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Eishockey „pervers“ und viel Aufwand für wenig Ausbeute: Warum das Dach des Icedomes am Sonntagabend nicht herunterflog

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SCHWEINFURT – Nun klappt´s noch nicht mal mehr im Penaltyschießen. Das war einst die große Stärke der Mighty Dogs. Doch am Sonntagabend entführten die Gäste aus Deggendorf den Zusatzpunkt, weil keiner der drei Schweinfurter Schützen traf. Wenigstens zwei Zähler hätten die Fans sicherlich noch für gut befunden nach einem mal wieder recht merkwürdigen Spiel.

Sogar „pervers“ nennt es Steffen Reiser. „Wenn wir Sekunden vor dem Ende das 4:3 machen, dann eskaliert es im Stadion, dann fliegt das Dach runter“, sagt der Sportchef nach einem Match mit einem 0:3-Rückstand der Hausherren nach dem ersten Drittel. „Wir haben druckvoll gespielt, waren aber defensiv nicht mit dem Kopf bei der Sache“, so Reiser. Deggendorf nutzte alle seine Chancen aus. Und so war die Partie nach 20 Minuten eigentlich schon entschieden. Ehe Markus Koch sich ein Herz fasste und in der 31. Minute wenigstens das 1:3 schoss. Das ganze Dilemma der Mighty Dogs trat Ende des zweiten Abschnitts zutage, als eine 5:3-Überzahl fast wirkungslos verpuffte. Unter den endlich mal wieder über 1000 Zuschauern hörte man das Murren. Als Igor Filobok in Überzahl und Mikhail Nemirovsky noch später zum 3:3 ausglichen, da zeigte sich das, wozu diese Mannschaft in der Lage ist. Fast fiel gar noch das 4:3. Doch dann gewannen die Gäste das Penaltyschießen.

Mighty Dogs - Deggendorf 0Deggendorf zog an den Mighty Dogs vorbei. Die holten am Doppel-Wochenende gerade mal einen von sechs Punkten gegen das bisherige Schlusslicht, kommen mit den Kellerkindern generell anscheinend nicht zurecht. „Natürlich müssen wir gerade zuhause die direkte Konkurrenz eigentlich schlagen. Wobei Deggendorf da unten eigentlich auch nichts verloren hat“, sagt Steffen Reiser angesichts des Kaders der Niederbayern und deren fehlenden Leistungsträgern zu Saisonbeginn, die nun eben wieder an Bord sind. So wie das auch bei den Schweinfurtern der Fall ist. „Möglichst schnell“, weiß Reiser, muss die ERV-Crew nun wirklich das bei den Spielen auf´s Eis bringen, was man sich beim Training erarbeitet. Reiser spricht von einer „Wirkungsverzögerung“ nach zuletzt vielen guten Einheiten. Die nächsten Wochen muss der Bann gebrochen werden. Coach Jukka Ollila steht dabei außerhalb jeder Diskussion.

Mighty Dogs - Deggendorf 1Dafür kritisieren die Fans. Einerseits die „Zwillinge“ Vitali Stähle und Mikhail Nemirovsky, wobei gerade der Kapitän und Nemo überragende und unverzichtbare Waffen sind. Andererseits grundlos Torjäger Igor Filobok und die beiden Kontingentspieler, wobei Jakub Vojta eben erst nach langer Verletzung an Bord kam. Lukas Rindos aber wartet als ausländischer Stürmer weiter auf sein erstes Tor dieser Saison. „Natürlich sind wir mit seiner Leistung nicht zufrieden. Er ist aber im Kopf blockiert“, sagt Steffen Reiser. „In der Birne kaputt“, drückt er dann noch drastischer aus und meint damit die Verzweiflung des Tschechen, der freilich alles versucht, der aber einfach nicht an das Niveau der letzten Saison herankommt.

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Wenn´nicht läuft, dann fragen die Fans. Warum mit Pascal Schäfer und Niklas Zimmermann Eigengewächse nun draußen sitzen, während ein Oliver Dam ohne Wirkung spielt. „Schäfer ist außer Form“, weiß Reiser, „und Oliver ein bisschen besser als Niklas. Außerdem kostet er uns nichts, weil er bei uns Spielpraxis sammeln will.“

Mighty Dogs - Deggendorf 2Nochmals personell nachlegen können die Mighty Dogs nicht. „Zu 99 Prozent wird nichts passieren, weil die Torwart-Position schon ein Kraftakt war und wir nach der Verpflichtung von Martin Fous keine finanzillen Ressourcen mehr haben.“ Auch der mal wieder ins Spiel gebrachte, inaktive Peppi Eckmair sei kein Thema. Weil er derzeit gar nicht trainiert „und wir ja auch nicht wissen, ob er ein Heilsbringer wäre“ (Reiser).

Nächster Versuch kommenden Freitag. Der EC Peiting reist als Siebter an, schaffte am Wochenende aber zumindest einen Sieg gegen Tabellenführer Freiburg. Danach geht es für die Mighty Dogs am Sonntag zum Derby nach Bayreuth. „Das wird wieder ein Hammer-Wochenende“, sagt Reiser. Angesichts der Euphorie beim Team von Sergej Waßmiller dürften an die 2000 Fans in den Käftig der Tigers kommen. Am letzten Wochenende fegten die Oberfranken als jetzt schon Vierter den EHC Klostersee mit 5:0 und 6:0 vom Eis. Fast schon pervers, dass die Grafinger als Achter gerade mal fünf Punkte mehr auf dem Konto haben als die Mighty Dogs. Die versemmelten also ihr jüngstes Wochenende – und rückten dennoch näher an die Play off-Plätze heran.

Hier noch der offizielle Bericht des Vereins unter der Überschrift „Viel Aufwand für wenig Ausbeute“:

Mighty Dogs - Deggendorf 3Die Hoffnung, gegen die selbst gebeutelten Niederbayern eine Art Befreiungsschlag landen zu können, erfüllte sich nicht. Nur ein Punkt aus den beiden Begegnungen mit dem vor diesem Wochenende noch Tabellenletzten, das ist enttäuschend. Und natürlich viel zu wenig. Zufrieden damit kann man selbst dann nicht sein, wenn man das Aufholen von drei Gegentoren mit einbezieht.

Dabei waren die ohne Pascal Schäfer angetretenen Dogs von Beginn an um Schwung in der Offensive bemüht. Es wurden Positionen gewechselt und schneller der Abschluss gesucht als in den Vorwochen, allerdings ohne Sandro Agricola im Tor von Fire allzusehr gefährden zu können. Die Chancen eröffneten sich vielmehr für die Gäste, die von der schlampigen Defensivarbeit des ERV profitierten: Viel zu leicht wurde es Deggendorfs Stürmern gemacht, frei vor dem Schweinfurter Kasten zum Schuss zu kommen. Die drei Gegentreffer waren die zwangsläufige Konsequenz daraus, wobei es auch noch mehr hätten sein können. Martin Fous, der Benni Dirksen gut vertrat, war da kein Vorwurf zu machen.

Das zweite Drittel zeigte schon, wo es hinging – Deggendorf stand jetzt etwas tiefer und ließ die Dogs mehr oder weniger versuchen, anzurennen. Es wurde aber bald klar, dass sie mit spielerischen Mitteln die Deckung der Gäste wohl kaum durchbrechen würden, dazu fehlten bei der derzeitigen Form die Mittel.  Schon im Aufbau vermisste man eine gewisse Souveränität, eine Art Selbstverständlichkeit bei oft einfachen Zuspielen. Immerhin wurde nach hinten nun besser aufgepasst, und die Konter von Fire waren nicht mehr so haarsträubend gefährlich. Ein Manko blieb das Überzahlspiel – trotz sichtbarer Bemühungen, es etwas dynamischer zu gestalten, kam angesichts der vergleichsweisen Vielzahl von Powerplays, dabei fast 2 Minuten mit zwei Mann mehr, nicht genug dabei heraus. Den Schlagschuss von Markus Koch zum 1:3 kann man zumindest statistisch nicht mitrechnen, weil Deggendorf gerade wieder vollzählig wurde.

Viel änderte sich im letzten Durchgang zunächst nicht, nur dass Fire jetzt fast total in der Defensive war. Die ganz großen Chancen der Dogs blieben dennoch aus; man schaffte es einfach nicht, sich vor dem Tor mal in gute Schussposition zu bringen. Ein Powerplaytor von Igor Filobok brachte doch noch den Anschlusstreffer und damit das Startzeichen für die Dogs, noch einmal zu rennen und zu fighten, was das Zeug hergab. Die besten Gelegenheiten hatten sich mehr oder weniger aus Einzelaktionen ergeben, und so fiel auch der Ausgleich nach der besten Tat von Mikhail Nemirovsky an diesem Abend: Beim Schussversuch schon geblockt, reagierte er blitzschnell, nahm den Puck am Gegner vorbei und erzielte das kaum mehr erwartete 3:3. Um ein Haar hätten die Dogs das Match sogar noch gedreht, denn nur Sekunden vor dem Abpfiff hatte Lukas Rindos den vierten Treffer auf dem Schläger, schoss aber Agricola an.

Nachdem sich in der Verlängerung nichts weiter getan hatte, musste das Penaltyschießen entscheiden. Martin Fous ließ nur einen Schuss passieren, was Deggendorf aber reichte, denn sowohl Stähle als auch Filobok und Nemirovsky scheiterten am gegnerischen Goalie.

Mighty Dogs – Deggendorf Fire 3:4 n.P. (0:3, 1:0, 2:0)
Torschützen: 0:1 (05.) Retzer D. (Herm, Benda), 0:2 (13.) Retzer C. (Ortolf, Retzer D.), 0:3 (16.) Retzer C. (Maier, Herm), 1:3 (31.) Koch (Vojta, Funk), 2:3 (54.) Filobok (Funk, Rindos – 5:4), 3:3 (58.) Nemirovsky (Koch, Funk); Penalty: 3:4 Ortolf; Strafminuten: Schweinfurt 4, Deggendorf 16; Zuschauer: 1030.



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