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Nicht alle Aussteller sind mit der Platzgestaltung des Schweinfurter Weihnachtsmarktes zufrieden – Die Stadt Schweinfurt antwortet auf die Vorwürfe dreier Beschicker

Keiler Helles

SCHWEINFURT – Elke Utzmann tat ja schon bei der Vorab-Pressekonferenz zwei Tage vor dem Start ihren Unmut kund. Die Sprecherin der Marktbeschicker merkte an, dass sie im Speziellen und auch andere Imbissbetriebe nicht unbedingt begeistert sind von der Idee der Verantwortlichen, einen weiteren Anbieter von Bratwürsten auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt zuzulassen. „Acht Imbissbetriebe hätten gereicht für den kleinen Markt. Er ist nicht groß genug. Unsere Unkosten werden nicht weniger, unsere Einnahmen aber schon. Es ist nicht schön, wenn dieser Weihnachtsmarkt nur noch aus Essens- und Trinkständen besteht“, wiederholte die 63-Jährige dann am Donnerstag.

Die Wipfelderin hat ihren Imbiss mit Bratwürsten, Schaschlik oder Currywurst vor rund einem Jahrzehnt von ihrer Schwiegermutter übernommen. Seit 36 Jahren schon ist sie stets vertreten auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt, ist ansonsten auch mehrfach im Jahr mit ihrer Bude vor dem Rathaus in Bad Kissingen zu finden. Der Weihnachtsmarkt freilich ist mit das Hauptgeschäft und daher sorgt sich die Sprecherin der Marktbeschicker. Nicht nur in erster Linie für die Kollegen aus der eigenen Branche, die ein wenig verstört reagiert haben sollen, als im Pressetext der Stadt ausgerechnet der neue Anbieter einer 25 Zentimeter-Bratwurst explizit erwähnt wurde. „Durch die vielen Umstellungen funktioniert dieser doch so schöne Weihnachtsmarkt nicht“, lautet ihre weitere Kritik in Richtung der Verantwortlichen, die ihr Platzkonzept zum wiederholten Male änderten.

Hinter dem, was die Stadt als Einzelkritik abzutun versucht, steckt aber anscheinend ein bisschen mehr an Unmut. Denn auch Henrik Stubenrauch grantelte am Donnerstagabend. Fünf Euro habe er in den ersten acht Stunden eingenommen mit dem Kinderkarussell, das eigentlich seiner Tochter gehört, an dem der 64-Jährige, ein waschechter Schweinfurter, der seit 43 Jahren im Geschäft tätig ist, aber aushilft, weil die Tochter mit einem Crepes-Stand auf dem Markt in Würzburg weilt. Crepes und vor allem Glühwein bieten die Stubenrauch-Reichs in Schweinfurt zwar auch an und sind damit recht dick dabei im Geschäft. Doch das Schausteller-Original hat konkrete Vorwürfe an die Platz-Planer. Seinen alten Standort unten am Rathausbogen musste er aufgeben, weil dort nun eine Elchhütte steht für gesellige Partyfreunde. Das Karussell befindet nun westlich des Rückert-Denkmals völlig abseits der Besucherströme. Der ihm gegenüber liegende Laden der Häuserzeile steht lange schon leer, lockt keine Kunden an. Am Stand nördlich des Karussells gibt es Punsch und Feuerzangenbowle, dort versperren die verweilenden Besuchermassen den möglichen Weg zu Stubenrauch. Die Gasse südlich führt an einem wenig beachteten Textiliengeschäft vorbei. „Arschparade“ nennt Stubenrauch ganz offensiv und verärgert die ausbleibenden Ströme.

Um die 4000 Euro zahle er insgesamt an Standgebühr inklusive Werbezulage. Und dafür erwarte er auch einen entsprechenden Platz. Zumal auf der anderen Seite des Denkmals, das freilich ebenso alle möglichen Wege absperrt, ein weiteres und größeres Karussell eines Mitbewerbers aus Aschaffenburg steht. Genau an der Stelle, wo die Besucher vorbeikommen, wenn sie vom Süden des Marktes in den Norden laufen und umgekehrt. Da sitzt der Frust tief beim mittlerweile im Markt Eisenheim wohnenden Einheimischen. „Den am schlechtesten organisierten Weihnachtsmarkt der Region“ nennt Stubenrauch den in Schweinfurt und rät den Verantwortlichen: „Sie sollen sich mal Gedanken machen!“ Der 64-Jährige spricht eigentlich sogar von drei Weihnachtsmärkten vor dem Schweinfurter Rathaus: Im Norden, im Süden und in der Mitte stehen jeweils die feierenden Glühwein-Frunde in und um prächtig laufende Buden. Die restlichen Stände hingegen mühen sich um das Interesse. Stunbenrauch fühlt sich als „Versuchskaninchen“, das er nicht sein möchte. „Eine bodenlose Frechheit“ sei der ihm zugewiesene Platz.

Gaspreis
Hotel
Muster

Während Henrik Stubenrauch das alles erzählt und gerade mal ein einziges Kind auf seinem Karussell eine Runde dreht, schaut Sissi Alexander vom schon angesprochenen Textilienstand hinüber. Unzählige Weihnachtsmützen bietet die Schweinfurterin an, fast alles ist Rot in ihrem Stand. In der dritten Generation schon verkauft sie waren auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt. Wenn sie nach draußen blickt, dann sieht sie den wenig weihnachtlich wirkenden Friedrich-Rückert und die Rückseite des Kassenhäuschens von Henrik Stubenrauchs Karussell. Was sie zu wenig sieht: Potenzielle Kunden! Denn die nehmen, wenn sie in die Kesslergasse wollen, eher die wesentlich breitere Marktgasse südlich der Bude. „Irgendwann bekommen sie die Schweinfurter Aussteller alle weg“, ist auch Alexander sauer über den ihr zugedachten Platz. Was sie rein gar nicht verstehen kann: Im offiziellen Programmheft ist ihr Stand mit der Nummer 27 altbacken als „Textilien“ benannt. „Seit drei Jahren aber bitte ich schon vergeblich darum, dass daraus ein ´weihnachtliche Artikel´ gemacht wird….“

Seitens der Pressestelle der Stadt Schweinfurt heißt es, dass der „Antrag“ von Frau Alexander bisher nicht bekannt gewesen sein. „Da sie sich aber mit dem Sortiment ´Hemden, Westen, Jacken, Jeans, Blusen, Hosen, T-Shirts, Pullis, Accessoires, Spielwaren´ bewirbt, ist der Begriff ´Textilien´ doch der, der die meisten Artikel umfasst. Es ist nicht ganz klar, ob die Besucher sich unter weihnachtlichen Artikeln etwas vorstellen können. Aber auch eine Änderung im Flyer ist kein großes Problem“, erklärt Pressesprecher Nicolas Lahovnik

Zu den anderen Punkten nimmt er natürlich auch Stellung im Namen der Verantwortlichen. Bisher habe es sechs Imbissbetriebe gegeben. „Mit dem neu dazu gekommenen haben wir jetzt sieben. Ob der Markt diesen siebten gebraucht hat, darüber lässt sich sicherlich kontrovers diskutieren“, sagt Lahovnik. „Fakt ist, dass sich die besagte Bratwurstbude am Wochenmarkt in Schweinfurt etabliert hat und man dem sehr engagierten Betreiber die Möglichkeit bieten wollte, auch im Dezember auf dem Marktplatz Bratwürste an seine Kunden zu verkaufen.“ Der neue Platz von Herrn Stubenrauch „ist unserer Meinung nach für ein Kinderfahrgeschäft geeignet. Letztes Jahr stand hier das Kinderriesenrad an gleicher Stelle. Der Betreiber war damals sehr zufrieden und hätte sich auch in diesem Jahr wieder auf diesen Platz gestellt. Jetzt stehen die zwei Karussells in greifbarer Nähe und es entscheidet der Kunde, welches er bevorzugt.“ Nicolas Lahovnik vergleicht: „Auf vielen Weihnachtsmärkten gibt es Teilbereiche für Kinder, eine Art sogenanntes Kinderland. Außerdem wurde Herrn Stubenrauch im Vorfeld der Veranstaltung ein anderer Standplatz im nördlichen Bereich, wo jetzt der Aktions- und Sozialstand steht, angeboten. Diesen hat er aber abgelehnt.“

Übrigens: Von insgesamt 39 Beschickern des Weihnachtsmarktes sind 16 aus Stadt und Landkreis Schweinfurt. Alle Bewerber aus Stadt und Landkreis Schweinfurt haben eine Zusage erhalten.

Unsere Bilder zeigen Henrik Stubenrauch vor seinem leeren Karussell, Sissi Alexander in ihrem Stand und Elke Utzmann in ihrem Imbiss mit Sohn Niso, dessen Frau Julia und Enkelkind Leon. Die nächsten Imbiss-Generationen stehen also schon parat.



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