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Aubstadt versus Schweinfurt: Der große Faktencheck vor dem sicher heißen Derby

AUBSTADT / SCHWEINFURT – Das Wurst-Käs-Szenario sich auszumalen, liegt seit dem vergangenen Wochenende auf der Hand. Es könnte aus Sicht der Schnüdel in etwa so aussehen: Nächsten Samstag flankt Martin Thomann in der 83. Minute in den Strafraum und Christopher Bieber köpft das Goldene Tor zum 1:0 des TSV Aubstadt. Gegen den FC 05. Und die Grabfelder würden nach 18 Partien an den Schweinfurtern vorbeiziehen, Türkgücü hätte neun Punkte Vorsprung.

Es muss so nicht kommen, es wird so wohl auch nicht kommen. Denn in den letzten Jahren gewannen die Grün-Weißen bei den Roten immer im Pokal mit Fünferpacks. Das war stets souverän. Seitdem spielt man in Schweinfurt noch mehr Profifußball, hat weitere, bessere Akteure verpflichtet, trainiert teilweise zwei Mal täglich – während in Aubstadt nach wie vor reine Amateure kicken. In erster Linie solche, die man bei den Schnüdeln irgendwann aussortierte, weil man ihnen gehobenes Regionalliga-Niveau nicht zutraute.

Wenn der Trend ein wirklicher Freund ist, dann sollten die Schweinfurter den Bock dringendst umstoßen. Drei der letzten vier Partien verlor der Meisterschaftsfavorit. Dagegen gewann in dieser Zeit der Abstiegsanwärter Nummer eins aus Aubstadt alle seine vier Partien. Tabellarisch bedeutet das nach der komplett absolvierten Vorrunde: Als Vierter lauern die Gastgeber vom kommenden Samstag nur noch einen Punkt hinter dem großen Nachbarn. Beide erzielten jeweils 32 Treffer, bei den Gegentoren kassierte der FC 05 gerade mal eines weniger.

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Offensichtlich treffen im großen Derby, zu dem weit über 2000 Zuschauer erwartet werden, der Dorfverein und der aus der Stadt komplett auf Augenhöhe aufeinander. Man mag sich nicht ausmalen, welche erdbebenhaften Folgen es haben würde, wenn die Schnüdel am Samstag nicht beim TSV gewinnen. Wie schon erwähnt: Normaler Weise ist das eine klare Sache für die Schweinfurter. Doch was ist in diesen Wochen schon normal?

anpfiff.info vergleicht die beiden so unterschiedlichen Vereine in verschiedenen Bereichen.

* Die Kader:
Sind nicht nur auf den ersten Blick völlig unterschiedlich. Hier überwiegend von anderen Clubs wie Heimstetten, Nürnberg, Fürth, Ingolstadt, Augsburg oder Rosenheim geholte junge Talente, die eine Profi-Karriere anstreben, da in erster Linie in Schweinfurt aussortierte Unterfranken, die sich für den Weg eines Berufs plus Fußball nebenbei entschieden haben. Ausnahmen bestätigen in Schweinfurt die Regel, sie heißen Kevin Fery und Adam Jabiri, beide Local Player und als Erzieher und Architekt mit zweitem Standbein. Ansonsten die die 05er reine Profis, haben mit Timo Wenzel natürlich auch einen Profitrainer, für den die Regionalliga möglichst längst nicht Endstation sein soll. Sein Gegenüber heißt Joseph Francic, ein zehn Jahre älterer Kroate, seit Urzeiten schon in Aubstadt und das Team von der Landesliga immer weiter nach oben führend. Mit ganz vielen Spielern, die beim FC 05 den Durchbruch nicht schafften und einen Weg wählten, vor dem in Schweinfurt Akteure wie Jan Reichert, Nicolas Pfarr oder Julius Landeck stehen. Sie dürfen mittrainieren, im Pokal mal ran, in der Liga aber sicher nur dann, wenn Wenzel keine anderen elf Mann findet. Bei Aubstadt hingegen kann der 18 Jahre alte Jannik Binder bereits drei Einsätze in der Regionalliga vorweisen. Er kam im Sommer vom FC 05, für den Marcel Volkmuth bis 2018 spielte. Auch er: Drei Einsätze in Punktspielen. Leistungsträger freilich oder zumindest ganz wichtige Akteure sind Martin Thomann (5 Tore), Max Schebak (2), Ingo Feser (9), Christoph Schmidt (1), Michael Kraus (1), Steffen Behr (1), Timo Pitter (2) oder Kapitän Dominik Grader. Sie alle haben eine Vergangenheit bei den Schnüdeln. Wie auch Torwart Christian Mack, einst in Schweinfurt für nicht tauglich für die Landesliga empfunden, nun zwangsweise mit einem Comeback, weil der als Stammkeeper vorgesehene Neuzugang André Koob, der sich schwer an der Schulter verletzte. Seit Wochen bringt Oldie Mack tolle Leistungen. Bezeichnend vielleicht ist die Personalie Ben Müller: Dessen Vater Jörg spielte einst mal beim FC 05. Doch nur Aubstadt traute dem 21-Jährigen die Regionalliga zu und verpflichtete ihn vom Würzburger FV, wie einst auch Mike Dellinger. Müller absolvierte alle 17 Partien, Dellinger traf bereits fünf Mal. Unter anderem am letzten Samstag zum 1:1 gegen den TSV Rain am Lech. Danach schlug der Dittelbrunner Martin Thomann zu…

Fazit: Profis reisen zu Amateuren. In solchen Fällen gewinnen die Profis von 20 Partien 19…

* Fans:
Mittlerweile gibt es sogar einen organisierten Club „Die Abschter“. Mit einem Bus fuhr man unlängst nach Burghausen und feierte mit der Mannschaft den Sieg. Ansonsten geht es in Aubstadt beschaulich zu, was die Anhänger betrifft. 1350 kamen zum Pokalspiel gegen die Würzburger Kickers, 1250 gegen den Club, fast 1000 gegen Türkgücü. Nur noch 406 waren es jüngst gegen Rain. Bei 759 liegt der aktuelle Schnitt, das ist in etwa die Einwohnerzahl. Diesbezüglich liegt der FC 05 mit 1657 Zuschauern pro Partie zwar klar vorne, in Relation zur Größe der Stadt freilich und zum erhofften Schnitt von 2500 ist das vergleichsweise wenig. Zumal Schweinfurt bis auf Bayreuth gegen heißen Gegner mehr empfängt. Nach Aubstadt könnten am Samstag bis zu 3000 Leute kommen. Das Umfeld ist heiß und schaut nun eben im Grabfeld zu. Von dort und aus der Rhön pilgerten die Fußballfreunde früher alle nach Schweinfurt. Diese Menschen hat der FC 05 längst verloren, so wie auch die aus dem südwestlichen Umland, aus dem Kitzinger Raum und ab Werneck. Die zeiht es seit Jahren schon zu den Würzburger Kickers.

Fazit: Schweinfurt könnte dauerhaft 5000 Zuschauer anlocken, in Aubstadt werden bei normalen Spielen 1000 eine Ausnahme bleiben.

* Stadion:
Kann man nicht vergleichen: Der FC 05 hat das eigentlich auch für die 2. Bundesliga taugliche Willy-Sachs-Stadion (der DFB sieht das ein bisschen anders), mit den bekannten 800 Sitzplätzen und Raum für rund 16.000 Zuschauer. In Aubstadt ist das Schulstadion ein ausgebauter Sportplatz, immerhin mit reizvollen Hügeln um den Rasen, mit Stufen in einem neuen Gästeblock hinter dem Tor und mit einer kleinen Sitztribüne. Offiziell 3000 Freunde des gepflegten Ballsports sind beim TSV willkommen. Am Samstag wartet eine Belastungsprobe auf den Verein und seine Helfer.

Fazit: In Schweinfurt müsste man sogar für die 3. Liga das Stadion modernisieren. In Aubstadt ist Regionalliga das absolute Ende der Fahnenstange – was die Spielstätte betrifft.

* Nachwuchsarbeit:
Die Schnüdel haben die Nase vorne. Logisch. Ihre U19 ist nach dem Sieg bei den Würzburger Kickers Vierter in der Bayernliga, während Aubstadts A-Jugend zwei Klassen tiefer in der BOL sich mit der FT Schweinfurt herumschlägt (und dort zumindest mit 5:2 gewann, um Dritter zu sein). Die U17 des FC 05 belegt nach einem 2:3 gegen Weißenburg einen Abstiegsplatz in der Bayernliga. Auch da ist der TSV Bezirksoberligist – in einer Liga mit Großbardorfs zweiter Mannschaft. Bei der U15 hat Schweinfurt Weißenburg mit 7:0 geschlagen: Bedeutet Mittelmaß in der Bayernliga. Aubstadt hier: Hinteres Mittelfeld in der BOL. Immerhin leisten sich die Grabfelder eine zweite Mannschaft bei den Erwachsenen. Die ist unter Matthias Gerhardt, einem Ex-Schnüdel, trotz 2:4 jüngst in Eibstadt aufstiegsambitioniert und will in die Kreisliga. Am Wochenende liefen die Regionalligaspieler Nico Purtscher, Patrick Kisten und Philipp Kleinhenz für die Reserve auf. Eine solche wollte der FC 05 vorletzten Sommer lieber abmelden…
 
Fazit: In Schweinfurt werden auch künftig wohl die besseren Talente ausgebildet – aber womöglich dafür, um dann in den umliegenden Orten zumindest in der Bayern- und der Landesliga zu spielen. Oder eben in Aubstadt…

* Das Umfeld:
Ist phasenweise auch in Aubstadt schon unruhig. Nein, nicht ernst gemeint: Aber nach dem 0:1-Rückstand gegen Rain konnte man ein paar Stimmen hören, die eine fehlende Zufriedenheit ausdrückten. Der TSV hat die Latte eben hoch gelegt. Ansonsten ist die Medienlandschaft beschaulich, der 70 Jahre alte Rudi Dümpert deckt den Verein fast alleine ab. Zerfleischen wird sich im Grabfeld sicher auch dann niemand, wenn der Rest der Saison in die Hose gehen sollte. Anders in Schweinfurt, wo die Fanszene längst Zweifel am Aufstieg hat und am Personal, das dafür ausgesucht wurde, um die Träume von der 3. Liga zu verwirklichen. Beim FC 05 wird heiß diskutiert und kann nur ein Sieg am Wochenende für Ruhe sorgen. Plus weitere Erfolge danach in den restlichen Spielen des Jahres. Schon bei einem Remis im Derby kann man sich ausmalen, dass die Fans die Mannschaft nicht feiern würden. Gar nicht zu denken daran, was passieren sollte, wenn Aubstadt am Samstag um 15.50 Uhr in der Tabelle der Fußball-Regionalliga Bayern vor den Schweinfurtern stehen sollte…

Fazit: Beschaulichkeit trifft auf gereizte Stimmung. Explosionsgefahr? Gegeben!

* Geld:
Ist in Schweinfurt im Überfluss vorhanden. Und wird – wie Spötter behaupten – derzeit verbrannt beim FC 05, wo GmbH-Geschäftsführer, Vereinsvorsitzender und Hauptsponsor Markus Wolf als Gönner bislang ohne Aufstiegs-Belohnung in die 3. Liga Kohle in das Projekt buttert und für die Schulden mit seinem Darlehn gerade steht. Noch immer hängt alles an ihm. Von weiteren Investoren, die man in Schweinfurt händeringend sucht, ist noch nichts bekannt. In Aubstadt gilt die Firma Waigand Bau aus Bad Königshofen als der große Unterstützer. Im Stadionheft TSV-Echo werben 34 Partner, der Verein ist diesbezüglich breit aufgestellt und macht gewaltigen Umsatz mit dem Verkauf seiner über weite Grenzen der Region hinaus bekannten besten Bratwürste in Fußball-Deutschland.

Fazit: Solange Markus Wolf zahlt, wird in Schweinfurt ambitionierter Fußball geboten.

* Slogan:
„Die Macht im Grabfeld“ trifft auf „Wir arbeiten Fußball“. Klingt beides schön, ist in Aubstadt der Rivalität zum längst abgehängten Nachbarn aus Großbardorf geschuldet und in Schweinfurt natürlich der Arbeiterstadt.

Fazit: Samstag wird sich zeigen, wer die Macht hat…

* Form:
Spricht eindeutig für Aubstadt, das die letzten vier Spiele gewann, aus denen Schweinfurt nur einen Punkt holte, den immerhin gegen Türkgücü. Gegen den Tabellenführer aus München verlor der TSV seine einzige Partie seit Mitte August. Der FC 05 hat gewiss die furchtbare Wende in Eichstätt noch in den Köpfen und muss sich von den beiden Gegentoren in der Nachspielzeit dringend erholen.

Fazit: Die Form spricht eindeutig für Aubstadt!

* Letzte Vergleiche:
2:1 hieß es im Saison-Eröffnungsspiel, als der FC 05 auch genau dieses eine Tor besser war als der TSV, der jedoch keinesfalls enttäuschte. Zuvor gab´s das Duell drei Mal jeweils im Sommer im BFV-Pokal. Jeweils in Aubstadt gewann der FC 05 erst 5:2, dann 5:0, zuletzt wieder 5:2.

Fazit: Dass Aubstadt die Schnüdel schlagen kann, muss der Außenseiter erst einmal beweisen.

* Perspektive:
Klar ist: Der FC 05 gehört eigentlich in eine 3. Liga, für Aubstadt ist Regionalliga das Maß aller Dinge. Ob es die Schweinfurter schaffen können, hängt sicherlich auch vom Samstag mit ab. Ohne einen Sieg würde Unruhe aufkommen. Mittelfristig will man raus aus der Regionalliga. Aubstadt will unbedingt darin bleiben. Diese Saison scheint der Klassenerhalt locker gelingen zu können. Alles weitere hängt auch davon ab, inwieweit die Talentequelle in Schweinfurt weiter sprudelt und die Schnüdel nicht diejenigen Spieler abgreifen, die für den TSV bislang immer überaus wertvoll waren.

Fazit: Schweinfurt muss den Aufstieg diese Saison noch nicht abschreiben und darf so lange nach oben schielen, so lange Markus Wolf sein Geld dafür gibt. Aubstadt könnte durchaus wie Buchbach oder Schalding-Heining ein fester Bestandteil der Regionalliga werden.

Bereits am Montagabend veröffentlichte das fränkische Fußballportal www.anpfiff.info diese Story mit zahlreichen weiteren Fotos und Zusatzinformationen.



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