NA OHNE Kategoriezuordnung

Sandhausen als Enttäuschungs-Los für die Schnüdel: „Endlich fahren wir mal wieder ins Allgäu!“

SCHWEINFURT – 30 Grad draußen, ein genauso knalleheißes wie volles VIP-Zelt am frühen Sonntagabend: Doch bei der Pokalauslosung für die erste DFB-Hauptrunde Mitte August blieb die Stimmung rund um den FC Schweinfurt 05 gedämpft. SV Sandhausen – die Schnüdel erwischten den denkbar unattraktivsten Gegner.

„Endlich fahren wir mal wieder ins Allgäu!“ Mit dieser spontanen Reaktion lag eine Beobachterin der Losung, die live aus dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund übertragen wurde, natürlich daneben. Es ist nicht Sonthofen – und der FC 05 muss auch nicht reisen. Er erwartet den Zehnten der 2. Bundesliga, der südlich von Heidelberg beheimatet ist. Zwischen Brühl und Leimen, der Heimat von Steffi Graf und Boris Becker, die zu besten Zeiten sicherlich mehr Fans ins Willy-Sachs-Stadion gelockt hätten, als der SV Sandhausen das tun wird.

„Ich schätze mal, 6000 bis 7000 Zuschauer kommen trotzdem“, glaubt mit Jens Öser der ranghöchste Schnüdel, der im VIP-Zelt dabei war. Der Stellvertreter des Vorsitzenden Markus Wolf, der zusammen mit Benjamin Liebald in Dortmund live weilte und der brav klatschte, als das Los Sandhausen gezogen wurde, legt sich spaßhaft auf 380 Anhänger fest, die vom Gegner aus der knapp 15.000 Einwohner zählenden Gemeinde im Rhein-Neckar Kreis, Baden-Württemberg, mitreisen werden. Exakt 6731 Zuschauer sahen im Schnitt die 17 Heimspiele von Sandhausen in der abgelaufenen Zweitliga-Saison – die wenigsten der 18 Vereine der Liga.


„Ich kenne keinen Spieler von denen“, musste Öser spontan zugeben. Marco Knaller steht bei Sandhausen im Tor. Das Los war für die Schweinfurter augenscheinlich aber keines, auch wenn sich Trainer Gerd Klaus im Vorfeld genau diesen Gegner gewünscht hatte. Nur vier Mannschaften der 2. Bundesliga (Düsseldorf, Nürnberg, Kaiserslautern, Aue) schnitten als mögliche Rivalen sportlich letzte Saison noch etwas schlechter ab. 22 von 34 Partien hat der SVS nicht verloren. Und dennoch: „Von allen schlechten Gegnern ist das noch der beste. Denn Sandhausen kann der FC 05 schlagen“, denkt mit Michael Bauer, Sportredakteur vom Schweinfurter Tagblatt, ein Experte.

Muster
Gaspreis
Hotel

In der Tat. „Die Chance, einen Großen aus der Bundesliga zu empfangen, besteht nach wie vor“, denkt auch Jens Öser. „Dafür müssen wir natürlich gegen Sandhausen gewinnen. Der Trainer wird sicherlich alles tun, um die Mannschaft auf diesen Gegner einzustellen“, sagt der 2. Vorsitzende, der daran erinnert: „Es ist trotzdem das wichtigste Spiel des Vereins der letzten 15 Jahre!“ Glaubt auch beispielsweise Michael Bauer. Es liege nun eben am FC 05, die Partie der ersten Runde, die vom 11. bis 14. august ausgetragen wird, entsprechend zu vermarkten.


Als Sebastian Kehl die Paarung als exakt 17. von 32 gezogen und DFB-Präsident Reinhard Grindel die Namen genannt hatte, ließ die Aufmerksamkeit im VIP-Zelt danach merklich nach. Ösers Traumlos Borussia Dortmund zog viel später der 1. FC Rielasingen-Arlen. Auch Stadionsprecher Jürgen Marten hätte nichts gegen die Boruissa gehabt, sagte aber vorher schon, dass er nichts gegen die Sandhausener hätte. „Weil die schlagbar sind und wir die Chance auf ein zweites Spiel haben!“

Tanja Krapf vom VIP-Team hätte wie viele andere natürlich nichts gegen Bayern München gehabt. Doch den Rekord-Pokalsieger erwischte früh der Chemnitzer FC. Sponsor Sergej Chevalier (Auto Löffler) wollte Schalke 04, über das sich ganz spät der BFC Dynamo Berlin freuen durfte. Max Killian plädierte für den 1. FC Köln, „weil das Willy-Sachs-Stadion das einzige in Deutschland ist, in dem Anthony Modeste kein Tor erzielen würde“. Doch die Geißbockelf und ihren französischen Goalgetter empfängt nun der Leher TS aus Bremerhaven und aus Deutschlands ärmsten Stadtteil mit fast 40 Prozent Arbeitslosen.


Manfred Geiling vom VIP-Team hätte sich auch über Dramstadt 98 (spielt bei Jahn Regensburg) gefreut, weil er Lilien-Neuzugang Kevin Großkreutz gut kennt „und weil es in Schweinfurt kein Nachtleben gibt“, so der Chef vom Subway am Georg-Wichtermann-Platz grinsend. Fan Andreas Staude wollte unbdingt mal den FC St. Pauli Hamburg in Schweinfurt sehen, der nun zum SC Paderborn reist. Heinz Schröttle, dem Mädchen für alles beim FC 05, war´s „egal, weil wir ja eh nicht das Glück haben, den FC Bayern zu ziehen!“ Stimmt!

Einer hoffte gar auf den nun auf die SpVgg Unterhaching treffenden FC Heidenheim: Jürgen Montag, Schweinfurts städtischer Referent, der aus Heidenheim stammt und der in seiner Jugendzeit sogar mal für drei Jahre arbeitete, als der noch in den Fußball-Niederungen spielte. Klappte aber auch nicht. In den vorher genannten „Wurst-Käse-Szenarien“ stand der Zweitligist bei vielen Fans aber auch ganz weit oben auf der „Bloß nicht“-Liste.


„Absteiger“-Rufe und Gelächter erntete der TSV 1860 München, der als erstes Los gezogen wurde. Der FC Ingolstadt als Gegner wäre auch nicht so der Bringer gewesen für die Schnüdel. So nach und nach entschwanden dann mit den Bayern, mit dem Club, dem HSV, der Hertha aus Berlin, Stuttgart, St. Pauli, Köln, Mönchengladbach oder Werder Bremen (Los 16 vor dem FC 05, auch für die Würzburger Kickers gab´s dafür Buh-Rufe) die Traumgegner. Ehe die Schnüdel an der Reihe waren und es danach gar keine Rolle mehr spielte, dass beispielsweise der SV Morlautern auf die SpVgg Greuther Fürth trifft. Das Kleeblatt gastiert am Sonntag, den 25. Juni, 14 Uhr, zum ersten Testheimspiel der Schweinfurter im Willy-Sachs-Stadion.


„Hätte, hätte, Fahrradkette…“ – Vizepräsident Jens Öser versuchte ganz schnell, sich an das Los Sandhausen zu gewöhnen und erinnerte an den möglichen Siegeswillen des FC 05, der im eigenen Stadion vor 28 Jahren ja schon mal mit Blau-Weiß Berlin einen Zweitligisten aus dem Rennen warf. Bei 7000 anfeuerenden Fans wäre das wieder möglich. Zunächst mal freilich startet das Team kommenden Samstag, 17. Juni, ab 10.30 Uhr ins Training auf die anstehende Runde. Schon am Mittwoch, 21. Juni, 18.30 Uhr, steht beim Kreisligisten FC Haßfurt der erste Test auswärts an. Auch an der Flutbrücke werden die Grün-Weißen Werbung machen für den Pokal.



Powered by 2fly4 Entertainment
Alle Angaben ohne Gewähr!
Fotos sind ggf. beispielhafte Symbolbilder!
Kommentare von Lesern stellen keinesfalls die Meinung der Redaktion dar!

Schreibe einen Kommentar

Pixel ALLE Seiten