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Der „Peppi“ ist noch nicht erledigt: Wieso Josef Eckmair trotz Kind und Job in Haßfurt noch ein paar Jahre bei den Mighty Dogs einplant

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Schweinfurt – „Ein bisschen Schwarz, ein bisschen Gelb, ihr seid die dümmsten Fans der Welt“, so erklang es letzten Sonntag nach Spielschluss, als Anhänger aus Sonthofen im Icedome eine Rauchbombe zündeten. Ein großes Polizeiaufgebot hatte danach noch alle Hände voll zu tun, drei Schweinfurter Sicherheitskräfte mussten sogar die Nacht im Krankenhaus verbringen. „Der ERC Sonthofen hat sich bei uns entschuldigt“, sagt Steffen Reiser, „aber der Verein kann ja nichts dazu. Die Gästefans waren an sich klasse – bis eben auf die paar Chaoten“, so Schweinfurts Sportdirektor vor dem zweiten Aufeinandertreffen am Freitag im Allgäu. Die Mighty Dogs würden mit Sieg zwei am liebsten den Sack zumachen und ins Finale sowie in die Eishockey-Oberliga einziehen. Bei einer Niederlage käme es am Sonntag im Icedome zu einem Show-down.

Nur Mark Dunlop (siehe weiter unten) dürfte den Schweinfurtern fehlen, „Wir werden versuchen, über das Traning wieder den Biss und die Konzentration zu entwickeln, die wir am Freitag brauchen werden, um auch in Sonthofen siegreich das Eis zu verlassen“, so Reiser. „Sehr, sehr wichtig werden die ersten zehn bis 20 Minuten des Spiels, da erwarten wir agressive und hochmotivierte Sonthofner, die vermutlich sehr viel Druck erzeugen wollen. Aber mit kühlem Kopf, der entsprechenden Zweikampfbereitschaft und Disziplin können wir bestehen und werden dann sicher Chancen auf den Sieg haben“, glaubt der Sportdirektor. Der erste Fanbus war schon am Dienstag voll, ob ein zweiter eingesetzt wird, entscheidet sich aktuell.

Geil auf die Oberliga ist auf alle Fälle auch Josef Eckmair. „Es reizt sehr, wir alle wollen hoch. Seit wir Hauptrundenmeister sind, spricht jeder in Schweinfurt darüber. Ganz so einfach aber wird es nicht. Und auch dann nicht, wenn wir erstmal oben sind. Wenn man sieht, dass Aufsteiger Erding heuer mit Abstand Letzter der Oberliga wurde…“, weiß der Leistungsträger der Mighty Dogs, der schon seit 2007 an Bord ist. Sieben Tore erzielte der Beppi (in seinem Pass steht die oberbayerische Version „Peppi“) in dieser Saison, gab 17 Vorlagen. „Ich muss keine Punkte sammeln“, sagt der 34-Jährige, „wir müssen als Team oben stehen. Ob ich 100 Punkte mache oder keinen, das ist egal, ich habe andere Aufgaben im Team.“ Eckmair meint damit: Junge Spieler anleiten, was ihm in der dritten Reihe gut gelang. „Pascal Schäfer, Martin Dürr oder Michéle Amrhein hat das gut getan“, weiß der Allrounder, der immer wieder da aushelfen muss, wo Not am Mann ist. Zuletzt spielte er Verteidiger im zweiten Block neben Markus Koch. „Ich warte noch drauf, dass ich mal ins Tor darf“, scherzt er und sagt dann, dass er noch ein Spieler der alten Schule ist. „Wenn man zu mir sagt „spring!´, dann frage ich nicht ´warum?´, sondern ´wie hoch?`“, drückt Eckmair es aus. Er hätte auch sagen können: „Ich spiele da, wo der Trainer mich aufstellt!“

120 Partien in der DEL absolvierte der gebürtige Schlierseer, die meisten für Rosenheim, ein paar für die Berliner Eisbären. Vor rund zehn Jahren verschlug ihn die Karriere nach Haßfurt, wo er längst sein zweites Zuhause hat und wo er in der Bäckerei Jüngling, die seine Lebensgefährtin Julia betreibt, fest beruflich gebunden ist. Ledig ist Eckmair noch, „nicht erledigt“, wie er spaßt. „Frau“ nennt er seine Julia trotzdem, auch wenn beide (noch) nicht heirateten. Trotz Josefina, die seit letzten Sommer die kleine Familie ergänzt. Ein Job in der Backstube, ein Kind, dazu semiprofesionelles Eishockey demnächst vielleicht in der Oberliga – das schlaucht natürlich und deshalb zögerte sich seine Vertragsverlängerung letzte Saison auch hinaus. „Da waren meine Gedanken woanders“, sagt er. Beim Nachwuchs eben, der nun gesund auf der Welt ist und der einiges an Organisationstalent erfordert. „Meine Frau ist nachts in der Backstube, am Morgen übergebe ich dann das Kind“, schildert Eckmair den Alltag.

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Die Mighty Dogs machten ihm sogar das Zugeständnis, am Dienstag nicht trainieren zu müssen. „Das war sehr nett. Ich habe aber abgelehnt, weil es das brauche, um meine Leistung bringen zu müssen“, erzählt er und spricht vom Spaß am Eishockey in Schweinfurt und seinen noch vorhandenen Ehrgeiz, weshalb er dem Werben der Haßfurter widerstehen kann. „Da wäre ich in fünf Minuten zu Fuß an der Eishalle, nach Schweinfurt sind es einfach immer 30 Kilometer“, vergleicht Eckmair. „Aber bei den Mighty Dogs haben die Verantwortlichen die letzten Jahre eine sensationelle Arbeit gemacht.“ Und deshalb gab´s auch schon die ersten Gespräche und quasi fast schon eine Einigung für eine weitere Saison im Icedome und mit Auswärtsfahrten – vielleicht bald wieder nach Selb, Regensburg, Peiting oder Passau.

„Früher war man als Eishockeyspieler eine Nutte und ist dahin gegangen, wo es das meiste Geld gab“, sagt Eckmair. Nach seiner Zeit in Haßfurt stand er für München, Bad Nauheim, Ravensburg und Leipzig auf dem Eis, ehe der Kontakt zu Schweinfurt zustande kam. „Ich will noch spielen, so lange ich Lust darauf habe. Und momentan ist die Lust groß auf mindestens noch ein oder zwei Jahre. Vielleicht werden´s auch noch drei oder fünf!“ Und danach? Natürlich reizt Eckmair die ate Heimat. „Fast täglich“ telefoniert er mit seiner Familie in Schliersee, „über´s Wochenende hinfahren kann man im Winter ja schlecht. Aber wann immer mal für ein paar Tage Zeit ist, geht´s in die Berge“, strahlt er. Skistar Markus Wasmeier („der wohnt schräg gegenüber“) kennt Eckmair gut und seine Eltern betreiben eine Gastwirtschaft im Ferienort. Der „Jodler Peppi“ ist regional bekannt und auf seine Art genauso ein Idol wie der Sohnemann in Schweinfurt als Typ auf und abseits der Eisfläche.

Bitter auf alle Fälle – und damit zurück zum anstehenden Wochenende – ist für die Mighty Dogs, dass ihnen Mark Dunlop bis Saisonende fehlen wird. Der Verteidiger wurde laut Strafantrag nach seiner Matchstrafe aus dem Spiel in Memmingen bis einschließlich 2015 (!) gesperrt, weil der BEV sein Vergehen als Angriff auf den Schiedsrichter wertete. Dunlop kündigte bereits an, in die vierthöchste nordamerikanische Liga zu wechseln, wo diese Sperre nicht gilt. Im Heimatland seines Vaters will er auch beruflich Fuß fassen. Die Mighty Dogs wollten an sich „solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist über die Höhe keine Angaben machen“ (Reiser) und im Namen von Mark Einspruch einlegen. Doch durch das Vorpreschen des Spielers, der die Sperre öffentlich übers Internet verbreitete, dürfte sich dieses Vorhaben erledigt haben. „Damit hat er seine Chance auf eine Strafmilderung mal richtig reduziert“, glaubt Steffen Reiser.

Eishockey-Bayernliga, Play-off-Halbfinale:
ERC Sonthofen Bulls – ERV Schweinfurt Mighty Dogs (Freitag, 20 Uhr)
ERV Schweinfurt Mighty Dogs – ERC Sonthofen Bulls (eventuell am Sonntag, 18 Uhr, Icedome)

Die Mighty Dogs vor dem Halbfinale:
Tor: Benjamin Dirksen, Ole Swolensky.
Abwehr, Simon Knaup, Jonas Knaup. Markus Koch, Andi Kleider, Pascal Schäfer, Beppi Eckmair.
Sturm: Igor Filobok, Alex Funk, Mikhail Nemirovsky, Marcel Juhasz, Jens Feuerfeil, Teemu Koskinen, Michéle Amrhein, Stefan Schrimpf, Martin Dürr, Timo Ludwig, Georg Lang.
Es fehlt: Mark Dunlop (gesperrt).



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