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Digitaler, runder SPD-Tisch: Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf Schweinfurter Kinder- und Jugendliche

SCHWEINFURT – Neben dem Kultur- und Sportbereich veranstaltete die SPD-Stadtratsfraktion auch zum Thema „Die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche“ eine zweite Online-Fachkonferenz. Darüber diskutierten die SPD-Stadträtinnen und Stadträte Julia Stürmer-Hawlitschek, Peter Hofmann und Ralf Hofmann und der Vorsitzende des SPD-Arbeitskreises Schule und Bildung Jürgen Eusemann mit den verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern aus dem Bereich Bildung, Sozialarbeit und Schule.

Ulrike Aumüller, Erziehungsleitung im Haus Marienthal, zeigte die Ergebnisse einer Umfrage, die nach der ersten Konferenz über Familien mit Kita- und Schulkindern nach dem Distanz- und Wechselunterricht erhoben wurde. Insgesamt habe durch die Corona-Pandemie die Belastung zugenommen. Homeschooling in z.T. engen Wohnverhältnissen und wenig Kontakte zu Mitschülern führten in mehreren Fällen zu sozialen Nachteilen und Leistungsproblemen. Die Angebote der Jugendhilfe in den Ferien sind bekannt und werden auch von interessierten Eltern angenommen. Die Angebote für unter 6-jährige und über 12-jährige sollten intensiviert werden.

Die Pädagogen, Sozialpädagogen, Lehrkräfte und Bildungs-Akteure berichteten den Stadträten wie die Schule sich nach den Lockerungen gestaltete, welche Schwierigkeiten und Herausforderungen die Kinder nach dem Home-Schooling zu meistern hätten. Fehlende Strukturen im Tagesablauf und im Arbeits- und Sozialverhalten sind feststellbar. Die Teilnehmer nahmen auch die Überforderung vieler Eltern bei der Unterstützung des Homeschoolings und dem langen Verbleib der Kinder in der Wohnung wahr.

Julia Stürmer-Hawlitschek, selbst Gymnasiallehrerin, berichtet, dass sie sich momentan mehr als eine Motivationstrainerin empfinde, da viele Kinder nach diesem besonders anstrengenden Corona-Schuljahr „lernmüde“ seien.

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Thorsten Schubert, Leiter der Kommunalen Jugendarbeit, berichtete von den Angeboten für Kinder und Jugendliche in den Ferien. An Bildung und sozialen Ausgleiche interessierte Eltern sorgen für eine gute Auslastung der Angebote.

Matthias Kress, Leiter der Stabsstelle „Gern daheim“ bei der Stadt Schweinfurt, berichtete von Begegnungen mit vielen sozial benachteiligten Menschen, die in besonders beengten Wohnungs- und Lebensbedingungen in Schweinfurt leben. Doch diese Familien seinen häufig besonders schwer zu erreichen und oftmals wissen diese wenig bis kaum über Förder- und Hilfsmaßnamen Bescheid. Dort sei noch viel Arbeit erforderlich, vor allem im sozialen Bereich. Momentan werde dieser Kontakt überwiegend von ehrenamtlichen Helfern gestemmt.

Zentrales Anliegen der Diskussion waren konkrete Initiativen, um besonders den von der Krise betroffenen Kindern und Jugendlichen kurz- als auch langfristig zu helfen. Dort bestehe dringender Handlungsbedarf. Der Runde Tisch stellte das Projekt „aufsuchende Jugendarbeit“ in den Vordergrund. Dieser zentrale Begriff wurde von Rainer Brandenstein, Leiter des Hauses Marienthal als maßgebliches Vorgehen herausgestellt. Kinder und deren Eltern, die nur schwer für Ferienangebote und Unterstützungsmaßnahmen erreichbar seien, müssten vor Ort eingeladen werden. Thorsten Schubert kündigte an, den Spielbus Max mit attraktiven Spielangeboten direkt in die Innenhöfe der von Matthias Kress genannten Gebäude in der Innenstadt zu stellen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Familienstützpunkte und Dolmetscher sollten das Spielbuspersonal begleiten, um den Kindern professionelle Hilfe in sprachlichen und sozialen Bereichen zukommen zu lassen. Damit würde eine Grundlage für erfolgreicheres schulisches Lernen geschaffen.

Julia Stümer-Hawlitschek findet es in Anbetracht der Größe der Stadt Schweinfurt beschämend, dass nur 2,5 Streetworking-Stellen in der Stadt vorgesehen seien. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für sie und Jürgen Eusemann, dass das Thema Bildung für die unter Sechsjährigen bisher nur marginal behandelt wurde. Dort gilt es zukünftig entsprechende Angebote zu schaffen.

Kerstin Surauf, Koordinatorin für die Bildungsregion Schweinfurt, zu der sich Stadt und Landkreis Schweinfurt gemeinsam beworben haben, berichtet über die angehenden Projekte. Insbesondere die Vernetzung und Transparenz von Institutionen nennt sie als großen Pfeiler ihrer Arbeit.

Für den Ausbau der notwendigen „aufsuchenden Jugendarbeit“ bedarf es „Manpower“, d.h. mehr Personal in den Bereichen Streetworking und Jugendamt. Diese genannten Aktionen tragen zu einem sozialen Krisenmanagement bei. Langfristig können auch die eher zurückhaltenden Eltern für Unterstützungsmaßnahmen gewonnen werden. Das Netzwerk Jugendarbeit – Jugendamt – Jugendsozialarbeit an Schulen – Schule – Elternhaus gewinnt mehr Wirksamkeit.

Am Runden Tisch nahmen Vertreter und Vertreterinnen verschiedener im Stadtrat vertretener Parteien teil. Der Runde Tisch hofft auf Unterstützung der städtischen Verwaltung und vieler Stadträtinnen und Stadträte für die Realisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen.

Nach rund 90 Minuten reger Diskussion verabschiedeten Stadträtin Julia Stürmer-Hawlitschek und Jürgen Eusemann die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Versprechen, dass dieser Runde Tisch unbedingt fortgeführt werden muss, da die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder- und Jugendliche uns noch lange beschäftigen werde. Bildung sei zwar Ländersache, aber es brauche genauso Initiativen vor Ort auf kommunaler Ebene. Hier werde man nun konkrete Anträge in den Stadtrat einbringen.



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