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Fünfter TSV-Sieg in Serie: In Bad Königshofen werden Tischtennis-Träume gerade wahr

Keiler Helles

BAD KÖNIGSHOFEN – Zum dritten Mal in den letzten fünf Spielen musste unser Berichterstatter seine Einleitung wieder umschreiben, die er wegen oft sehr langer Spieldauer und redaktionell engem Zeitfenster vorgefertigt hatte: Gegen den amtierenden deutschen Meister Saarbrücken und gleich zwei Mal gegen den vierfachen Ex-Meister Ochsenhausen, weil er den Grabfeldern da einen Sieg nicht wirklich zugetraut hatte.

Dass diese freilich ihre Serie auf fünf Siege ausbauen würden – wer konnte damit schon rechnen? Doch: Die Spieler und der Trainer, die „von Spiel zu Spiel denken und überzeugt sind, jeden schlagen zu können.“ So jedenfalls ihr Credo auch vor diesem ersten Spiel der Rückrunde und des neuen Jahres. Und hinterher schüttelten die paar Helfer, die Augenzeuge sein durften, nur ungläubig den Kopf: „Bin ich im falschen Film?“ Oder bereits mittendrin beim Stand von 2:1: „Was ist denn da wieder los?“

Ja, selbst sie trauten, wenn vielleicht nicht schon Basti Steger im vierten Einzel gegen Simon Gauzy, dann aber dem Doppel Ort/Zeljko den Siegpunkt zu, infiziert vom Selbstvertrauen dieser Mannschaft. „Die nächsten drei Spiele gegen die ersten Drei der Tabelle, dieses und danach in Bergneustadt und gegen Düsseldorf, werden darüber entscheiden, wo die Reise hin geht.“ So hatte der Hallensprecher Jürgen Halbig die beiden Teams begrüßt. Im Nachhinein hört es sich an wie ein klar formulierter Auftrag. Dass beim Tabellenzweiten (zum siebten Mal) der verletzte Einser Hugo Calderano fehlte, machte den Auftrag vielleicht einen Tick leichter. Doch diese Besetzung hat auch schon sechs Mal gewonnen.

Ihr Trainer Fu Yong räumte hinterher sehr fair und offen ein, wie schon im Hinspiel verdient verloren zu haben und mit seiner taktischen Umstellung erfolglos gewesen zu sein. Er positionierte den US-Amerikaner Kanak Jha von 3 an 2, um Kilian Ort aus dem Weg zu gehen. Doch Jha verlor 0:3 gegen Steger und Ort schlug stattdessen Samuel Kulczycki. Dieser Bastian Steger, der im März 40 wird, spielte wieder einmal auf wie ein junger Gott. Jha (20), der sein Sohn sein könnte und in der Weltrangliste (28.) 96 Plätze vor ihm steht, hatte beim 11:9/11:6/11:9 nur im ersten und dritten Satz den Hauch einer Chance, in Wirklichkeit aber doch nicht. Da war immer den Eindruck, der Teamleader könnte jederzeit einen Zahn zulegen. Und jene Weltrangliste schätzen die Königshöfer mangels vergleichbarer Indizien eh längst ein wie ein entwertetes Sparbuch – Egal: 1:0 für den TSV.

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„Wir haben vier gute Spieler und er hat es sich verdient“, löste Headcoach Itagaki im anschließenden Bamberger-TT-Talk das Rätsel, warum Filip Zeljko nur fürs Doppel, vorgesehen war und Abdel Salifou gegen seinen Landsmann Simon Gauzy, Frankreichs und Ochsenhausens Nummer 1, ran durfte. Oder war das Teil der Itagaki-Taktik? In allen drei Sätzen startete Salifou überragend (5:1, 4:1, 5:1) und doch traf „wie gewonnen, so zerronnen“ ein. Gauzy (WR-20.) machte einfach weniger Fehler und zwang Salifou (179.) zu mehr. Nur im dritten Satz sah es nach einer Überraschung aus, wehrte Abdel bei 8:10 zwei Matchbälle ab, hatte Satzball bei 11:10 und verlor dennoch mit 11:13 – Ausgleich zum 1:1.

Nun führte die Setzliste Kilian Ort und den jungen Polen Samuel Kulczycki zusammen, für den der Lokalmatador letztendlich eine Nummer zu groß war. Obwohl sehr zeitnah zum Spiel Orts Mitwirken, ebenso das von Steger, noch ungewiss war und beide erst physiotherapeutisch auf Kurs gebracht werden mussten. Vom Start weg übernahm Ort das Kommando und zog seinen Matchplan schnell und souverän, aber inzwischen auch mit der nötigen energetischen Dosierung, durch. Das ging schneller als bei der Feuerwehr in der Neujahrsnacht. Wobei Ort es ja selber war, der das Feuerwerk abbrannte: völlig präzise, erlaubt, aber zu gefährlich für Kulczycki – 2:1 und erst 16:20 Uhr.

Das war der Moment des „Was ist denn da wieder los?“ Einser-Duell der Meister der Tischtennis-Kunst Steger gegen Gauzy. Jürgen Halbig forderte „nach drei 3:0-Spielen bitte mal mehr Spannung und ein 3:2.“ Kopfschütteln. Weder noch. Es wurde ein 3:1. Aber was für eines! Um 16:48 Uhr war Gauzys persönliche Bilanz von 15:2 Vergangenheit, hatte Bastian Steger die seine auf 12:7 geschraubt. Es waren vier Sätze von zumindest europäischem Spitzen-Tischtennis, mit Ballwechseln, die noch einmal eine Steigerung zu den anderen drei Spielen brachten, weil dieses ausgeglichener und spannender und trotz des relativ deutlichen 3:1 für Steger gar nicht so deutlich war. 1:5 lag er im vierten Satz hinten und ließ dann bis zum 11:7 nur noch zwei Punkte gegen sich zu.

Einen Steger in dieser Form muss jeder Spieler dieser TTBL auf dem Schirm haben. Und diesen TSV ebenso – siehe Tabelle. In der sind die Bad Königshofener nach dem fünften Sieg in Serie mit 14:10 Punkten nach 12 von 22 Saisonpartien nun Sechster von 12 Teams und dürfen von den Play-Offs träumen, für die man unter die Top-4 kommen muss. Weiter geht´s am Freitag, den 15. Januar, bei Schalbe Bergneustadt und nur zwei Tage danach wieder zuhause gegen Borussia Düsseldorf. Binnen zwei Tagen beim Dritten und dann daheim gegen den Tabellenführer um Timo Boll.

Tischtennis-Bundesliga: TSV Bad Königshofen – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:1

Text und Fotos: Rudi Dümpert für SW1.News



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