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Waldbergs historische Pokalpleite: „Unsere Ersatzspieler hatten ihre Kameras dabei!“

Keiler Helles

WALDBERG – Am 15. August jährt sich zum 20. Mal ein Erlebnis für einen kleinen Verein aus der unterfränkischen Rhön, der damals immerhin der Fußball-Landesliga spielte, das alle Beteiligten bis heute nicht vergessen haben. Die DJK Waldberg qualifizierte sich für die erste Runde im DFB-Pokal, zog mit dem FC Bayern München das große Los – und kassierte eine denkwürdige 1:16 Pleite.

Es war Volksfest-Stimmung angesagt. Nach der Auslosung stand das 600 Einwohner-Dorf am Fuße des über 900 Meter hohen Kreuzbergs kopf. Nicht viel mehr als 2000 Zuschauer hätte man auf dem DJK-Sportplatz unterbringen können. Da war klar, dass die Waldberger in ein großes Stadion ausweichen würden. Man entschied sich für Nürnberg. Drei Jahre zuvor machte es dort der TSV Vestenbergsgreuth vor, wie man die Bayern schlägt. 24.200 Fans sahen damals diese Sensation. Gar 35.500 kamen 1997 ins Frankenstadion. Nicht nur der halbe, sogar wohl der ganze Ort Waldberg reiste mit – inklusive Kapelle. Die sollte eigentlich den Bayern den Marsch blasen. Doch Giovane Elber und Mehmet Scholl stellten per Doppelschlag schnell auf 2:0 für den klaren Favoriten gegen den damaligen Fünftligisten. Als Peter Haase nach 16 Minuten zum Anschlusstor einköpfte, da deutete noch wenig auf das historische Resultat hin. Doch vor allem Elber, Carsten Jancker und Mario Basler wirbelten die Rhön-Elf danach in Grund und Boden.

Peter Hofmann, damals 29 Jahre alter Keeper und heute Osteopath, Physiotherapeut und Heilpraktiker, wollte an sich weniger als zehn Tore kassieren. „Ich habe gedacht, die sind drei Mann mehr auf dem Platz“, äußerte sich der heute unter anderem beim FC Schweinfurt 05 tätige Hofmann damals gegenüber dem Kicker über den Gegner.

Werner Dreßel, damals 38 Jahre alter Spielertrainer, sah´s locker. „Die Bayern haben volle Pulle gespielt. Die waren ja so gut. Da war doch klar, dass wir eine Packung kassieren! Aber 16 Gegentore kriegt man natürlich nicht immer. Doch die Atmosphäre war einmalige. Und eigentlich ging´s für uns nur darum, unseren Verein zu repräsentieren vor dieser Kulisse“, sagt Dreßel. „Wir haben wenigstens einen Treffer erzielt gegen die Münchner. Torschütze Peter Haase hat sich danach in einer Disco feiern lassen. Und unserer Auswechselspieler auf der Bank hatten alle Kameras dabei und ständig Fotos gemacht, wenn Mario Basler zu einem Einwurf an die Seitenlinie kam“, lacht der Ex-Profi heute, der später als Coach nach Fulda ging und danach in Fürth als Co-Trainer landete. Die DJK Waldberg klopfte später sogar mal an der Tor der damals viertklassigen Bayernliga, holte mit Lothar Buchmann für Dreßel einen prominenten Nachfolger. Trotz hoher Pokaleinnahmen begannen damals aber die finanziellen Probleme des Vereins. In der Saison 2000/01 zog man sich während der Saison aus dem Landesliga-Spielbetrieb zurück und startete neu in der Kreisliga.

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Heute spielt die DJK Waldberg in der Kreisklasse 2 in der Rhön und verpasste in der eben abgelaufenen Saison nur relativ knapp den Aufstieg in die Kreisliga. Immerhin 250 Zuschauer kamen zur letzten Partie gegen den VfB Burglauer. Das Endspiel um Relegationsplatz zwei endete mit einem 3:2 für die Gäste.

Überliefert ist ein 17:0 der Stuttgarter Kickers vor dem zweiten Weltkrieg gegen den VfB Knielingen. Doch dieses 1:16 der Waldberger war die höchste Klatsche der Neuzeit. 2004 kam der FC Schönberg 95 dem Resultat mit dem 0:15 gegen den 1. FC Kaiserslautern nochmals nahe. Ein Jahr zuvor schon kassierte der TSV Gerbrunn ein 0:14 gegen Wacker Burghausen. Ausgerechnet Gerbrunn vor den Toren Würzburgs – und damit ein weiterer unterfränkischer Underdog, der damals zur sportlichen Talfahrt von sogar der Bayernliga abwärts ansetzte.

Ähnliches muss der Chemnitzer FC heuer wohl nicht befürchten. Immerhin zogen die Sachsen mit dem FC Bayern das große Los. Schweinfurt 05, der geographische Nachbar der Waldberger, hätte sich für die erste Hauptrunde sicherlich einen anderen Gegner gewünscht als den SV Sandhausen…

Das fränkische Fußballportal www.anpfiff.info veröffentlichte diesen Beitrag mit vielen weiteren Fotos bereits vergangene Woche. anpfiff.info kümmert sich rund um die Uhr um die unterklassigen Fußballteams der Region in und um Schweinfurt. Die Spieler aus den niedrigen Ligen sind für das Portal die wahren Champions. Mit einem Schnupper-Abo kann man sich jederzeit gratis von der Qualität dieses Fußball-Magazins überzeugen.



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