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Keine Sensation, aber ein sensationelles Spiel: Warum 1000 Tischtennis-Fans in Bad Königshofen auch dem Gegner zujubelten

BAD KÖNIGSHOFEN – Zu viele Sensationen führen dazu, dass sie irgendwann keine mehr sind. Mit der zweiten hintereinander für den TSV Bad Königshofen, nach dem Sieg beim Pokalsieger und Vizemeister Saarbrücken vor einer Woche, nun gegen den Championsleague-Sieger und 31-fachen Meister Düsseldorf, wurde es nichts. Obwohl sie eigentlich reif gewesen wären, die Borussen um Timo Boll.

Denn bei denen fielen verletzungsbedingt der Europameister Dang Qiu und der neue Stern am deutschen TT-Himmel Kai Stumper aus. Doch da gibt es ja schließlich noch einen Kilian Ort, dessen Pech schon gar nicht mehr auf die unrühmliche Kuhhaut geht. Die Woche über ein starkes WTT-Turnier in Düsseldorf gespielt bis zum Doppelfinale am Freitag. Und als das Spiel der Spiele des Jahres ansteht, verletzt er sich ein weiteres Mal. Wie ein Häuflein Elend saß er neben dem Hüftoperierten Martin Allegro, der auch nicht konnte, weshalb sich das TSV-Team selber aufstellte.

Es hätte wahrlich und wieder mal beinahe nach zwei Auswärts- zum ersten Heimsieg gereicht, sogar ohne den in Topform befindlichen Local Hero. Basti Steger stellte das 1:0 gegen Ersatzmann Danny Heister (51), den Spielertrainer der Gäste, in einer einseitigen Partie her. Dann folgte das Spiel, das die Sensation zwar verhinderte, aber sensationell verlief: Die TSV-Neuerwerbung Yukiya Uda (20) im Generationenduell gegen den besten deutschen Spieler aller Zeiten Timo Boll (41), „Lieblingsfeind“ der Königshöfer, die Bolls „Lieblings-Publikum“ sind. Die ihn schon mit Sprechchören empfingen. Wo gibt es das! Und als er in einem sensationellen Duell den Jungspund aus Japan, auf der letzten Rille laufend, nieder gerungen hatte, da ließen sie ihre Ehrerbietung beiden Athleten gleichermaßen mit „Timo-Timo“ und „Yukiya-Yukia“-Rufen zukommen.

Das Spiel entschied über den späteren Gesamtsieger. Hätte Uda bei 11:10 und 13:12 einen seiner zwei Matchbälle im fünften Satz für sich entschieden, dann hätte Boll Steger noch so zerlegen können, wären Uda/Zeljko im Entscheidungsdoppel von Källberg/Heister wohl nicht zu schlagen gewesen. 3:11 unterlag Uda im ersten Satz, 11:8 holte sich der Japaner den zweiten. Aber die Legende schlug zurück, gewann den dritten wegen Udas zu vieler zu leichter Fehler, die eben ein Boll nicht macht. Die Partie schaukelte sich aber zu einem absoluten Weltklassespiel mit sensationellen Ballwechseln hoch. Uda war im vierten Satz eigentlich schon weg vom Fenster, wehrte bei 9:10 den Matchball ab und kam mit 13:11 ins Spiel zurück.

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Der fünfte Satz übertraf dann die meisten jemals in dieser Halle gespielten Sätze. Uda zog auf 8:5 davon, und Heister holte Boll zur Auszeit an die Bande. Was er danach anders gemacht habe, wurden beide später im Bamberger-Talk gefragt. Boll drehte nämlich den Satz um zum 10:9 für ihn. Uda gestand, „ich denke, er hat am besten aus dem Grand-Smash-Turnier in Singapur gelernt“, als er Boll im Viertelfinale besiegt hatte. Während Boll rhetorisch geschickt „den jungen, unbekümmerten Kerl“ lobte, „der schon sehr weit in seiner Entwicklung und ein ganz großer Mehrwert für Bad Königshofen ist.“ Und als Jürgen Halbig nachbohrte, „habe ich ein paar Kleinigkeiten verändert“. Schließlich gehöre Glück auch dazu, und das sei heute bei ihm gewesen. „Er hatte ja auch zwei Matchbälle. Da habe ich selber gar nicht viel dazu tun müssen, um sie abzuwehren.“

Bei seinem finalen vierten, insgesamt fünften Matchball war es genau so. Ob nun Glück oder Taktik oder Erfahrung: Für solche Momente gibt es manchmal im Tischtennis einfach keine Erklärung. Boll hatte das Königshöfer 2:1 verhindert, es für die Borussia gebucht. Der Wülfershäuser Sigi-Bienen-Ruck nannte das Spiel hernach „das Podest zum Sieg“, der Ex-MdB Frank Hofmann (73) aus Volkach, selbst Tischtennisspieler, schwärmte: „Das war Werbung für die Sportart und bringt nächsten Sonntag gegen Bergneustadt 100 Zuschauer mehr als normal.“ Während der Kabarettist Fredi Breunig aus Salz den knappen Spielausgang im fünften Satz, 15:13 für Boll, „üms Orschlagge“ nannte.

Dass Anton Källberg, Vorjahres-Bilanz 25:2, heuer 5:0, für Filip Zeljko eine Nummer zu groß sein würde, bestätigte sich. Der „Lieblings-Filip“ der „TT-Ultras“ wuchs diesmal nicht über sich hinaus, enttäuschte und war selber am meisten enttäuscht. Den Ultras fehlte zur Höchstleistung aber auch ihr frisch Hüftoperierter Vorbeter Josef Weber. Und Basti Steger erging es im Kumpel-Duell gegen seinen ehemaligen National- und Borussia-Kollegen Timo Boll, beide 41, nicht viel besser. Basti war schon mal näher dran an Timo, auch im letzten und vorletzten Jahr. Der Abstand ist wieder etwas größer geworden. Und die Aura um Timo Boll hat schon ihre Begründung. Wie beide zusammen hinterher aber gefeiert wurden, das ging vielen der 1000 Zuschauenden schon unter die Haut.

Tischtennis-Bundesliga: TSV Bad Königshofen – Borussia Düsseldorf 1:3

Bastian Steger – Danny Heister 3:0
(11:3/11:3/11:7)

Yukiya Uda – Timo Boll 2:3
(3:11/11:8/8:11/13:11/13:15)

Filip Zeljko – Anton Källberg 0:3
(4:11/9:11/5:11)

Steger – Boll 0:3
(4:11/5:11/7:11)

Zuschauende: 1000 (ausverkauft)

Text und Fotos: Rudi Dümpert für Rhön1.News



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