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Wohnen statt Bauchfleisch und Schnickerli im „Haberkasten“: Brauerei Roth gibt Traditions-Gaststätte in der Innenstadt auf

SCHWEINFURT – Als Doris Hamm im Mai 2018 aus Altersgründen als Wirtin des „Haberkasten“ Schluss machte, hoffte Roth-Chef Edgar Borst noch, dass die Schweinfurter Brauerei als Eigentümer der Immobilie in der Manggasse 19 einen neuen Pächter findet. Es hat sich dann aber sehr schnell gezeigt, dass sich wegen der notwendigen Generalsanierung der Fortbetrieb als Gaststätte ­ – vor allem wegen der nur 24 Sitzplätze – nicht mehr gerechnet hätte.

Die Brauerei-Verantwortlichen entschlossen sich deshalb zu einem kompletten Richtungswechsel: Wohnen im Haberkasten. „Es fehlt an Wohnraum und wir haben jetzt in der Innenstadt drei moderne Wohnungen geschaffen“, sagt Edgar Borst. In der Medienmitteilung weisen die Mitgeschäftsführer Alexander und Mario Borst auf die Nähe des Busbahnhofs Roßmarkt und Bahnhofs Mitte hin, die ein Auto nicht mehr unbedingt nötig machten. Die Mieter sind dementsprechend gefunden, wegen der Wohnungsgrößen allesamt junge Leute, darunter Studenten der FH.

Von Anfang sei klar gewesen, dieses „Alt Schweinfurt“ vor allem aus Gründen des Ensembleschutzes in seiner Substanz zu erhalten. Dem leider mittlerweile verstorbenen Architekten Lutz Gube sei das mit seinen Plänen „wunderbar gelungen“, dankt Edgar Borst seinem einstigen Schulkameraden und Freund posthum. So wurden beispielsweise das Holztreppenhaus und alte Kacheln nicht rausgerissen, sondern restauriert. Viel Flair sei so geblieben.

Gleichwohl erfolgte eine Komplettsanierung: alle Leitungen für Gas, Wasser, Elektro und die Heizungen sind jetzt auf dem Stand der Technik, Fenster, Türen und Bäder sind neu. Im Erdgeschoss und im ersten Stock kamen zwei Zwei-Zimmerwohnungen mit 55 und 60 Quadratmeter unter, im zweiten Stockwerk und dem nutzbaren Dachgeschoss wurde ein Dreizimmerwohnung mit 78 Quadratmetern geschaffen. Die Gesamtinvestition liegt inklusive der sanierten Außenfassade bei rund 300000 Euro.

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Einzig der erhaltene Schriftzug „Restauration zum Haberkasten“ erinnert jetzt noch an die vorherige Nutzung als Gaststätte mit dem einst fränkisch geprägten Speiseangebot, das von Bauchfleisch und Lunge über den Braten mit Klößen bis hin zu Schnickerli reichte.

Wie viele Gaststätten in Schweinfurt hatte auch der Haberkasten seinen Ursprung im Büttner-Handwerk. Im ersten Schweinfurter Adressbuch von 1846 erscheint als Eigentümer der Büttner und Brauer (!) Sebastian Kern. Im Adressbuch von 1879 taucht erstmals der Hinweis auf ein Gasthaus auf. Sein „Restaurateur“ war Georg Döppert.

Und woher kommt der Name „Haberkasten“? An Markttagen wurden hier die Fuhrwerke abgestellt und die Pferde mit Hafer gefüttert – mit dem Haberkasten um den Hals, wie es der Schweinfurt-Kenner Edgar Lösch in seinem übrigens neu aufgelegten Buch „Geschichte der alten Wirtshäuser in Schweinfurt“ beschreibt.

Der Name Haberkasten selbst erscheint erstmals 1895. Damals hatte Johann Wilhelm Kraft die Wirtschaft erworben. Er betrieb sie laut Lösch 20 Jahre lang. Vor dem Zweiten Weltkrieg übernahm Edmund Faulhaber die Wirtschaft und führte sie weit bis in die Nachkriegszeit. Ihm folgte Waltraud Fröhlich als Wirtin und schließlich führte Resi Veth das Lokal weiter. 2009 übernahm dann Doris Hamm, die somit letzte Wirtin im Haberkasten, wo jetzt eben gewohnt wird, sagt Edgar Borst, Chef der ja auch letzten Schweinfurter Brauerei Roth.



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