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Ein erfahrener Teamplayer: Bastian Stegers sportliches Highlight war natürlich die Bronze-Medaillen bei Olympia

Keiler Helles

BAD KÖNIGSHOFEN – Auch für Kilian Ort vom Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen hat sich ein Traum erfüllt: In der nächsten Saison spielt neben ihm mit Bastian Steger ein zweiter Nationalspieler in der Mannschaft.

Ich hab´ ihm schon gesagt, dass ich mich freue, wenn das Fernsehen nach einem Spiel zum Interview kommt, dass wir mit ihm einen zweiten Spieler haben, der Deutsch spricht und nicht immer ich ran muss. Wir haben jetzt zwei Jahre mit einer blutjungen Mannschaft gespielt. Davor haben wir mit Vyborny/Klasek gesehen, wie gut es ist, wenn man Spieler mit Erfahrung und Ruhe dabei hat. Eine Stütze sein, das kann der Basti sehr gut. Über seine spielerische Klasse brauchen wir nicht diskutieren. Ich denke, er ist der beste Bayer, der je einen Tischtennisschläger in die Hand genommen hat.“

Mit Bastian Steger, dem Neuzugang für die nächste Saison, führten wir dieses Gespräch.

Frage: Sie wurden mit neun Jahren Deutscher Mini-Meister, mit 30 erstmals Deutscher Meister, mit 35 zum zweiten Mal Medaillengewinner bei Olympia in Rio. Wann und bei wem begannen Sie mit systematischem Tischtennistraining?

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BASTIAN STEGER: Ich hatte einfach das große Glück, dass mein Papa unheimlich viel vom Tischtennis versteht. Er hat mir das auf eine Art und Weise beigebracht, die irgendwo zwischen Vater und Trainer lag. Das weiß man erst später zu schätzen, wie gut er das gemacht hat und wie wertvoll das war. Er war schon sehr hart im Training. Das musste auch sein, wenn man weiterkommen wollte. Aber auch wieder nicht so sehr, damit der Spaß verloren gegangen wäre. Ich glaube, das muss extrem schwer für einen Vater sein. Das ist so ein Kreislauf. Du musst hart trainieren und es soll dennoch Spaß machen. Wenn du dann Erfolge hast, auch schon auf ganz unterer Ebene, dann macht es Spaß und du bist bereit härter zu trainieren. Das hat mein Papa überragend gemacht und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Wann das war? Das fing sehr früh an, vielleicht als ich in die Schule kam und hat sich sukzessive gesteigert, ohne dass ich es merkte. So richtig Richtung Profi, das kam erst später, so etwa mit 16. Ich bin dann aber nicht, wie von anderen Trainern gefordert, in ein TT-Internat gegangen. Da hat der Papa gesagt, du bleibst mal schön daheim und machst erst deine Schule und dein Abitur. Das war erst mal das Wichtigste. Ob´s mit Tischtennis klappt, ist immer ein Risiko. Heute denke ich, es war die richtige Entscheidung und es hat so auch ganz gut funktioniert.

Haben Sie zunächst als Kind auch andere Sportarten betrieben?

STEGER: Aber natürlich! Ich habe Fußball gespielt und Tennis. In den ersten Jahren habe ich Tennis und Tischtennis gleich viel gespielt, im Winter mehr Tischtennis, im Sommer hat´s mir draußen besser gefallen.“

Welcher Trainer außer Ihrem Vater Johann hat Sie am meisten geprägt bzw. vorwärts gebracht?

STEGER: Das war die Zeit in Frickenhausen von 2006 bis 2010 bei Jian Xin Qiu, der ebenfalls seine Söhne Liang und Dang Qiu ausgebildet hat. Da war ich schon 25, als ich zu ihm kam. Man nimmt in dem Alter den Input auf einem anderen Level auf als wenn man jünger ist, und das war sehr wertvoll, hat mir noch einmal einen Schub gegeben.

Welcher Ihrer vielen Erfolge bei allen möglichen nationalen und internationalen Meisterschaften ist für Sie am wertvollsten und welcher ist mit den schönsten Erinnerungen verbunden?

STEGER: Es ist kein Zufall, dass es für beides die selbe Antwort gibt. Natürlich steht Olympia über allem. Das ist der Traum eines jeden Sportlers von klein auf, da einmal dabei zu sein und dann auch noch eine Medaille zu gewinnen. Dass mir das zwei Mal gelungen ist, überstrahlt alles.

Sie haben damit zur nächsten Frage übergeleitet: Was macht Ihnen am meisten Spaß, Einzel, Doppel oder Mannschaft?

STEGER: Genau. Das in London und in Rio war mit der Mannschaft. Ja, hier macht Tischtennis am meisten Spaß. Es hat zwar alles seinen Reiz. Wenn man aber für das Team spielt und kämpft, dann ist das schon noch mal ein anderes Gefühl als wenn du für dich alleine spielst. Da ist es ja so: Wenn du dein Einzel verlierst und die Mannschaft gewinnt trotzdem, dann hast du ja doch dein Erfolgserlebnis.

Sie haben in 28 Jahren Tischtennis in sieben Vereinen, davon in vier Bundesligaclubs gespielt und zwar immer eine längere Zeit. Wo war es am schönsten?

STEGER: Wirklich, ich hatte überall eine schöne Zeit. Ich kann nicht sagen, dass es mir irgendwo gar nicht oder nicht so gut gefallen hat. Es ist immer ziemlich gut gelaufen, was man nicht unbedingt erwarten kann. Wie es so was gibt? Man muss sich nur ein bisschen anpassen, dann funktioniert das. Es hat aber auch immer viel gepasst, vom Umfeld, vom Verein und von der Mannschaft. Wenn das stimmt, kann man auch erfolgreich sein. Hört sich einfach an, ist aber so.

Hatten Sie irgendwann oder haben Sie vielleicht auch heute noch ein sportliches Vorbild?

STEGER: Ja klar, wie viele andere auch „Waldi“, den Schweden Jan Ove Waldner, mit seiner Genialität. Heute auch noch, aber nicht nur einen. Es ist eher so, dass du dir Details von anderen Spielern heraus pickst, die sie besonders gut machen. Und dann überlegst du, welche du übernehmen kannst und versuchst, sie genau so gut zu machen.

Sie sind von Beruf Tischtennisspieler, werden aber sicher noch Zeit für das eine oder andere Hobby haben.

STEGER: Ich spiele immer noch gern Tennis. Im Sommer gibt’s eigentlich nichts Schöneres, als bei schönem Wetter auf dem Tennisplatz zu stehen. Radfahren gehört noch dazu, Freuden treffen, Autos mag ich auch gern.

Sind Sie viel in Ihrer Oberpfälzer Heimat? Von Bremen, wo Sie spielen, sind es 650 km, von Düsseldorf, wo Sie trainieren, 550 km.

STEGER: Eher wenig. An Weihnachten und im Sommer. Sonst ist ja keine Gelegenheit, ist sie bzw. war sie zu weit weg. Von Bad Königshofen aus sind es nur noch 230 km. Da ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass man mal daheim vorbei schaut.

Sie sind heute zum vierten Mal in Bad Königshofen: Zum ersten Mal mit Kareth-Lappersdorf in der Landesliga Nord vor 23 Jahren, dann zwei Mal mit Werder Bremen in der Bundesliga, heute zur Vertragsunterzeichnung. Warum ausgerechnet Bad Königshofen?

STEGER: Dank der Gespräche, die ich mit Andy Albert und Udo Braungart geführt habe. Wobei ich anfangs etwas skeptisch war, weil ich nicht dachte, dass das realistisch ist und was draus werden würde. Erst als Andy nicht nachließ, merkte ich, dass er es ernst meinte. Natürlich hatte ich bei den zwei Gastspielen die ganze Euphorie des Vereins mitbekommen, dieses Feuer, von dem jeder sprach, der schon mal dort gespielt hat, und es hat mich sehr bewegt. Man kennt sich ja in der Liga, und jeder spricht davon, dass die Stimmung in der ShakehandsArena und das Publikum einzigartig, ja sensationell sind. Ich glaube, das tut einem als Spieler gut, wenn man so ein Umfeld hat und man kann so noch ein paar Prozente mehr aus sich heraus kitzeln. Das braucht man als Leistungssportler immer. Es darf keinen Stillstand geben und man darf nicht sagen können, jetzt wird’s zu ruhig und langweilig. Das ist gefährlich. Man braucht immer eine neue Herausforderung, um sich selber zu beweisen. Ich glaube, dass das Umfeld hier und die Möglichkeiten sehr gut sind, dass ich gute Leistungen bringen und den Zuschauern einiges zurück geben kann. Bremen verlasse ich mit einem weinenden Auge, hatte da eine schöne Zeit. Doch ich spiele jetzt meine 20. Saison als Profi und es ist die richtige Zeit, eine neue Aufgabe und einen neuen Kitzel zu suchen.

Wie lange meinen Sie, dieses derzeit sehr hohe Niveau halten zu können?

STEGER: Das zu beantworten ist ja wie ein Blick in die Glaskugel. Wenn Sie damit mein Alter ansprechen, kann ich sagen, es ist nur eine Zahl. Ich weiß nicht, wie man glaubt, sich mit 37 fühlen zu müssen. Natürlich denkt man schon mal drüber nach. Ich für meinen Teil fühle mich sehr gut. Mein Körper hat mich all die Jahre selten im Stich gelassen und ich denke, ich kann schon noch ein paar Jährchen mithalten, auch wenn die Liga immer stärker wird. Ich traue mir zu, dass ich noch, ich will mich nicht festlegen, eine gute Zeit auf hohem Niveau mithalten werde.

Welche Ziele, welche Aufgaben setzen Sie sich in dieser Mannschaft?

STEGER: Das ist gewiss eine etwas andere Aufgabe als bisher. Ich freue mich riesig darauf, den jungen Spielern hier als Routinier zu helfen. Ich war ja selber mal in der Situation, als junger Spieler von älteren geführt zu werden. Als junger Spieler fehlt es dir noch an Erfahrung im mentalen Bereich. Da kann dir der ältere Ruhe geben, die Nervosität und Hektik nehmen und sagen, so oder so kannst du die Situation lösen. Das kann schon viel bringen. Und wenn das jemandem hilft, was ich ihm sage, bereitet das mir selber auch Freude.

Ganz spontan Ihr erster Eindruck von Bad Königshofen?

STEGER: …könnte besser nicht sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Rudi Dümpert für sw1.news



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