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Sensation in Düsseldorf: Kilian Ort schlägt Timo Boll – und Bad Königshofen greift die Top-Vier an

DÜSSELDORF / BAD KÖNIGSHOFEN – Jetzt wird´s richtig interessant für den TSV Bad Königshofen in der Tischtennis-Bundesliga. Die Unterfranken sind ein Kandidat für das Erreichen der Top-Vier und haben alle Chancen, um die Meisterschaft mizuspielen. Und das nach einem Husarenritt am Sonntag.

Mit dem 3:2-Sieg bei Seriensieger Borussia Düsseldorf hätten wohl selbst die wenigsten Fans gerechnet. Vor allem Kilian Ort war es zu verdanken, dass die Gäste dem Top-Team die erst zweite Heimniederlage bebrachten. Das Eigengewächs der Grabfelder schlug erst Kay Stumper mit 3:1 Sätzen und dann auch Topstar Timo Boll mit 3:2, nachdem er bereits drei Matchbälle hatte abwehren müssen.

Nachdem zuvor Bastian Steger gegen Boll mit 0:3 kampflos wegen einer Verletzung verlor und Martin Allegro bei seinem Comeback gegen Kamal Achanta mit 1:3 unterlag, musste es das abschließende Doppel richten. Und da setzten sich der zuvor noch angeschlagene Bastian Steger und Martin Allegro gegen das Duo Kamal Achanta und Dang Qiu mit 3:1 durch.

Nach 13 der 22 Partien belegen die Bad Königshofener mit 16:10 Punkten nun Rang fünf, gleichauf mit Mühlhausen als Vierter. Die Tischtennisfans der Region sollten sich nun mal den kommenden Sonntag, 22. Januar, 13 Uhr, vormerken. Dann kommt mit Liebherr Ochsenhausen der Tabellendritte in die Shakehands-Arena – und die Unterfranken können mit einem Heimsieg gleichziehen.

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Wer die Sportart liebt, sollte diese Gelegenheit genau jetzt einmal ausnutzen. Sicher wieder über 500 Fans dürften die Sporthalle in ein Tollhaus verwandeln. Und mutmaßlich wird das Aufeinandertreffen wieder bis zum finalen Schlag hochdramatisch spannend sein…

Foto: Rudi Dümpert

Und hier noch der offizielle Bericht von Insider Rudi Dümpert:

Kilian Ort und Co schaffen Sensation in Düsseldorf

Der Jüchsener Rentner Günter Wachmer ist seit fast zwei Jahrzehnten ein treuer Fan der Königshöfer Tischtennis-Mannschaft, hat sie als Chauffeur zu vielen Auswärtsspielen in ganz Deutschland gefahren und so manchen überraschenden Sieg mitgebracht. Diesen am Sonntagabend beim 33-fachen Deutschen Meister Borussia Düsseldorf, Gewinner von 75 nationalen und internationalen Titeln und 22:2-Punkte-Tabellenführer, wird er für den Rest seines Lebens nicht vergessen.

Man hörte ihn, die Köbers aus Köln und Ali Lediger aus Rheindorf immer öfter aus dem Publikum heraus, wenn sie zwischen dessen „Timo-Timo“-Rufen ihr „Kilian-Kilian“ skandierten. Der 3:2-Sieg war natürlich ein Team-Erfolg der besonderen Art, zu dem alle Drei beitrugen. Kilian Ort aber war mit zwei Einzelsiegen gegen den Team-Vizeweltmeister Kay Stumper und die „lebende Legende in Rot“ Timo Boll „Man of the match“.

Gewiss, „Wer mit dem Teufel essen will, braucht ´nen langen Löffel“, schrieb Bert Brecht in „Mutter Courage“. Kilian Ort, der verletzt nur im Doppel spielende Bastian Steger und Martin Allegro, acht Wochen nach seiner Hüft-OP, hatten einen solchen Löffel – und jede Menge Courage. Zu ersetzen waren nämlich Filip Zeljko und Yukiya Uda, die in Katar für ihr Heimatland anzutreten hatten.

Den ersten Dämpfer bekam die ganze Partie für die 400 Zuschauenden gleich am Anfang. Da hatte doch der Aufstellungspoker das Denkmäler-Duell der alten Kumpels Timo Boll gegen Bastian Steger (je 41) als Auftakt-Einzel ergeben. Ein Highlight sollte das sein. Doch als die beiden nach dem Einspielen die Köpfe zusammensteckten, zum Schiedsrichter gingen und der Hallensprecher verkündete, dass Steger verletzt sei und kampflos aufgeben müsse, rechneten die allermeisten schon mit einem kurzen, wenngleich für sie erfolgreichen Tischtennis-Abend.

Deshalb war man bei der Borussia auch nicht gar so böse, dass Kilian Ort mit seinem 3:1-Sieg gegen Kay Stumper wenigstens dafür gesorgt hatte, dass es Boll doch noch in Aktion zu sehen gäbe – gegen diesen Ort. Der glich also erst mal gegen Stumper aus, weil er sich im ersten Satz doch noch berappelte, ihn nach Dauerrückständen mit 12:10 klaute, in die Leader-Rolle schlüpfte und zum 1:1 für sein Team ausglich. In einem überaus interessanten Spiel, egal was den beiden im Kopf herum ging im Hinblick auf den später zu erwartenden Favoriten-Sieg. Beide klopfen ans Tor zum engsten Kreis der Nationalmannschaft. Also eine Standortbestimmung für den von Stumper schon überholten Ort. Er spielte hier aber mit dem Messer zwischen den Zähnen, schien zu allem fähig zu sein an diesem Sonntagabend.

Danach war in der „Wundertüte“ Martin Allegro zwar kein Sieg gegen den Inder Kamal Achanta. Wie er sich aber beim 1:3 zur Wehr setzte, war schon sehr vielversprechend nach weniger als einer Woche, statt bei der Reha, beim Intensivtraining. Er sollte es später im Entscheidungsdoppel beweisen dürfen. Dennoch erneut Rückstand für den TSV – 1:2. Jetzt bekam Kilian Ort an seinem Sahne-Tag die Belohnung für seinen ersten Sieg darin, dass er noch das Spitzen-Einzel gegen sein Vorbild Timo Boll bestreiten durfte. Wer sein Ziel nur darin vermutete, möglichst gut auszusehen, wurde überrascht. Nun spielte er noch aggressiver und risikobereiter, taktisch bedingt.

Gegen den besten deutschen Tischtennisspieler aller Zeiten, mit 9:0-Bilanz in der Liga, ein Ästhet seiner Sportart und sich in fantastischer Form befindend, hatte „Killy“ schon einige Male nur gut ausgesehen, auch im DM-Finale in Berlin 2018. Diesmal wollte er mehr und lieferte eine Performance, die er, Boll und Tischtennis-Deutschland noch lange in Erinnerung behalten, vergleichbar Bolls Match gegen Truls Möregardh beim Pokalfinale in Neu-Ulm acht Tage zuvor. Es war deshalb ein so berauschender Schlagabtausch, weil beide in Gala-Form spielten. Beim Stand von 1:2 Sätzen (11:9/9:11/4:11) schien allerdings das Deja Vu für Ort unmittelbar bevor.

Doch der Original-Königshöfer trotzte allen Prognosen, blieb bei aller äußerlich vermutbaren Verbissenheit innen drin locker und kalt wie eine Hundeschnauze. So fragte er beim sechsten Satzball und 14:13 im vierten Satz spaßhalber die Schiedsrichterin, „bekomme ich eine zweite Auszeit“, nachdem er die eine schon im ersten Satz verbraten hatte. Drei Bälle später hätte nämlich die ganze Partie beendet sein können. Dann gewann er 15:13 und auch den fünften, nach vier abgewehrten Matchbällen, mit 13:11 – und erzwang damit das Entscheidungsdoppel, für das die Borussia ihren Europameister Dang Qiu einwechselte. Die Prognosen für das Königshöfer Handicap-Doppel waren gefühlt im Sinkflug.
Doch in der Kabine hatte der Muskel-Wirbel-Magier Peter Hofmann an Basti Steger die heilende Hand angelegt und ihn maximal halbwegs mobil gemacht. Sein Beitrag bestand vorwiegend im Ballhalten, Durchhalten und Coachen, der von Martin Allegro im Verwerten und Über-sich-Hinauswachsen. Während die Düsseldorfer aus dem Staunen nicht herauskamen und 1:3 untergingen. So dass am Ende die erste Heimniederlage der Borussia besiegelt war, die erste Saison-Niederlage von Timo Boll und der erste Sieg von Kilian Ort gegen Boll in seiner Laufbahn.

Borussia Düsseldorf – TSV Bad Königshofen 2:3
Timo Boll – Bastian Steger 3:0
(11:0/11:0/11:0)
Kay Stumper – Kilian Ort 1:3
(10:12/11:9/4:11/6:11)
Kamal Achanta – Martin Allegro 3:1
(14:12/8:11/11:8/11:6)
Boll – Ort 2:3
(9:11/11:9/11:4/13:15/11:13)
Qiu/Achanta – Steger/Allegro 1:3
(9:11/11:2/7:11/7:11)
Zuschauer: 400



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