kontrollieren. Und Mambo Mauder wäre der ideale Fußball-Abteilungsleiter.

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FC 05 neue Vorstandschaft Juni 2014 3„Mehr Kompetenz reinkommen“ (Wolf) soll in dieses Gremium. Und damit begannen sie, die deutlichen Worte, die nicht ohne Echo bleiben konnten. Markus Wolf forderte deutlich, dass vor allem Michael Helmerich und Edgar Gleinser als Verwaltungsräte zurücktreten müssen. Helmerich soll das schon am Montagabend schriftlich gemacht haben. Wolf wirft ihm vor, sich bereits mit Udo Jablonski getroffen zu haben, „um seine Sportartikel-Marke anzubringen. Manchen geht´s nur darum, sich selbst zu profilieren“. Helmerichs Sportshop in Unterspiesheim rüstete einst die Schnüdel aus, die aber zur neuen Saison auf Nike umstiegen. Helmerich freilich dementiert das Treffen mit Jablonski mit Vehemenz: „Das ist eine Unterstellung, eine Lüge!“ Trotzdem: „Wir brauchen Leute, die mit anpacken, und keine, die uns Knüppel zwischen die Beine legen. Wir müssen an einem Strang ziehen, dürfen uns nicht gegenseitig blockieren“, sagt Markus Wolf. Wegen des im Stadion stattfindenden Erdinger-Meister-Cups Ende Juni habe er „fünf, sechs Mails an den Verwaltungsrat zwecks Unterstützung geschrieben. Aber es kam gar nichts zurück“.

Auch bei der angestrebten Ausgliederung der Fußballer wohl als GmbH vermisste Wolf die Hilfe. „Uns nur Arbeit zu machen und zu schikanieren ist kontraproduktiv“, drückt es der FC 05-Vorsitzende aus. Jürgen Scholls Rechtfertigung: „Ich sehe für eine solche GmbH keinen Geschäftsführer. Wir hatten ja am Montag vermutlich noch nicht mal einen Vorstand!“ Dazu passt wieder Marius Theins Retourkutsche nicht: Schon Ende letzten Jahres sei die Vorstandschaft an den Verwaltungsrat herangetreten mit den Gedanken der Ausgliederung, als von einem Rücktritt noch keine Rede war. Thein als alter und neuer Verantwortlicher für die Zahlen präsentierte dann noch die jüngste Bilanz: Ein Minus von rund 62.000 Euro sei die Erwartung zum Ende des Junis. Weil unter anderem rund 25.000 Euro notwendig waren, nachdem Udo Jablonski seinen zuvor gesponserten Ordnungsdienst abzog, weil Reiskosten der Teams stiegen und weil der Bereich Marketing rund 20.000 Euro unter den angesetzten Erwartungen blieb. „Wir stehen stabil da, schwimmen aber nicht im Geld“, weiß Jürgen Scholl.

FC 05 neue Vorstandschaft Juni 2014 2Und dann ist da ja noch das Darlehen von laut Wolf rund 90.000 Euro von Edgar Gleinser. Der war – anders als Michael Helmerich – anwesend und nahm die Vorwürfe gegen ihn natürlich nicht einfach zur Kenntnis. Ein „absolut sinnloses und blödsinniges Organ“ sei der Verwaltungsrat, zitierte Gleinser aus einer Mail von Markus Wolf an ihn. Und dann schoss er los. Neun Monate habe es gedauert, ehe der Rat den Vertrag mit Gerd Klaus zu sehen bekam, nachdem in der Stadt das Gerücht herum schwirrte, der Trainer verdiene zwischen 2500 und 5000 Euro im Monat. Von einer Marketinggesellschaft aus Köln sprach Gleinser, die den Verein deutschlandweit laut Vorhaben der Vorstandschaft vermarkten sollte, die aber kein Konzept, dafür aber eine fixe Forderung eines höheren fünfstelligen Betrages gehabt haben soll. Dass der FC 05 Schaden erleide durch den Verwaltungsrat, sei „eine Unverschämtheit. Mit der Wahrheit nimmt man es hier nicht so genau. Ich habe den Eindruck, man will einen unliebsamen Kontrolleur loshaben, der Zahlen lesen kann“, polterte Gleinser.

Ja, er werde „selbstverständlich gerne“ zurücktreten, versicherte der Oerlenbacher. Aber eben nur, wenn der FC 05 die Sache mit seinem Darlehen klärt und auch gewisse andere Dinge, die er zur Verfügung stellte. „Mir gehört alles, was in der Geschäftsstelle ist“, sagt Gleinser und betonte mal wieder, dass er als Mann der ersten Stunde nach der Insolvenz 2005 sogar „Toilettenpapier mitgebracht“ habe. Und die Geschäftsstelle habe er eingerichtet. „Und heute heißt es: Bring darüber einen Nachweis!“ Gleinser ärgert insbesondere auch, dass 2011 sein eigenes V.I.P-Zelt („durch Blödheit, weil keiner den Schnee vom Dach räumte!“) zusammenbrach. „Das gehört nicht dem Verein, das geht uns nichts an“, soll Markus Wolf laut Gleinser damals gesagt haben. „Das ist unter aller Sau“, sagt Gleinser heute noch über den Totalverlust seiner 25.000 Euro-Investition. „Warum sollen wir als Verein für eine Reparatur zahlen, wenn es uns gar nicht gehört?“, entgegnet Wolf, der selbst vor drei Jahren ein neues Zelt bauen ließ.

„Seit vier Jahren keinen roten Cent gesehen“ habe der FC 05 seit seiner Amtsübernahme vom einstigen Sponser Edgar Gleinser. Der wiederum verwies auf sein kostenloses Darlehen und auf eine Bürgschaft für den Verein. „Ich bin seit 1968 schon beim FC 05. Ein Wolf muss schon viel Geld mitbringen für das, was ich geleistet habe“, sagt Gleinser. Und dann noch das: „Es ist noch nie so viel gestritten worden in diesem Verein wie jetzt!“ Und letztlich: „Ich werde wieder kommen, wenn andere keinen Spaß mehr haben an ihrem Spielzeug!“

FC 05 neue Vorstandschaft Juni 2014 1Das reizte freilich Markus Wolf: „Steh´ auf und kandidiere, wenn Du mehr bewegen kannst für diesen Verein. Ich klebe nicht an meinem Stuhl“, forderte er Edgar Gleinser auf. Um zu betonen: „Vielleicht verstehen die Leute jetzt, was ich mit dem Begriff ´Hahnenkämpfe´ meine. Zehn Mal angeboten“ habe er Gleinser, dass dieser seine Sachen abholen kann aus der Geschäftsstelle, wenn er belegen kann, dass sie ihm gehören. „Dann dauert es keine drei Stunden und es sind neue Möbel da. Ich arbeite ja in der Branche…“, so Wolfs Seitenhieb. Es sei ihm „nicht daran gelegen, Dich wegzurationalisieren. Aber ein Dr. Weiß kann das im Verwaltungsrat genauso gut“. Ehe die Konfrontation weiterging, sprang Jürgen Scholl ein: „Wenn wir über alle Details reden, dann sitzen wir noch in zwei Wochen hier.“ Und aus dem Zelt meinte ein Mitglied: „Hört auf! Das ist wie im Kindergarten. Ihr schadet nur dem Verein!“

„Die Vertrauensbasis ist anscheinend nicht mehr gegeben“, stellte Jürgen Scholl fest, der freilich auch die Verwaltungsräte (und damit sich selbst) in Schutz nahm. „Ich habe nicht das Gefühl, dass es Intrigen gab“, meinte er und betonte dann, dass er selbst auch noch nicht den unterschriebenen Trainervertrag gesehen habe, obwohl die Verwaltungsräte das einforderten. „Die Kommunikations-Kanäle funktionieren einfach nicht“, stellte der Rechtsanwalt fest.

„Wir müssen alle in einem Boot sitzen und in die richtige Richtung rudern“, fand Rüdiger ´Mambo´ Mauder am Ende die passenden Worte, um die Mitglieder nach Hause zu schicken. Der FC 05 habe die „Riesenchance, konkurrenzfähig zu werden mit dem großen Nachbarn“, meinte der sportliche Leiter damit freilich die Würzburger Kickers. „Auf lange Sicht haben wir nämlich die bessere Basis“, denkt Mauder, der zuvor auch schon mal das Wort ergriff, als Markus Wolf indirekt andeutete, dass er doch zurücktreten werde, wenn Edgar Gleinser wieder Lust hätte auf das Amt. „Wir waren schon mal am Nullpunkt….“, deutete Mauder da an, dass er längst nicht vergessen hat, dass Gleinser ihn damals beim Neuanfang nach der Insolvenz als Trainer kurz vor Saisonende feuerte….

Unser Bild zeigt die neue Vorstandschaft des FC 05 mit – von links: Markus Schäflein, Monika Rückel, Ulli Baumann, Markus Wolf, Verwaltungsratsboss Jürgen Scholl und Marius Thein. Es fehlt: Der am Montag verhinderte Prof. Dr. med. Hubert Seggewiß. Die anderen Bilder zeigen Edgar Gleinser und das angesprochene, zusammen gebrochene alte V.I.P.-Zelt.



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