Home / Lokales / Lesermeinung / Der Leser hat das Wort: Weitere drei Hektar Land in Schweinfurt versiegeln?

Der Leser hat das Wort: Weitere drei Hektar Land in Schweinfurt versiegeln?

Obgleich in Schweinfurt selbst nicht ansässig – so doch der Stadt freundschaftlich verbunden und vor bald 72 Jahren aus einem Dorf im benachbarten Landkreis Rhön-Grabfeld gebürtig – habe ich die jüngste Stadtratssitzung interessehalber live im Internet verfolgt … und es tut mir leid, sagen zu müssen: Ich war mehr enttäuscht als erfreut; besonders darüber, wie unfair die zahlenstärkste Fraktion (CSU) der “quasi Einzelkämpferin“ Dr. Ulrike Schneider (Liste Zukunft/ÖDP) begegnete.

Bei ihren Wortmeldungen und Redebeiträgen kam diese durchwegs konsequent und zielorientiert zur Sache, wobei sie – im Gegensatz zu den meisten ihrer Kolleg*innen – jeweils schnurgerade die Problematik des Klimawandels und besonders der Bodenversiegelung betonte (- der Flächenverbrauch in Bayern beträgt mehr als 15 Fußballfelder täglich! -) sowie mit klaren Worten unverblümt argumentierte: Und gerade dann breitete sich – gleichsam wie auf Kommando – in der Mehrheitsfraktion ein störendes Hintergrund-Genuschel aus … und sogar auch Herr OB Remelè (CSU) nahm sich zwischendurch die fragwürdige Freiheit heraus, mit einem Beigeordneten auf der “Regierungsbank“ angeregt zu plaudern.

Was soll denn eigentlich ein mittlerweile acht Jahre altes “Integriertes kommunales Klimaschutzkonzept“ auf respektablen 291 Seiten bewirken, dessen Lektüre nach der oben genannten Stadtratssitzung mir den Eindruck vermittelt: „Gemach – gemach: Papier ist geduldig!“ Zwar ist in Schweinfurt auch eine rührige Arbeitsgruppe “Lokale Agenda 2030“ aktiv, der allerdings offenbar genau dasselbe Schicksal wie dem “Integrierten kommunalen Klimaschutzkonzept“ beschieden ist: Denn leider wird auch sie augenscheinlich nicht ernst genommen!

Diese hatte rechtzeitig zur Stadtratssitzung am 31. Januar mit Hinblick auf den in relativ kurzer Zeit drohend bevorstehenden nächsten Schritt im Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung des Bebauungsplans für ein Einkaufszentrum am westlichen Ortsende von Oberndorf beantragt, dass diese Maßnahme von der Verwaltung zurückgezogen wird.

Den Dringlichkeits-Antrag begründet die “Lokale Agenda 2030“ plausibel und eingehend – z. B. mit dem Hinweis auf den dringenden Appell des Bauernverbands, den Flächenfraß in der Landwirtschaft einzudämmen, was besonders für die nur noch wenigen landwirtschaftlichen Flächen in Schweinfurt gilt;  – z. B. dass der Einzelhandelsverband das geplante Einkaufszentrum für überdimensioniert erachtet und dieses eben nicht die gewünschte Nahversorgung bringt; die Arbeitsgruppe schlägt hierfür auch eine beträchtliche Reihe von Alternativen vor, die zeitnah noch vor dem nächsten offiziellen Schritt zu beraten wären.

Ihr Eilantrag – und dies ist ein weiterer Skandal – wäre von OB und Verwaltung geflissentlich übergangen worden, hätte ihn Frau Dr. Schneider nicht noch beim letzten Tagesordnungspunkt “Sonstiges“ in Erinnerung gebracht: Da wurde dann allerdings – wie zu erwarten war – nicht dessen Inhalt diskutiert, sondern lediglich seine Dringlichkeit in Frage gestellt … folglich aufgeschoben. Die Projektentwickler wird es freuen!

Bernhard Herrmann
Am Liesbach 3
95369 Untersteinach



© 2fly4 - Alle Angaben ohne Gewähr!
Fotos sind ggf. beispielhafte Symbolbilder!
Kommentare von Lesern stellen keinesfalls die Meinung der Redaktion dar!