NA OHNE Kategoriezuordnung

Völkerverständigung über weniger als eine Meile Distanz: Für den Schüleraustausch zwischen US-Amerikanern und Schweinfurter Jugendlichen fiel der Startschuss

Strompreis

Schweinfurt – Die Meldung vom anstehenden Abzug der Amerikaner aus Schweinfurt kam irgendwie unpassend dazwischen. Noch im Herbst war das nicht abzusehen, als Lieutnant Colonel Michael Runey Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé ansprach und der gleich begeistert war von der Idee. Nämlich einen Austausch von Schülern anzuregen, nachdem es erstmals in den rund 60 Jahren der Amerikaner in der Stadt eine Highschool auf dem Kasernengelände gibt. Knapp über 200 Schülerinnen und Schüler besuchen dort die 9. bis 12. Klasss. Und sie sollen künftig ins Schulleben der Schweinfurter hineinschnuppern und umgekehrt. Zumindest noch für die verbleibenden, wenigen Jahre bis zum Abzug.

Für das Pilotprojekt wurden jeweils drei junge Damen ausgesucht, die ab dem kommenden Montag zunächst für eine Woche die andere Schule besuchen. Marie-Kristin Weber, Marina Klinger und Jana Streit gehen dann in die Highschool unweit des Eisstadions. Heather Smith, Allysa Isom, Brittany Mathews werden im Gegenzug im Juni das Alexander von Humboldt-Gymnasium besuchen. „Ich möchte wissen, wie das bei den Amerikanern in der Schule abläuft, ob das wirklich so ist, wie man es in den Filmen sieht“, sagt die 17 Jahre alte Marina Klinger aus Forst bei Schonungen. Nicht so theoretisch („hoffe ich zumindest“) soll es in der Highschool zugehen, mit praktischerem Unterricht eben. Sie urde angesprochen und gefragt, ob sie denn Lust habe, beim Austausch mitzumachen. Sie hatte, bewarb sich und wurde ausgesucht. „Seit der 6. Klasse schon lerne ich Englisch“, drückt Marina damit aus, dass sie nur wenig Scheu vor der anderen Sprache hat. Kontakt zu Amerika? „Ich war mal für zwei Wochen über Weihnachten bei entfernten Verwandten in den USA zum Sightseeing“, erzählt sie. Ohne bislang zu wissen, wie das denn genau nächste Woche ablaufen soll. Erst vor zwei Wochen kam die Bestätigung für die Austausch-Woche. Und so richtig ist bislang noch nicht geklärt, ob die drei deutschen Mädels denn nun nur zum Lernen in den abgesperrten US-Bereich eingeschleust werden. „Wir wissen noch nicht, ob wir da nur von 8 bis 15 Uhr Unterricht haben oder ob wir sogar bei den Amerikanern schlafen.“

Jedenfalls gilt Saima Weber als Initiatorin für den Austausch, der sich nicht auf Unterricht und auch nicht auf das Humboldt-Gymnasium beschränken soll. Auf sportlicher und auf musischer Ebene ist ebenfalls eine Kooperation angedacht. Gemeinsame Fußball-Turniere beispielsweise, Theaterspiele oder Orchester-Auftritte. „Es soll ein Schüler-Austausch werden, so wie man ihn vom Ausland her kennt“, sagt die bei den Amerikanern als Angestellte arbeitende Weber. „Schweinfurt soll zusammen rücken. Wir machen etwas für die Völkerverständigung“, drückt es Christine Kuhr-Jones aus, Englischlehrerin am Humboldt-Gymnasium und ebenfalls eine treibende Kraft. „Babyschritte“ mache man derzeit noch. „Wir ziehen das langsam auf, auch wenn vielleicht bald schon gar keine US-Garnison mehr da ist.“ Der geplante Rückzug „schießt uns natürlich in den Fuß. Aber selbst wenn es sich nun um nur 20 Schüler handeln sollte, so wollen wir doch unseren Beitrag zur Völkerverständigung leisten“, so Kuhr-Jones.

René Gutermann. Sportamtsleiter der Stadt Schweinfurt, weiß noch, wie sich die Idee entwickelte. Als Saima Weber 2011 in Dittelbrunn eine Tauchschule eröffnete, da lernte er als Gast dort zwei US-Soldaten kennen, plauderte locker „und oberflächlich mit meinem scheußlichen Englisch“ mit einem von beiden über die Möglichkeit eines Schüleraustauschs, ohne zu wissen, dass es sich dabei um einen hohen Offizier handelte. Der meldete sich bald danach wieder bei ihm. So langsam kam die Sache ins Rollen. Lieutnant Colonel Michael Runey als Gast im „Mathe Macciato“, dem Schülercafé im Humboldt-Gymnasium, wo der offizielle Startschuss fiel, hofft, „dass die Initiative die seit sechs Jahrzehnten bestehende Freundschaft zwischen den Schweinfurtern und unseren Bewohnern weiter verstärkt. Es gibt keinen besseren Weg des Zusammenbringens als über junge Schülerinnen und Schüler. Wir erweitern unsere Grenzen auf akademischer, sportlicher und kultureller Ebene.“

Muster
Hotel
Gaspreis

Für Jana Streit (16) ist der Austausch „eine tolle Möglichkeit, mein Englisch zu verbessern“. Marie-Kristin Weber (15) will „mehr über die amerikanische Kultur lernen“. Und das jeweils kaum eine Meile entfernt von der eigenen Schule. „Die deutsche und die amerikanische Gemeinde haben seit jeher nebeneinander gelebt. Wir versuchen jetzt das aufzuheben“, sagt Christine Kuhr-Jones. „Das ist ein wundervolles Projekt und eine faszinierende Chance für alle von uns“, lobt Sebastian Remelé. „Das wird unserer Partnerschaft eine neue Qualität geben und unseren partnerschaftlichen Kontakt intensivieren“, so der OB. „Auch wenn es womöglich nur eine kurze Ära wird. Aber vielleicht entstehen ja Freundschaften über die nächsten Jahre und den Abzug hinaus.“

Auf den speziellen Bildern: Oberbürgermeister Sebastian Remelé bei seiner Rede, die sechs Mädels Heather Smith, Allysa Isom, Brittany Mathews, Marie-Kristin Weber, Marina Klinger und Jana Streit sowie Lieutnant Colonel Michael Runey, Marina Klinger und Saima Weber.



Powered by 2fly4 Entertainment
Alle Angaben ohne Gewähr!
Fotos sind ggf. beispielhafte Symbolbilder!
Kommentare von Lesern stellen keinesfalls die Meinung der Redaktion dar!

Schreibe einen Kommentar

Pixel ALLE Seiten