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Ein echtes „Metzgerspiel“: Sieben Tore, Schnüdel-Niederlage – und ein verbaler Gipfel bei der Pressekonferenz

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SCHWEINFURT – Sportlich war´s kein echter Leckerbissen. In der Punkterunde der Fußball-Regionalliga bleiben die Schnüdel mit dem 3:4 gegen Memmingen weiter auf Talfahrt, holten nur noch zwei Punkte aus fünf Partien ohne Sieg. Drei Tage nach dem Pokal-Triumph beim selben Gegner hatten freilich die Nachwirkungen daraus das noch größere Potenzial im Anschluss an eine Partie mit ohnehin vorhandenem Unterhaltungswert.

Das, was sich rund um das 3:2 der Schweinfurter am Dienstagabend ereignete, hatte also ein Nachspiel. „Haubentaucher“ nannte Memmingens Trainer Stefan Anderl den Schiedsrichter Florian Badstübner. „Junger Vollpfosten“ ebenso. Und den FC 05-Trainer Gerd Klaus soll er als „größte Pfeife, die es gibt“ bezeichnet haben. Schon auf dem Platz muss Anderl gegenüber Klaus angedroht haben, er bringe „alle meine Metzger mit“ nach Schweinfurt zum schnellen Wiedersehen. Schweine schlachten und so. Nette Wortspielerei, freilich unter der Gürtellinie.

Das mit den Metzgern gibt Anderl sogar zu. Weil er erregt war, sich benachteiligt fühlte, seinem Gegenüber vorwarf, die Rote Karte für den Memminger Branko Nikolic provoziert zu haben. Die anderen Aussagen freilich tätigte der Coach der Schwaben angeblich nur unter vier bis sechs Augen unter anderem mit FCM-Pressesprecher Andreas Schales im Vereinsheim, wo eigentlich eine Pressekonferenz stattfinden sollte. Die aber fiel aus, weil sie von Gerd Klaus wie schon die in der letzten Saison in der Punkterunde boykottiert wurde.

Und dann war´s eben so, dass Anderl mit Seinesgleichen plauderte und sich unbeobachtet fühlte. Jedoch weilte mit Michael Bauer der Vertreter von der Main-Post / Schweinfurter Tagblatt laut Anderl unbemerkt für die Memminger ebenso im Raum – der Journalist stellt es so dar, als wäre das nicht so gewesen – und notierte sich jedenfalls die Aussagen des Trainers. Weil die natürlich schon Brisanz hatten und alles andere als soverän wirkten. Im Gegenteil. Und weil das alles so veröffentlicht wurde, musste sich Stefan Anderl einiges anhören in Schweinfurt. „Metzger“ und so.

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Das gipfelte in der nach außen auf den Vorplatz des VIP-Zeltes übertragenden Pressekonferenz. Als Anderl mit seinem Statement begann, buhte draußen hörbar die Meute. Und dann war es um den Memminger geschehen. „So viel Aufmerksamkeit freut mich und tut mir gut“, fing er noch harmlos an, um dann gegen den Berichterstatter auszuholen. „Ein unglaublicher Schmierfink“ sei Bauer, „der setzt sich einfach in den VIP-Rraum und hört mir zu, wie ich mit anderen Leuten rede. Eines der Zitate ist nie gefallen. Ich frage mich, ob das seriöser Journalismus ist. Das ist eine Boulevardpresse, unterste Schublade“, lederte Anderl gegenüber Mainpost / Schweinfurter Tagblatt. Und hatte dann ganz viele Seitenhiebe gegenüber der FC 05-Truppe parat. „Die reifere und individuell bessere Mannschaft hat heute leider Gottes verloren. Wir sind eine reine Amateurtruppe mit heute sechs Mann, die letzte Saison noch in der Landesliga spielten. Und jetzt stehen wir in der Tabelle sieben Punkte vor den Schweinfurtern mit ihren Drittliga-Profis!“

Dass der angesprochene Michael Bauer („ich suche gerade nach dem Niveau!“) danach nur Schweinfurts Trainer Gerd Klaus weitere Fragen stellte, mag nachvollziehbar sein. Weniger freilich verständlich aus Sicht des Journalismus ist der Bericht dazu von Bauer-Freund Michael Kittel auf dem Fußballportal fupa.net / bayliga.de: Denn dort steht, Anderl hätte die Berichterstattung „der Lokalmedien“ (Plural!) und „die Lokalreporter“ (Plural!) angegriffen. Das tat er aber nicht! Er meinte ausdrücklich nur die Mainpost / Schweinfurter Tagblatt. Und äußerte sich auch genau so in aller Deutlichkeit. Das falsche Zitieren hierzu stellt alle Schweinfurter Medien unter einen Generalverdacht. Ohne dass an dieser Stelle die Berichterstattung der Tageszeitung gewertet werden soll.

Doch zum Sportlichen: An seinem 23. Geburtstag gelang Stefan Schimmer nach einem Foul von Kevin Fery an ihm selbst nach einer Viertelstunde für Memmingen das 0:1. Daniel Eisenmann erhöhte, Marino Müller verkürzte für nicht schlechtere Schnüdel, bei denen die fünf Bankdrücker von ersten Aufeinandertreffen (Janz, Bauer, Löschner, Golla und eben Müller) von Beginn an aufliefen. Nach der Pause und einem Dreifach-Wechsel schlug nochmals Marino Müller eiskalt zu. Doch Geburtstagskind Schimmer machte im Gegenzug und später nochmals das 2:3 und das 2:4. Marino Müllers Pfostenschuss in der 90. Minute war auch deshalb bedeutend, weil Christopher Kracun später nochmals mit einem Traumschuss in den Winkel verkürzte.

„Dass Memmingen so weit oben steht ist eine Top-Leistung – und das meine ich wirklich so“, lobte Gerd Klaus den Gegner und rechtfertigte sich danach. Das mit dem „Metzger“ wollte er eigentlich gar nicht verraten. „Wenn der Schiedsrichter abpfeift, dann sollten solche Geschichten an sich vergessen sein!“ Wettbewerbsverzerrung, wie sie die Memminger den Schweinfurtern vorwarfen, weil diese beim 0:5 bei Nürnberg II mit der Reserve antraten, wollte Klaus auch nicht gelten lassen. „Weil sich der Club auch dann mit uns messen kann, wenn wir vollzählig sind!“ Platz sechs in der Liga zu erreichen werde nun schwer für den FC 05, wenn nur zehn Prozent an Einstellung fehlen und die Konzentration auf Burghausen liegt.

Ein Sonderlob bekam Marino Müller ab. „Er mault nie, er ist ein super Weggefährte. Er hat seine Chance am Schopf gepackt“, freute Klaus die Leistung des 24 Jahre alten Bergrheinfelders, der nun auf drei Saisontore kommt und der die verletzungsbedingte Abwesenheit der Stürmer Nic Görtler und Adam Jabiri für Werbung in eigener Sache nutzte. „Ich bin seit über einem Jahr verletzungsfrei und topfit, durfte bisher leider nicht wirklich lange ran“, sagt Müller selbst. Weitere Gespräche stehen noch an, es ist allerdings unwahrscheinlich dass der einstige Fürther den Weg des FC 05 ins Profitum wird mitgehen können. Zumindest in den nächsten Ligaspielen wird er sich aber noch zeigen dürfen.

Zu 100 Prozent sicher ist der Klassenerhalt für den FC 05 noch nicht. Doch schon am Dienstag sollte das eigentlich klappen mit einem Sieg beim Nachholspiel bei Bayern Hof, das nächste Saison nach dem Abstieg kein Gegner mehr sein wird. Womöglich führt am Montag darauf auch die Reise vorerst letztmals zu Greuther Fürth 2. Auch die Mittelfranken sind abstiegsgefährdet. Das letzte Heimspiel um Punkte freilich am Freitag danach gegen Bayern München 2 wird schon mal ein Kräftemessen mit einem Rivalen der nächsten Saison, der dann auch den Aufstieg in die 3. Liga anvisieren wird.

Und dann? Endet beim FC Augsburg 2 die Saison. Ehe fünf Tage später das Pokalfinale bei Wacker Burghausen ansteht. „Wir konzentrieren uns auf noch ein einziges Spiel und wissen alle, wo das ist. Die Niederlage heute tut weh. Aber wir können mit ihr leben“, so Gerd Klaus. Leben kann er auch deshalb weiter, weil Stefan Anderl entgegen der Andeutung keine Metzger dabei hatte. Memmingens Trainer wurde durch den Hinterausgang aus dem VIP-Zelt gebracht und konnte sich danach wieder beruhigen.

Fußball-Regionalliga Bayern: 1. FC Schweinfurt 05 – FC Memmingen: 3:4 (1:2)
Schweinfurt: Paulus – Löschner (57. Paul), Janz (57. Billick), Bauer, Golla – Fery, Kracun – Willsch, Haller (57. Jelisic), Krautschneider – Müller; Trainer: Klaus.
Memmingen: Gruber – Zweckbronner, Schmeiser, Anzenhofer, Buchmann (76. Kircicek) – Krogler, Nikolic, Schad (65. Hoffmann), Eisenmann – Salemovic, Schimmer (88. Rietzler); Trainer: Anderl.
Schiedsrichter: Roman Potemkin (SV FRiesen).
Tore: 0:1 (16.) Schimmer (Foulelfmeter), 0:2 (28.) Eisenmann, 1:2 (31.) Müller, 2:2 (69.) Müller, 2:3 (71.) Schimmer, 2:4 (83.) Schimmer, 3:4 (90. + 3) Kracun.
Gelbe Karten: Bauer, Janz, Kracun, Haller, Golla – Anzenhofer, Schad, Zweckbronner.
Zuschauer: 902.



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