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Unglaublich, unfassbar!“: Die CSU als Verlierer der Landratswahlen sicherte Sieger Florian Töpper ihre Unterstützung zu

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LANDKREIS SCHWEINFURT – Wenn es sogar der Sieger nicht fassen und begreifen kann, was da gerade passiert ist, dann muss sich etwas wirklich Außergewöhnliches ereignet haben. Einen Ausgang von rund 60 zu 40 Prozent prognostizierten eigentlich die meisten Experten für Sonntag und die Wahl zum Schweinfurter Landrat. Pro CSU-Amtsinhaber Harald Leitherer (59) freilich. Dass sich aber der 26 Jahre jüngere SPD-Herausforderer Florian Töpper letztlich mit 57,72 Prozent der Stimmen, mit exakt 22.223 von 38.503 gültig abgegebenen durchsetzen würde, das war eine faustdicke Überaschung. Entsprechend fielen Stimmen und Stimmung aus am Sonntagabend im Landratsamt.

„Ich weiß, wovon ich ausgegangen bin. Das Ergebnis sitzt. Es ist ein bisschen Ungläubigkeit dabei“, gab Florian Töpper so gegen 20 Uhr zu, als gerade nach und nach die Ergebnisse der letzten Stimmbezirke eintrudelten, als längst aber klar war, dass Harald Leitherer nicht mehr wird gewinnen können. Fast 77 Prozent der Stimmen fuhr Töpper in seiner Heimatgemeinde Dittelbrunn ein, wo unlängst erst noch mit Willi Warmuth ein CSU´ler zum Bürgermeister gewählt wurde. 58 Prozent holte Töpper in Leitherers Wohnort Schwebheim, fast 52 Prozent in Gerolzhofen, wo CSU-Bürgermeister-Kandidat Thorsten Wozniak die meisten Stimmen  der parallelen Wahl erhielt. Sogar in Donnersdorf (49,31) und in der Heimat des CSU-Innenstaatssekretärs Gerhard Eck verlor Töpper nur hauchdünn. Lediglich in Lülsfeld, Sulzheim und Oberschwarzach dominierte Leitherer deutlich. „Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass es knapp für mich nicht reichen würde. Aber ich habe mir beide Szenarien ausgemalt und werde nun mit der neuen Situation im Rücken wieder auf meinen Arbeitsplatz gehen“, so Florian Töpper. Amtsrichter ist der 33-Jährige und wird das auch noch bleiben. Erst am 1. Februar 2013 übernimmt er den neuen Posten. „Das Landratsamt ist gut aufgestellt. Ich habe von Anfang an immer gesagt, dass ich die Verdienste von Harald Leitherer respektiere. Ich kann mich ein wenig in ihn hinein versetzen“, gab der neue Landrat lobend und ein bisschen tröstend zu.

Im Lager der CSU war man am Sonntag wie vom Blitz getroffen von der Wahlniederlage, mit der niemand rechnete. „Für mich ist die Wahlbeteiligung erschreckend“, deutete der Schweinfurter Kreisvorsitzende Stefan Funk an, dass zu den 60 Prozent Nichtwählern wohl ein überwiegender Teil an Leitherer-Befürwortern gehört, die einfach nicht zur Urne gegangen sind. „Das ist eine bittere Niederlage auch für die gesamte CSU. Das macht ein Stück weit deutlich, dass die Leute nicht nur nach der Leistungsbilanz wählen, sondern dass da viele Faktoren mitspielen“, meinte Gerhard Eck. „Turbulenzen der Vergangenheit, auf die ich nicht näher eingehe“, deutete der Innenstaatssekretär an. Sicherlich nahm ein Teil der konservativen Partie Leitherer die Trennung von seiner Ehegattin übel. „Als Demokraten müssen wir den Ausgang akzeptieren und respektieren. Die Wähler haben so entschieden“, reihte sich Eck in die Schar der fairen Gratulanten ein und versicherte Unterstützung. „Die Weiterentwicklung des Landkreises und das Wohl der Bürger stehen im Mittelpunkt. Wir wollen alle miteinander arbeiten!“

Natürlich gehörte auch Harald Leitherer selbst zu den Beglückwünschern. „Halten sie die tolle Mannschaft motiviert. Ich wünsche alles Gute und dass sie die Herausforderungen der Zukunft auf den Weg bringen können.“ Zuvor versicherte der nach 18 Jahren nun bald scheidende Landrat seine große Enttäuschung: „Ich finde es ungerecht, weil der Landkreis ausgezeichnet dasteht. Und weil unsere Wähler anscheinend nicht zur Wahl gingen, weil sie denken, sie brauchen es nicht.“ Urlaub will Leitherer zunächst machen („das hatte ich eh geplant!“), für weitere Vorhaben hatte er am Sonntagabend sich noch keine Gedanken gemacht. Ob er nochmals als Rechtsanwalt arbeiten wolle oder sich dem hingeben, was er so gerne macht: Schöne Reisen nämlich.

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Für die Initialen „SR“ stehen zwei Personen, die am Sonntag unterschiedlich auf die Landkreis-Wahlen reagierten. Schweinfurts Oberbürgermeister Sebsatian Remelé bedauerte natürlich die Abwahl von Harald Leitherer, mit dem ihn ein sehr gutes Verhältnis verbindet. „Unsere Zusammenarbeit ist vertrauensvoll und offen. Jetzt muss ich mal sehen, wie Florian Töpper auf mich zukommt. Aber wir wollen das Beste geben für die Region“, so Remelé, der in der Entscheidung „kein Votum für die SPD“ sieht, „weil das gegen den Landestrend sprechen würde.“ Der OB sieht in der „jungen und sympathischen Person Töpper“ das Bedürfnis der Wähler begründet zum Wechsel. „Das Resultat lag im Bereich der Phantasie“, zeigte sich auch Stefan Rottmann überrascht. „Aber Schonungen hat wohl einen Stein ins Rollen gebracht“, meint der seit Mai diesen Jahres amtierende SPD-Bürgermeister der Gemeinde vor den Toren Schweinfurts. „Die Leute trauen sich wieder, nicht nur nach Tradition zu wählen“, so der 25 Jahre alte Rottmann. „Unglaublich, unfassbar“, fand Ralf Hofmann den Wahlausgang. Der 44 Jahre alte Schweinfurter bewirbt sich 2013 für den Bundestag und könnte der nächste große SPD-Sieger in der Region werden.

Unser Aufmacherbild zeigt von links: Harald Leitherer, der von Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé getröstet wird, die enttäuscht ausschauenden CSU-Haudegen Stefan Funk (Kreisvorsitzender) und Gerhard Eck (Bezirksvorsitzender) sowie den immer noch erstaunt dreinblickenden künftigen Schweinfurter Landrat Florian Töpper.

In Gerolzhofen schafften Thorsten Wozniak (CSU, 37,44 Prozent) und Amtsinhaberin Irmgard Krammer (Freie Wähler, 26,66 Prozent) den Sprung in die Stichwahl. 14 Tage später wird in Geo der neue Bürgermeister oder die alte Bürgermeisterin gewählt. Für Erich Servatius (SPD, 24,25 Prozent) und Thomas Vizl (geo-net, 11,65 Prozent) verlief dieser Wahlsonntag enttäuschend. Pikant dabei: Bei der Landratswahl kam SPD-Mann Florian Töpper in der Stadt Gerolzhofen auf 51,84 Prozent der Stimmen.



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