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Mal wieder Magisches unter dem Schweinfurter Flutlicht: Lob von allen Seiten und ein Gänsehaut-Gefühl nach dem Schnüdel-Sieg über die Kickers

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SCHWEINFURT – Dr. Rainer Koch war schwer beeindruckt: „Ob Bayern München II hier in Schweinfurt gewinnt, das wird sich erst noch zeigen!“ Der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes staunte nicht schlecht über die Schnüdel und lobte den FC 05 über den grünen (grün-weißen?) Klee. Die favorisierten Kickers aus Würzburg geschlagen, mit 6207 Zuschauern einen neuen Rekord für die (allerdings erst ein Jahr alte) Regionalliga Bayern aufgestellt, Begeisterung und nur positive Stimmung auf den so gut gefüllten Rängen – „Fußballherz, was willst du mehr?“, fragte stellvertretend Daniel Mache.

Der 28-Jährige, ausgerechnet ein waschechter Würzburger, ist seit Freitagabend auf dem Weg zum Fußballgott. Sein Heber in der 77. Spielminute zum 2:1 brachte den Sieg für Schweinfurt. „Scheiß drauf“, dachte sich Mache, wie er hinterher mehrfach erzählen musste, als er Daniel Tsiflidis zu weit vor seinem Tor stehen sah. „Dann sehe ich die Flugkurve, der Ball fällt rein. Ich habe nur zu den Fans geschaut und konnte das gar nicht realisieren. Das ist unbeschreiblich, geil. Das war ein perfekter Fußballabend. Wenn hier das Flutlicht angeht, dann hat das etwas Magisches“, sprudelte es aus der Schweinfurter Nummer „7“.

„Der FCS ist wieder da!“, „Die Nummer eins am Main sind wir!“ oder „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!“: Das Repertoire der Schnüdel-Fans kannte keine Grenzen. Als sich die Mannschaft gleich nach Abpfiff vor dem Block bedankte und diesmal geschlossen gleich auf den Zaun kletterte zum Feiern, da fehlte zunächst Daniel Mache. Nach einem ersten Interview-Marathon aber genoss er alleine auf dem Zaun die Liebesbekundungen der Fans. „Das war brutal gut. Die Region hat sich nach solchen Spielen gesehnt“, strahlte Mache angesichts der Kulisse. Zehn Minuten später als geplant startete die Partie aufgrund des großen Andrangs. „Das sind doch bestimmt 8000 Zuschauer“, schätzte Gerd Klaus vor dem Anpfiff mit Blick auf die weiter strömenden Mengen.

Schweinfurts Trainer fand das Erlebnis natürlich auch „geil. Aber deswegen sind wir noch nicht in der Liga geblieben. Dafür fehlen uns noch 40 Punkte“, bremste der 42-Jährige bewusst ein wenig die spürbar aufkommende Euphorie im Umfeld. „Das geht auch kaum zu steigern“, weiß Klaus, „weil wenn man die Qualität der Kickers sieht und sagen muss, dass wir sie zurecht geschlagen haben. Aber auf die lange Saison gesehen werden sie trotzdem am Ende klar vor uns stehen“, glaubt er. „Leider!“ Understatement pur! Ein wenig anders denken die Fans. User „mafioso“ wollte beispielsweise im Schnüdelforum nur kurz ein Wort schreiben: „Gänsehaut!“

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Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé erinnerte vor dem Match an das 2:2 einst zur Eröffnung des Willy-Sachs-Stadion gegen Schalke 04. „Mit diesem Resultat könnte ich heute auch gut leben“, legte sich der OB falsch fest und lobte Markus Wolf. „Ohne ihn würden wir heute nicht hier sein!“ Der Verdienst des Schweinfurter Vorsitzenden und Hauptsponsors wächst langsam ins Unermessliche. „Auch wenn man kein Fußball-Enthusiast ist, so kommt man an den Schnüdeln einfach nicht vorbei“, drückte Remele die neue Lust am FC 05 aus. „Wir sind stolz, dass wir dieses Eröffnungsspiel ausrichten dürfen“, freute sich der angesprochene Wolf, „Aber wir freuen uns noch mehr, wenn wir den Klassenerhalt schaffen.“ Unter vier Augen soll Vorstand Wolf dann Oberbürgermeister Remelé gebeten haben, ein paar gute Worte für den Verein bei der Großindustrie einzulegen. Denn da hat der FC 05 noch immer nicht wie gewünscht die Füße in der Tür.

„Altes Fieber“ loderte im Stadion, weil der Song der nächsten Samstag live in der Arena auftretenden „Toten Hosen“ gleich mehrfach vor der Partie gespielt wurde. Die Schnüdel sind dann nicht dabei, weil sie schon am Samstag Richtung Passau reisen, wo das nach Schalding-Heining verlegte Spiel am Sonntag stattfindet. Nach der Reise zum Mitaufsteiger geht´s fünf Tage später nach Nürnberg und erst am 30. Juli wieder zuhause gegen Greuther Fürth II. Am selben Tag kicken die Würzburger freundschaftlich gegen Borussia Dortmund. Dann werden wieder mehr als 10.000 Zuschauer am Dallenberg sein. Nach Schweinfurt begleiteten die Kickers keine 500 Fans, die zunehmend ruhiger wurden im Verlauf des Abends.

Trainer Dieter Wirsching war an alter Wirkungsstätte natürlich geknickt. „Hoffentlich klappt´s am Mittwochabend besser“, hofft er. Während die Schnüdel spielfrei sind, erwarten die Kickers Bayern München II. Da droht ein Fehlstart. „Die Einheit am Samstag wird nicht angenehm für die Jungs“, kündigte der 40-Jährige schon am Freitagabend an und kritisierte die Siegermentalität seiner Truppe, „wenn bei 8:1-Ecken für uns kein Ball auf das Tor kommt. Nur schön spielen nützt nichts. Aber wir sind einfach noch nicht so weit wie gehofft.“ Nur Alexander Konjevic, Marco Haller, Ricardo Borba „und mit Abstrichen Frank Wirsching“ befreite der Coach von der Kritik, die vo allem Ampelsünder Jens Trunk und Pascal Bieler traf, der beim 1:0 nicht gut aussah. „Und danach kassierten wir zwei Sonntagsschüsse“, ärgerte sich Wirsching, „und fahren deshalb mit keinem Punkt nach Hause.“

Dr. Rainer Koch verweilte ganz lange im VIP-Zelt und plauderte, verabschiedete sich erst spät von den Verantwortlichen. „Es gab nur Lob von allen. Auch vom BFV für unsere grandiose Organisation im Vorfeld“, strahlte Markus Wolf noch am Samstag. Das eher als verbandskritisch bekannte Schweinfurter Publikum schloss auch irgendwie seinen Frieden mit dem Oberfunktionär Koch, der zudem nur warme Worte parat hatte für das diesmal hochgradig faire Publikum. In eher kleinerer Runde vor den Vertretern aller 19 Regionalliga-Vereine hatte der Präsident zuvor die Lacher auf seiner Seite. Seine abschließenden Worte bei der kleinen Pressekonferenz lauteten: „Ich wünsche natürlich beiden Mannschaften, dass sie heute gewinnen. Aber wenn das passiert, dann trete ich sorfort zurück!“

Der Spielverlauf in aller Kürze
Die Schweinfurter starteten gut, hatten durch Steffen Krautschneider schon die Chance auf das 1:0, das wenig später Neuzugang Tom Jäckel gelang. Per Kopf und gefeiert von den Fans. Der letzte Saison noch für Forchheim auflaufende Torschützenkönig der Bayernliga Nord sprach hinterher von einer für den Amateurfußball unvergleichbaren Atmosphäre im Willy-Sachs-Stadion. In dem konnten die Gästefans nach rund einer halben Stunde aufatmten, weil Ricardo Borba den Ball in den kurzen Winkel zum Ausgleich meiselte. Die ersten 30 Minuten nach dem Wiederanpfiff tat sich wenig Aufregendes, ehe Daniel Mache bei einem Gegenzug erkannte, dass Würzburgs Keeper Daniel Tsiflidis zu weit vor seinem Kasten stand. Das Leder senkte sich als Heber punktgenau und aus rund 40 Metern abgefeuert in die Maschen. Einen solchen Jubel wie bei diesem 2:1 gab´s wohl seit Jahren nicht auf den gut gefüllten Rängen. Leiser wurde die Kulisse auch nach dem 3.1 natürlich nicht: Kurz nach der Ausgleichschance durch Peter Endres, als FC 05-Keeper Christopher Pfeiffer rettete, gelang Freistoß-Experte Steffen Krautschneider der Kunstschuss zum 3:1. Nach Mache traf der zweite Würzburger im Team und nach Jäckel der zweite Neuzugang der Schnüdel. Zuvor dezimierten sich die Gäste durch Jens Trunks dumme Ampelkarte selbst. Trotz 8:1-Ecken für die Kickers ging der Sieg der Schweinfurter in Ordnung.

Fußball-Regionalliga Bayern: 1. FC Schweinfurt 05 – FC Kickers Würzburg: 3:1 (1:1)
Schweinfurt: Pfeiffer – Messingschlager, Hetzel, Krämer, Lunz – Mache (ab 86. Kleinhenz), Esen, Seufert, Heyer – Krautschneider (ab 87. Kraus), Jäckel (ab 50. Häcker).
Würzburg: Tsiflidis – Trunk, Konjevic, Donaldson, Bieler (ab 52. Bieber) – F. Wirsching (ab 62. P. Endres), Duhnke, Mensah, Behrens (ab 81. Istrefi) – Borba, Haller.
Tore: 1:0 (15.) Tom Jäckel, 1:1 (30.) Ricardo Borba, 2:1 (77.) Daniel Mache, 3:1 (83.) Steffen Krautschneider;
Schiedsrichter: Christian Dietz (Kronach); Gelb: Krämer – Trunk; Gelb-Rot: Jens Trunk (Würzburg, 82., wiederholtes Foulspiel);
Zuschauer: 6207.

Den Bericht mit weiteren Fotos veröffentlichte bereits eher das fränkische Fußballportal anpfiff.info, das zudem ergänzende Stimmen Beteiligter präsentiert, die taktische Aufsstellung und die Benotung aller Akteure.



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