Was kommt nach Dallas? Und wie geht´s weiter mit Ex-Profi Timo Pitter?

OBERSCHWARZACH – „Timo does Hollywood“ – mit Plakaten und Sprüchen in dieser Art verabschiedete sein Kumpel Manni im Sommer 2012 den Fußballer Timo Pitter. Der hatte bei ihm im Sandwiches-Laden gejobbt, entschloss sich dann aber für ein Teilzeit-Auswandern. Pitter, damals 19 Jahre alt, entschied sich gegen Fußball beim Bayernligisten 1. FC Schweinfurt 05 und für ein Sportstipendium an der Creighton University in den USA.

Alles lief toll: Der aus Oberschwarzach bei Gerolzhofen im Landkreis Schweinfurt stammende Mittelfeldmann spielte College-Soccer für die Creighton Bluejays, traf in 89 Partien 33 Mal, studierte Wirtschaftswissenschaften. Um nach dem Abschluss vor rund eineinviertel Jahren vom FC Dallas gedraftet zu werden. Doch in der Major League Soccer kam er zu nur einem zehnminütigen Einsatz, wurde dann an die unterklassige Oklahoma City Energy ausgeliehen. Im Januar diesen Jahres kehrte Pitter nach Deutschland zurück und erklärte sein Karriereende als Profifußballer. Mit 24 Jahren…

„Es war eine Zeit, die ich nicht missen will. Ich hatte die Chance, in ein fremdes Land zu ziehen und dort als Sportler, aber auch als Person zu wachsen“, erzählzt Pitter. „Der Sport war immer sehr professionell und top mit dem Schulischen abgestimmt. Die Trainingsanlagen und Bedingungen an meiner Uni waren besser als bei vielen Profi-Clubs. Und ich bin der englischen Sprache nun mächtig. Natürlich war die Zeit als Profi nach meinem Studium noch mal eine ganz besondere Erfahrung….“, bilanziert er. Höhen und Tiefen gab´s. „Zum einen war es absolut geil, sich nur auf´s Fusballerische zu fokusieren. Man musste sich um nichts kümmern. Die MLS an sich war auch eine tolle Sache mit vielen großen Persönlichekeiten. Andererseits war es aber auch eine schwierige Zeit mit viel Leistungsdruck. Deshalb war für mich nicht unbedingt das Körperliche, sondern das Mentale eine größere Herausforderung.“

Privat traf er den mehrere Köpfe größeren Landsmann Dirk Nowitzki und holte sich ein paar Tipps. Doch nach einer guten Vorbereitung mit sechs Toren in den Testspielen setzte Trainer Oscar Pareja danach nicht auf den Unterfranken. „Ich sah in Dallas einfach keine Perspektiven. Ich hatte mir immer gesagt, dass ich entweder ganz hoch hinaus will mit dem Fußball oder mich dann eben auf eine berufliche Laufbahn einlasse.“ Pitter bringt es auf den Punkt: Entweder mit dem Kicken richtig Geld verdienen, um mit 30 Jahren ausgesorgt zu haben. „Oder eben wenn man merkt, es würde schwierig, dieses Ziel zu verwirklichen, dann eben eine Karriere aufbauen, die mir auch langfristig Sicherheit verschafft.“

Die lange räumliche Trennung zu Freundin Natascha („sie hat mich in jeder Lebenslage unterstützt“) konnte die Beziehung überleben. Und ein Job fand sich schnell für Pitter: Bis August wird er bei adidas im Sportmarketing arbeiten, „dann orientiere ich mich sowohl sportlich als auch beruflich neu.“ Fußball spielen will er wieder, „denn ohne geht es ja nicht. Zur neuen Saison werde ich wieder einsteigen. Wo bleibt noch mein Geheimnis“, sagt er grinsend.

Vielleicht bei Schweinfurt 05? Dort stellt man ab dem Sommer auf Profifußball um. „Das ist natürlich eine tolle Sache. Auf jeden Fall wäre es schön, wenn sich noch ein Fränkischer Verein im Profitum etablieren kann“, hofft Timo Pitter – ohne aber genauer darauf einzugehen, wie seine eigenen Pläne ausschauen…

Timo Pitter:
geboren am 01.09.92 in Schweinfurt; 1,75 m.; Mittelfeld; wohnhaft in Oberschwarzach, Jugendvereine: FC Gerolzhofen, FC Schweinfurt 05; als Aktiver: bis 2012 Schweinfurt 05, 2012 – 2015 Creighton University, 2016 FC Dallas (verliehen an Oklahoma City Energy FC)

Dieser Beitrag erschien am Donnerstag, den 20. April. im Rahmen der Serie „Fußball in Bayern“ auf einer kompletten Seite im Sportmagazin „Kicker“, der uns den Text und die Bilder zur Verfügung stellt. Der KIcker berichtet nahezu jede Woche über die Schweinfurter Schnüdel und hat zudem jeden Donnerstag eine außergewöhnliche Fußball-Geschichte aus Bayern parat.