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Kilian Ort und Dang Qiu kennen sich seit 16 Jahren: Zwei Kumpels treffen im Highlightspiel aufeinander

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BAD KÖNIGSHOFEN – Zum sechsten Mal elektrisiert ein bevorstehendes Bundesliga-Heimspiel des TSV Bad Königshofen die Tischtennisfans der Region und weit darüber hinaus. Immer dann, wenn der Deutsche Rekordmeister Borussia Düsseldorf erwartet wird, so wie diesen Sonntag in der Shakehands-Arena.

Diesmal allerdings bereits um 13 Uhr, mit Rücksicht auf das Spanien-Spiel bei der WM in Katar. Die erwarteten 1000 Zuschauenden werden also, wo immer sie herkommen, rechtzeitig zuhause am Bildschirm sein können. Ob ihnen dann allerdings ebensolche Spannung und ehrlicher Sport geboten wird wie vermutlich in den rund drei Stunden in der Halle, ist eine andere Frage.

Wenn in der Vergangenheit von Düsseldorf die Rede war, dann hieß die Frage immer, „kommt er?“ Nur weil Timo Boll ein Mal nicht dabei war. Die Ausstrahlung der ehemaligen Nummer 1 der Welt, inzwischen wie sein ehemaliger National-Teamkollege Bastian Steger 41 Jahre jung, ist immer noch nicht verblasst: Wegen seiner Spielkunst, aber auch seiner sympathischen Nahbarkeit. Boll ist ein selbst ernannter „Fan des TSV Bad Königshofen und seiner Zuschauer.“ Mehr als einmal war er schon ein paar Tage vor dem Spiel mit Sack und Pack im Wohnmobil auf dem Stellplatz an der Frankentherme.

Allerdings gibt es inzwischen eine weitere Affinität von Düsseldorf und Bad Königshofen. Seit 2021 spielt nämlich Dang Qiu bei den Borussen, der in diesem Jahr Europameister und Vizeweltmeister mit dem Team und Europameister im Einzel wurde. Was natürlich noch lange nicht heran reicht an die Meriten eines Timo Boll. Die richtige Richtung hat der in Nürtingen geborene Sohn von Eltern mit chinesischen Wurzeln sehr wohl.

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Seit 16 Jahren kennen sich dieser Dang Qiu und Kilian Ort und deshalb um einiges länger und besser als die meisten anderen der Liga. „Mit zehn besuchten wir einen Sichtungs-Lehrgang des DTTB in Schlotheim und haben uns dabei ein Zimmer geteilt“, erinnert sich Kilian Ort. „Wir sind auch die einzigen Spieler aus dem Jahrgang 1996, die heute noch in Düsseldorf trainieren. Wobei man sagen muss, dass sich Dang in den vergangenen Jahren herausragend entwickelt hat und ich mittlerweile schon einen perfekten Tag brauche, um eine Chance gegen ihn zu haben.“

Direkt auf ihn getroffen ist er auf ihn bei der DM 2020 in Chemnitz im Viertelfinale. „Da habe ich 3:1 geführt und wurde noch abgefangen. Momentan müsste es perfekt bei mir laufen, ihn zu schlagen.“ Er respektiere und schätze zwar Dang sehr, „doch es ist nicht so, dass wir oft Freizeit zusammen verbringen. Dafür bin ich zu sehr ein Eigenbrötler. An unsere gemeinsame Jugendzeit habe ich eigentlich nur positive Erinnerungen. Wir haben uns auf nahezu jedem Kontinent das Zimmer geteilt und hatten damals natürlich auch jeden Blödsinn im Kopf.“

Vor acht Jahren, „wir waren gerade volljährig und durften bei der Jugend-WM in China allein ausgehen, wollten wir für unsere Mädels nach einem Disco-Besuch Rosen kaufen. Dang wollte handeln, kratzte sein Chinesisch zusammen und verhandelte mit der Frau, sagte er habe nur noch sechs Yuan, sie sah aber den 100-Yuan-Schein in seinem Geldbeutel. Man soll nicht lügen, rügte ihn die Frau. Wir müssen heute noch lachen, wenn von Rosen oder Lügen die Rede ist.“

Ihr größter gemeinsamer Erfolg war wohl der Schüler-Europameistertitel in der Mannschaft 2011. Gegenwärtig wohnen beide in Düsseldorf „relativ nahe an unserer Trainingsstätte, dem Deutschen Tischtennis-Zentrum. Im normalen Trainingsalltag sehen wir uns somit nahezu täglich.“

Im Gegensatz zur „treuen Seele“ Kilian Ort, der seit seiner Kindergartenzeit bei seinem Heimatverein TSV Bad Königshofen spielt, ist Dang Qiu weit mehr draußen rum gekommen. Über den TTC Frickenhausen II und den TTC Ober-Erlenbach kam er 2016 zum ASV Grünwettersbach. 2021 angelte ihn sich der Rekordmeister Borussia Düsseldorf, „als potenzieller Nachfolger eines Tages von Timo Boll“, wie damals verlautete. Inzwischen kann man auch sagen, als legitimer Nachfolger. Qiu wurde 2020 Europameister im Mixed, 2021 Team-Europameister und im August Einzel-Europameister in München. Derzeit wird er an Weltranglistenplatz 11 geführt. Im Oktober führte er Deutschland als Nummer 1 in China zur Team-Vizeweltmeisterschaft.

Dang Qiu freut sich auf Bad Königshofen und den Hexenkessel Shakehands-Arena. Theoretisch könnten die beiden Kumpels zusammen in einem Auto von Düsseldorf nach Bad Königshofen anreisen, wobei die Freundschaft natürlich mit Beginn des ersten Ballwechsels ruhen wird. „Ich bin ein Fan von gefüllten Hallen“, verrät Dang, „egal ob auswärts oder daheim. Wir sind auch gewöhnt, auswärts mehr Zuschauer in der Halle zu haben, als der jeweilige Gastgeber sonst begrüßen darf. Das macht uns Spielern sogar mehr Spaß, wenn die Stimmung gut ist. Die in Bad Könisghofen ist etwas ganz Besonderes. Ich habe da schon in der 2. Liga öfter gespielt. Das ist immer ein besonderes Erlebnis. Es wird bestimmt ein harter Kampf, sie haben eine sehr, sehr spielstarke Mannschaft, die uns sehr gefährlich werden kann. Wir wollen natürlich gewinnen, sind aber gewarnt durch ihren Sieg in Saarbrücken.“

Da die Liga diese Saison so stark wie nie eingeschätzt wird und die Borussia nie satt ist, sondern ihren Ruhm als Deutschlands erfolgreichster Bundesligaverein mit 74 nationalen (31 Mal Deutscher Meister) und internationalen Titeln mehren will, darf hochprozentig wieder davon ausgegangen werden, dass „er“ dabei sein wird. Mit ihm erwartet man auch Kilian Orts Freund seit seinem zehnten Lebensjahr „beim ersten DTTB-Schüler-Lehrgang“ Dang Qiu, der sein erfolgreichstes Jahr seiner Karriere bisher erlebt. Der in Nürtingen/Baden-Württemberg geborene Sohn von Eltern chinesischer Herkunft ist dieses Jahr Team- und Einzel-Europameister sowie mit der Mannschaft als Nr.1 in China Vizeweltmeister geworden. Komplettiert wird die Borussia vermutlich mit dem Spieler mit der besten Einzelbilanz der vergangenen Saison, dem Schweden Anton Källberg.

Allen dreien begegnet Kilian Ort außer bei Turnieren in der Regel täglich beim Training im Bundesleistungszentrum in Düsseldorf.

Text und Foto: Rudi Dümpert für Rhön1.News



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