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Die Hitze setzt auch der Kartoffel und dem Getreide Grenzen – MdL Knoblach (GRÜNE) sieht den Umbau der Landwirtschaft als überfällig an

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SCHWEINFURT – Hohe Temperaturen, Trockenheit, Schädlinge und Schadstoffe haben nach dem Hitzejahr 2018 den Bäumen in Deutschland auch im zurückliegenden Jahr noch einmal stark zugesetzt. Laut dem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft für das Jahr 2019 veröffentlichten Waldzustandsbericht (früher Waldschadensbericht) zeigten vier von fünf Bäumen Schäden, jeder dritte Baum habe eine deutlich ausgedünnte Krone, besonders betroffen sind Buchen und Eichen.

Während das „erschreckende Ausmaß“, so der Schweinfurter Landtagsabgeordneten Paul Knoblach (Bündnis 90/Die Grünen) in einer Pressemitteilung, den Waldumbau zumindest im Gang gesetzt habe, sei ein solcher Umbau für die nicht minder unter Hitze und Trockenheit leidende Landwirtschaft nicht einmal in Sicht. „Im Gegensatz zum Wald geht es da aber um unser Essen, entsprechend größer wird unsere Betroffenheit ausfallen“, so Knoblach.

Überrascht ist der MdL über das im Waldzustandsbericht für 2019 geschilderte angeblich unerwartete Ausmaß nicht. „In den 1980er Jahren gab es die gleichen Bilder, die Zahlen waren ähnlich“, sagt Knoblach. Seinerzeit sei auch die Zahl an Pseudo-Krupp leidender Kinder sprunghaft angestiegen. Unter anderem mit Abluftfiltern in Kohlekraftwerken sei damals „Hilfe für die an Erstickungsangst leidenden Kinder und den Wald möglich geworden“, erinnert der MdL aus eigener Erfahrung.

Mit technischen Nachrüstungen allein sei es 2020 aber nicht mehr getan. „Mit ein paar Reparaturtrupps lässt sich der Klimawandel nicht mehr aufhalten, weder im Wald noch in der Landwirtschaft“. Über deren Zustand müsse unbedingt berichtet und in der Folge schnell reagiert werden. Knoblach nennt es eine „sträfliche Vernachlässigung des Klöcknerministeriums, dass ein solcher Schadensbericht nicht längst vorliegt“.

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Die Kartoffel habe vor langer Zeit Hungersnöte in Nordeuropa beendet. Die Wiege dieser tollen Knolle stehe in den Anden, dort wächst sie noch heute, in großer Vielfalt, auf 4000 Metern über dem Meer. „Für 40 Grad Celsius in der Luft und Bodentemperaturen um 50 Grad Celsius ist sie aber nicht gemacht, also stellt sie hier bei uns ihr Wachstum ein“, sagt Biolandwirt Knoblach. Heimat des Getreides sei der Nahe und Mittlere Osten, daher könne es auch höhere Temperaturen ertragen und Trockenphasen überstehen. „Aber auch hier stoßen wir an Grenzen“.

Was tun, wenn sich über Jahrhunderte bewährte Anbauweisen und Kulturen aus unseren Breiten verabschieden? Was tun, wenn die Wintergerste nach zu früher Blüte von Spätfrösten geschädigt nur Stroh, aber keine Körner ausbildet? Was tun, wenn unserer Brotfrucht Weizen das gleiche passiert? Was tun, wenn die fränkischen Rebflächen in immer engeren Jahresfolgen nach immer früherem Austrieb erfrieren oder in den Folgemonaten an Wassermangel und Hitze zugrunde gehen?, fragt der MdL aus Garstadt.

Die Landwirtschaft müsse also dringend umgebaut werden, „weil es nicht mehr reicht, der Frage ´was essen wir morgen?´ mit punktuellen Antworten zu begegnen“. Bayern ist nach Einschätzung Knoblachs in einer vergleichsweise besseren Lage, weil durch das von 1,8 Millionen Menschen unterstützte Volksbegehren „Rettet die Bienen und Artenvielfalt“ der Staatsregierung zumindest ein Angebot gemacht und eine Landwirtschaft zum Nutzen von Mensch und Natur skizziert worden sei.

„Dieser Entwurf hat das Zeug, dass wir auch morgen noch ein Essen auf den Tisch stellen können, das aber nur, wenn Söder und Co. aufhören, dem Lobbydruck nachzugeben, das Gesetz zu schwächen und zu verwässern wie das bei den Streuobstwiesen geschehen ist,“ sagt Knoblach. Mit dem anhaltenden Bauernsterben verschwinde auch viel über Generationen gesammeltes Wissen. Das müsse aber verhindert werden, weil es „den Menschen braucht, im Wald ebenso wie im Weinberg und auf dem Acker“.



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