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Fabian Sagstetter ist nun 30: „Mein Fernziel ist die WM 2023 in Mannheim!“

SCHWEINFURT – Die Endrunde der Deutschen Meisterschaft im Faustball findet am 5. und 6. September im schleswig-holsteinischen Kellinghusen statt. Mit dabei ist mal wieder der TV Oberndorf-Schweinfurt, der selbstverständlich von Fabian Sagstetter angeführt wird, dem seit kurzer Zeit 30 Jahre alten Kapitän der Nationalmannschaft.

Der TVO trifft als Dritter der Bundesliga Süd im hohen Norden in seinem Qualifikationsspiel auf die Berliner Turnerschaft (Zweiter der Bundesliga Nord), um im Halbfinale denn möglichst auf Serienmeister TSV Pfungstadt (1. Süd) zu treffen. Der VfK Berlin und der TV Unterhaugstett spielen den Herausforderer von DM-Ausrichter VfL Kellinghusen (Meister im Norden) aus.

SW1.News unterhielt sich mit Sagstetter vor dieser sicherlich etwas außergewöhnlichen DM.

Herr Sagstetter, wie sehr leidet Ihre Freunde über den Faustballsport und auf die anstehende DM aufgrund der Corona-Einschränkungen?
Fabian Sagstetter: Überhaupt nicht. Ich habe große Lust auf die DM. Eine Deutsche Meisterschaft ist immer was ganz Besonderes und ich möchte nicht wissen, wie viele Faustballer in Deutschland gerne mal dort spielen würde,n egal ob vor nach oder während Corona. Außerdem betrachte ich es als Privileg, dass wir eine deutsche Meisterschaft spielen können, andere Sportarten haben diese Möglichkeit nicht. Natürlich ist es schade, dass weniger Zuschauer vor Ort sein werden, aber das ist eben momentan die Situation.

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Die Süd-Vertreter bekommen nur jeweils zehn Zuschauerplätze in Kellinghusen zur Verfügung gestellt. Bei rund 600 Kilometer Anreise werden gewiss ohnehin nicht viele Fans dabei sein. Aber auch für die Nord-Vertreter gibt´s nur 20 Tickets. Eine Meisterschaft fast ohne Zuschauer – gar nicht schön?
Fabian Sagstetter: Natürlich wird es komisch sein, wenn nur wenige Zuschauer vor Ort sind. Aber es gibt ein klares Hygienekonzept des Ausrichters und das lässt eben nicht mehr zu. Das ist eben die momentane Situation. Ich gehe aber davon aus, dass dafür umso mehr Zuschauer sich die Spiele am Livestream anschauen werden.

Welche Chancen hat Ihr Team denn am Wochenende? Ziel ist sicher erst einmal die Qualifikation für das Halbfinale. Was wissen Sie über die Berliner Turnerschaft, gab´s schon mal Duelle?
Fabian Sagstetter: Ziel ist es ganz klar, irgendwie ins Halbfinale zu kommen. Wir haben bisher noch nie gegen die Berliner Turnerschaft gespielt. Wir sind aber immer besser damit gefahren, zuerst auf unser Spiel zu schauen und uns nicht nach dem Gegner zu richten.

Sind bei Ihnen alle Mann an Bord?
Fabian Sagstetter: Alles Spieler sind fit und und wir haben in den letzten Wochen gut trainiert. Florian Dworaczek wird in Kellinghusen nicht zum Kader gehören. Allerdings aus äußerst erfreulichen Gründen. Seine Frau erwartet das erste Kind, und da kam die Reise nach Kellinghusen nicht in Frage.

Serienmeister TSV Pfungstadt liebäugelte an sich mit einer DM-Abage, so war zu hören, ist nun aber doch dabei. Wäre das sonst eine einmalige Chance gewesen, vielleicht mal ganz oben auf dem Podest zu landen?
Fabian Sagstetter: Ja, das war eine erste Tendenz, als noch nicht absehbar wie eine Saison oder DM ablaufen könnte und diese Entscheidung stand lange im Raum. Aber selbst wenn Pungstadt nicht zu einer deutschen Meisterschaft fährt, sind wir nicht die Mannschaft, die dann automatisch um den Titel mitspielt.
Für uns ist die DM Teilnahme jedes Mal ein riesen Erfolg und auch in diesem Jahr wieder nicht hoch genug einzuschätzen! Wenn wir dann am Sonntag noch dabei sind und eine Chance auf eine Medaille haben und das ist egal welche, dann ist das ein Riesenerfolg für uns.

Sagen Sie unseren unwissenden Lesern doch mal, was die größten Erfolge der letzten Jahre des TV Oberndorf waren?!
Fabian Sagstetter: Darüber kann ich drei Stunden lang erzählen aber ich versuche es kurz zusammenzufassen. Um die Erfolge einzuordnen, muss man verstehe,n wo wir gestartet sind. Nach 20 Jahren Bundesligafaustball gab es 2009 einen großen Umbruch und Neustart in der Bayernliga. Ziel war es damals, mittel- bis langfristig in die 2. Bundesliga zurückzukommen, um sich dort irgendwann zu etablieren.
Das haben wir nach einigen Anläufen geschafft und sind dann auch überraschend in die 1. Bundesliga aufgestiegen und direkt wieder abgestiegen, haben allerdings eine starke Saison gespielt und gemerkt, dass wir nicht so weit entfernt sind vom Niveau der 1. Liga.
Das neue Ziel, nochmal in die Bundesliga zu kommen und es besser zu machen, haben wir dann geschafft und stehen nun seit 2013 in der 1. Bundesliga und haben seitdem keinen Abstieg hinnehmen müssen, in Halle und Feld zusammen 14- DM Teilnahmen geschafft, sind deutscher Vizemeister und dritter auf der deutschen Meisterschaft geworden, haben internationale Medaillen beim Europacup und EFA-Cup geholt, haben ein großartiges Teamgefüge, haben mittlerweile eine zweite Mannschaft, die das Potential hat in der Bayernliga vorne mitzuspielen und das ist das Wichtigste: hatten über die Jahre eine tolle Stimmung viel Spass auf und neben dem Feld.

Sie selbst sind einer der besten Faustballer der Welt mit welchen Titeln der letzten Jahre?
Fabian Sagstetter: Ähnliches gilt für die Nationalmannschaft. In meinen Anfangsjahren 2009 und 2010 waren wir weit entfernt von den Topnationen. In den letzten Jahren haben wir drei Mal den Welt- und Europameistertitel und zwei Mal die World-Games gewinnen können. Das sind Erfolge, von denen ich nichtmal geträumt habe. Eigentlich unglaublich, ich bin wirklich dankbar und stolz ,Teil so einer herausragenden Mannschaft zu sein.

Unlängst wurden Sie 30. Ist das dann so eine Marke, wo man langsam an ein Karriereende denkt? Oder wollen Sie spielen, so lange die Form passt?
Fabian Sagstetter: Naja, über ein Karriereende kann man schon mal nachdenken, vor allem in einer Sportart, mit der man nicht seinen Lebensunterhalt verdient. Das habe ich gemacht und bin der Meinung, dass ich fit bin mich gut fühle und auch bei den letzten Turnieren immer meinen Teil zum Mannschaftserfolg beitragen konnte. Klar ist aber auch, dass ich nicht spielen werde, bis jemand sagt: „Das ist der Sagstetter, der war mal ganz gut“.
Mein Fernziel ist die Weltmeisterschaft 2023 in der SAP-Arena in Mannheim und in Oberndorf weiterhin erfolgreich zu spielen und noch die ein oder andere DM Teilnahme mitzunehmen.

Haben Sie wenigstens groß gefeiert und tolle Geschenke bekommen?
Fabian Sagstetter: Eher gemütlich gefeiert und den Umstand genossen, mal am Geburtstag zu Hause zu sein. Bisher war meist ein Turnier oder Urlaub angesagt.

Was machen Sie beruflich – und lassen sich Sport und das sonstige Leben noch gut vereinbaren?
Fabian Sagstetter: Bisher habe ich Wirtschaftspädagogik und Sport studiert und wurde da von der Universität auch sehr gut unterstützt. Das waren herausragende Voraussetzungen für die sportliche Karriere.
Ab September beginne ich das Referendariat als Lehrkraft an der beruflichen Schule. Mit Wirtschaft bin ich dann an der Berufsschule in Forchheim und mit Sport in Lauf. Das wird sicher eine große Umstellung und auch Veränderungen im Trainingsalltag mit sich bringen, allerdings freue ich mich sehr auf die neue Herausforderung.

Steht für den Fall, dass die aktuelle Mannschaft des TVO mal auseinander bricht, die Nachfolge schon in den Startlöchern? Oder ist die erfolgreiche Bundesliga-Zeit in Schweinfurt endlich?
Fabian Sagstetter: Eine Mannschaft im Sport ändert und entwickelt sich laufend, so sind von der 2009er Mannschaft lediglich noch Oliver Bauer, Florian Dworaczek und ich im aktuellen Kader. Wir sind aber sehr gut darin, immer wieder einzelne Spieler nach und nach zu integrieren, daher denke ich, dass auch in einigen Jahren noch mit uns zu rechnen ist. Allerdings muss man auch sehen, dass es im Jugendbereich momentan nicht gut läuft und damit eine breite Grundlage fehlt, um Jugendliche an das Bundesliganiveau heranzuführen.

Für unsere Leser, die mit Faustball (noch) nichts anfangen können: Eine gewisse Ähnlichkeit zum Volleyball ist ja vorhanden, was aber sind die gravierendsten Unterschiede?
Fabian Sagstetter: Im Faustball darf der Ball aufspringen und der Ball muss mit einem Arm gespielt werden, die Position werden nicht gewechselt, das Feld ist größer daher ist Faustball laufintensiver. Die Ballwechsel sind im Faustball länger. Aber am besten einfach mal an einem Bundesligaspieltag vorbei kommen und sich ein Spiel live anschauen.

Haben Sie den Ausflug zum Volleyball nach Eltmann in die Bundesliga abgehakt, wo man vergangene Saison letztendlich wenig Wert auf Ihre Dienste legte?
Fabian Sagstetter: Abgehakt ist genau das richtige Stichwort. Ich kann gut drüber lachen und es war eine spannende Erfahrung, auch wenn nicht so, wie ich mir das vorher gedacht hätte. Die Entscheidung bereue ich keinesfalls, hätte mich aber vorab deutlich kritischer über die Situation rund um Bundesligavolleyball in Eltmann und die handelnden Personen informieren müssen.

Demzufolge tränte Ihr weinendes Auge nicht ganz so sehr, als Eltmann mal wieder in die finanzielle Pleite schlitterte?
Fabian Sagstetter: Doch, leid tut es mir vor allem für die Spieler, denen eine Professionalität vorgegaukelt wurde, die nicht mal in Ansätzen vorhanden war. Die haben ihren Passion zum Beruf gemacht haben und mit vollem Einsatz gespielt und stehen auf einmal mit leeren Händen da.
Klar, überraschend kam das keineswegs und es ist auch nicht das erste Mal. Aber nüchtern betrachtet war das in dieser Zeit mein Beruf und mir fehlt natürlich genauso wie allen Anderen noch eine Menge Geld, das ist schon ärgerlich.
Ein Verein kann insolvent gehen, das ist gerade in einer Randsportart wie dem Volleyball möglich und nie schön, aber die Art und Weise und die Häufung in Eltmann muss man schon kritisch hinterfragen.

Wann geht´s los nach Schleswig-Holstein? Und wie laufen die letzten Tage der Vorbereitung ab?
Fabian Sagstetter: Wir werden Freitag vormittag nochmal locker in Schweinfurt trainieren, gemainsam essen und anschließend nach Kellinghusen fahren.
Die letzte Woche werden die Umfänge und Anzahl der Einheiten ein wenig runtergeschraubt, sodass wir gut erholt und fit zur DM kommen.

In Sachen Nationalmannschaft passiert heuer nichts mehr? Wann stehen da die nächsten Großereignisse an?
Fabian Sagstetter: So ganz ist das Nationalmmannschaftsjahr noch nicht abgeschlossen, wir haben im September nochmal einen Lehrgang. Die nächsten Großereignisse stehen mit der EM in Italien 2021, den World Games in den USA 2022 und der WM in Mannheim in der SAP Arena 2023 auch schon vor der Tür.

Wann wird der Schweinfurter Sportfans mal wieder Faustball live vor Ort erleben können?
Fabian Sagstetter: Faustball live gibt es ab Mitte September in den unteren Ligen zu sehen, dort wird noch eine abgespeckte Runde in Turnierform gesppielt. Laut dem Bundesligaspielplan für die Hallensaison haben wir das erste Heimspiel am 21.11. gegen Augsburg. Allerdings kenne ich die Rahemenbedingungen noch nicht, unter denen ein Spiel ausgetragen werden darf.

Die DM-Endrunde kann man live im Internet verfolgen?
Fabian Sagstetter: Ja genau, über die Seite der deutschen Faustball-Liga bekommt man sehr gute und aktuelle Informationen zu allen Spielen der deutschen Meisterschaft und die Spiele kann man wie immer auf Sportdeutschland.tv verfolgen.

Wir danken für das Gespräch und wünschen alles Gute für die Deutschen Meisterschaften!



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