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„An einem besonderen Tag ist es möglich!“ Der FC Schweinfurt 05 hält die Pokalsensation Auf Schalke für machbar

MEMMINGEN / SCHWEINFURT / GELSENKIRCHEN – Aus die Maus wäre das Fußballjahr 2020 für die Schweinfurter Schnüdel, stünde da nicht noch eine ganz außergewöhnliche Partie am Dienstagnachmittag an, die von Corona-Absagen nicht betroffen es. Es geht nach Gelsenkirchen, Auf Schalke in die Arena, Pokalrunde eins, Nachholspiel. Das war am Donnerstag schon das Thema bei der Online-Vorab-Presskonferenz.

Warum? Weil das Punktspiel in Memmingen am Samstag da schon dicht vor der Absage stand, der FC 05 nur auf die Bestätigung des Verbandes blickte. Da die Schnüdel zwar Profis sind, trotzdem als Amateure gelten und die Regionalliga Bayern nun den Betrieb im November einstellen wird, „gehen wir am Mittwoch in die Winterpause. Weil wir ja im Dezember auch nicht so viele Spiele machen werden…“, mutmaßt Tobias Strobl. Für den 05.12. ist zwar noch die Pokalpartie gegen Greuther Fürth 2 angesetzt. Doch der Verband wird wohl kaum nach vier Wochen Pause selbst bei besseren Virus-Zahlen die Kicker dann nochmal antreten lassen…

Also volle Konzentration auf „ein extremes Highlight“, wie es Keeper und Kapitän Luis Zwick ausdrückt. Der 26-Jährige stand zwar schon bei Dundee United in Schottland unter Vertrag, spielte für Hansa Rostock und Hertha BSC Berlin, ehe er von Optik Rathenow 2019 nach Schweinfurt kam, hat schon so manche große Arena gesehen, aber selbst inmitten so einer Partie zu stehen wird schon außergewöhnlich. „Und Schalke 04 ist nicht irgendein Bundesligist, sondern ein Traumlos, auch wenn wir das vor zwei Jahren schon hatten“, redet Tobias Strobl von Erlebnissen vor seiner Zeit. Damals vor über 15.000 Fans im ausverkauften Willy-Sachs-Stadion, als es 0:2 ausging.

Damals vom heutigen Kader dabei war kaum jemand, nur Kevin Fery, der jetzt verletzte Stefan Kleineheismann, die nicht eingesetzten Ronny Philp und Lukas Billick und – natürlich – Mr. Unverwüstlich Adam Jabiri. Der spielte sogar schon mal in der Arena auf Schalke, kam für Hoffenheim bei seinem einzigen Bundesligaeinsatz sogar an der Seite des heutigen Schalkers Vedat Ibisevic zu Erstliga-Minuten und kann wie auch Nico Rinderknecht, einst mal mit Eintracht Frankfurt in Dortmund in einem tollen und vollen Stadion auf dem Feld, den anderen Jungs erzählen, wie das so ist. „Wir nehmen uns die in die Pflicht, ihnen zu helfen“, sagt Zwick.

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Da bis auf die Dauerverletzten Kleineheismann und Philp sind bei den Schnüdeln alle Mann an Bord. „Wir können aus dem Vollen schöpfen“, sagt Strobl und macht aber keine genauen Angaben, wie seine Startformation aussehen wird. Klar scheint, dass er und das Trainerteam abrücken werden von System wie dem 3-6-1, wie zuletzt in Aschaffenburg gezeigt, „weil das den Jungs keine Sicherheit gab. Aber wir sind alle noch in einer Lernphase.“ Genauere Angaben wollte er auch deshalb nicht machen, „weil Manuel Baum da vielleicht etwas herausliest. Er ist der akribischste Trainer in Deutschland“, lobt Strobl den Coach der Gelsenkirchner und erwartet „überraschende Systeme“ beim Gegner, „während wir unter David Wagner wohl gewusst hätten, was uns erwartet“.

Adam Jabiri wird wohl ein zweites und dann wohl auch letztes Mal in seinem Berufsleben Auf Schalke in der Veltins-Arena auf dem Rasen stehen. Die Frage ist nur, ab wann. „Er entscheidet das und wir müssen dann herausfinden, was cleverer wäre“, vergleicht Strobl die Optionen. Entweder den 36-Jährigen Torjäger gleich bringen, als alleinige oder eine von zwei Spitzen, oder ihn eben ab der 60. Minute als zusätzliche Waffe bringen. „Aber wenn da dann die Entscheidung schon gefallen sein sollte, hätten wir seine Qualität nicht genutzt!“

„Aktiv teilnehmen“ will Strobl mit seiner Mannschaft, „Chancen erarbeiten, den Ball auch mal im vorderen Drittel erobern“. Er hofft, „dass wir nicht schnell unsere Grenzen aufgezeigt bekommen“. Selbstbewusst sind die Schalker, am Wochenende noch gegen Stuttgart im Einsatz, nach saisonübergreifend einer endlosen Zahl an Spielen ohne Sieg, nach nur einem Punkt und zwei Toren diese Spielzeit, sicherlich nicht. „An einem besonderen Tag ist es möglich“, sagt Tobias Strobl über eine denkbare Sensation. „An einem perfekten Tag kann sie passieren, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie rauskegeln, nicht die größte ist“.

Luis Zwick weiß, dass eine gesunde Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit auf dem Feld wichtig sein wird. „Wir müssen alle mutig sein. Das soll kein Ausflug in die Veltins-Arena werden, sondern wir wollen alle im Glauben antreten, dass wir etwas erreichen können. Wir dürfen uns danach nichts vorwerfen lassen. Wir haben nichts zu verlieren, und vielleicht ist es mal gut, wenn wir nicht als Favorit antreten. Wir wollen 90 Minuten alles raushauen, vielleicht auch 120…“

Dass die Münchner Türken bis Dienstagmittag mit einer einstweiligen Verfügung die Partie doch noch verhindern könnten, ist für Tobias Strobl „kein Gesprächsthema. Wir halten uns als Team da komplett raus!“ Gespräche mit der Stadt Schweinfurt laufen, ob die Mannschaft am Montag, den 02. November, noch ein Abschlusstraining im Stadion machen darf, ehe es mit dem Bus nach Gelsenkirchen geht. Und dort steigt dann am Dienstag das zweite Pokalspiel der Schnüdel gegen Schalke im Ruhrpott nach dem am 08. November 1936 vor 7000 Zuschauern in der Glückauf-Kampfbahn, als im Halbfinale (!) des Tschammerpokals, Vorläufer des DFB-Pokals, Tore von Karl Spitzenpfeil und Hans Rosenbauer fast für die Sensation gesorgt hätten. Doch auf das 2:1 der Gäste antwortete Schalke um Fritz Szepan und Ernst Kuzorra mit zwei Treffern in den letzten Minuten, zog ins Finale ein, das am 3. Januar 1937 im Berliner Olympiastadion vor 70.000 Zuschauern mit 2:1 an den VfB Leipzig ging. Damals auch im Achtelfinale: Polizei Chemnitz, Wacker Berlin, VfB Peine, der SV Hindenburg Allenstein oder der VfL Benrath, der in einem Wiederholungsspiel Hertha BSC besiegte.

Ach ja, Fußball im Dezember 2020: Wenn der FC 05 für die Sensation sorgt und in die zweite Runde kommt, dann würde die am 22. und 23. Dezember ausgetragen werden. „Acht Wochen Vorbereitung ohne Testspiele bräuchten wir da dann sicher nicht. Dann würden wir uns Anfang Dezember wieder treffen und dürften dann sicherlich auch im Stadion trainieren“, glaubt Tobias Strobl, der angesichts der ausstehenden neun Punktspiele in der Regionalliga keine Probleme sieht, die Saison 2021 zuende zu spielen. Anders schaut es da freilich in den anderen, aufgeblähten und neu gestarteten Regionalligen aus, wo manche Teams im nächsten Jahr 33 Punktspiele vor sich haben.



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