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Turbo-Tischtennis mit programmierter Hochgeschwindigkeit: Bad Königshofen schlägt sich gegen Ochsenhausen wacker

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BAD KÖNIGSHOFEN – Es war ja auch nicht anders zu erwarten: Die Gäste aus Ochsenhausen zeigten den Gastgebern aus Bad Königshofen die Hörner, ließen sie relativ gut mitspielen und aussehen und besiegten sie am Ende in der Tischtennis-Bundesliga doch mit 3:1.

Vielleicht wäre sogar ein fünftes Match, das Entscheidungsdoppel, möglich gewesen, wenn man mit der Aufstellung etwas gepokert hätte. Bence Majoros blieb seine Abschiedsvorstellung nämlich versagt, weil der Rücken blockierte. Der für ihn eingesprungene Ersatzmann Filip Zeljko ging gegen den Polen Jakub Dyjas über fünf Sätze, verlor 2:3. Hätte man ihn an 2 gegen den Brasilianer Hugo Calderano, Nr. 6 der Weltrangliste, geopfert: Wenn er schon zwei Sätze gegen Dyjas gewann, hätte Kilian Ort vielleicht drei holen können und das 2:1 gemacht.

Doch nach diesem wunderbaren Sport-Nachmittag dachte niemand so quer in diese Richtung. Die Gäste aus dem Oberschwäbischen hatten diese Partie so ernst wie ein Play-Off-Spiel genommen und, entgegen Kilian Orts Vermutung, doch Hugo Calderano mit ins Grabfeld gebracht. Nach dem Motto, wenn schon kein Boll kam, „dann“, so der Hallensprecher Jürgen Halbig, „präsentieren wir heute den Weltranglisten-besten Spieler, der je hier in der Halle gespielt hat.“ Die 653 zahlenden Zuschauer, also wahrscheinlich um die 800, wurden durch ihn vollauf entschädigt. Doch zunächst wollte der Publikumsliebling Mizuki Oikawa seinen Fans für die Tischtennis-Fastenzeit bis Ende August als Entschädigung das 1:0 gegen den österreichischen Team-Europameister Stefan Fegerl liefern und die „Ochsen“ mit einem Rückstand ins Grübeln bringen. Er schaffte es, mit Bravour, hatte nur in den ersten zwei Sätzen schwer zu arbeiten (13:11/7:11), ließ dann aber (11:8/11:5) nichts anbrennen – 1:0 für den Außenseiter.

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Jetzt musste also Kilian Ort gegen Calderano an den Tisch, nach Timo Boll vor einem Jahr bei der Deutschen Meisterschaft der größte Brocken seiner Laufbahn. Und das ausgerechnet einen Tag vor einem wichtigen DTTB-internen Turnier in Düsseldorf, als WM-Ausscheidung angesetzt hat, bei dem er gegen Bastian Steger und Ruwen Filus am Montagabend antreten muss. „Ich habe alles versucht, aber keinen Ball auf den Tisch gebracht“, nahm er sich selber in die Mangel. Führungen ließ sein Gegner in allen drei Sätzen nur jeweils am Anfang zu. Dann setzte sich das gesamte Repertoire des Top-Ten-Spielers durch, war dieser in allen Details, vom Tempo über die Schlaghärte und Aufschläge bis hin zu den Returns und Kontern um ein paar Prozent besser. Doch Ort kämpfte sich heran bis zu 8:8 im dritten Satz. Die Niederlage aber war in keiner Phase abzuwenden – 1:1.

Nach der Pause kam also die nächste Chance des Backups Filip Zeljko gegen den Dreier der Gäste Jakub Dyjas, um seinen Verein darin zu bestätigen, dass er willens und geeignet ist, diese Rolle in der nächsten Saison erneut zu spielen. Zwei Sätze gegen den WR-69. zu gewinnen, hätte dem Kroaten, der in jener Liste mit 0 geführt wird, wohl kaum jemand zugetraut. Doch der extrovertierte Kämpfer und Teamplayer, der angeblich zurzeit mehr denn je trainiert und in den kroatischen National-Kader wieder aufgenommen wurde, überraschte alle, auch Dyjas, mit einem 11:8 im ersten Satz. Doch dann schien er demaskiert, so wie er im zweiten und dritten Durchgang (5:11/2:11) unterging. Da schien er von Dyjas viel weiter weg als Ort von Calderano. Doch Filip tauchte wieder auf, und als er den vierten Satz mit 11:9 für sich entschieden hatte, tobten die Fans. Sollte ausgerechnet er die Gäste auf die Verliererstraße drängen?

Im fünften Satz spielte der Kroate aber, als hätte ihm der Pole den Stöpsel aus der Wanne gezogen. Das erneute 2:11 mochte man ihm jedoch nicht verübeln. Zu toll hatte er sich gewehrt, zu schön hatten seine „Doppelpässe“ mit dem Publikum funktioniert, das ihm hoch anrechnete, wie er sich selber aus dem Schlamassel zog. Doch jetzt stand das Spitzeneinzel Oikawa gegen Calderano bevor. Die 6 der Welt gegen die 77, hohe Wettquoten garantiert. Andererseits ist diesem Japaner am Ende seiner vierten Saison beim TSV Bad Königshofen fast alles zuzutrauen. Wonach es nach den verlorenen Sätzen 1 und 2 nicht mehr aussah. Dieses Turbo-Tischtennis mit programmierter Hochgeschwindigkeit und brutaler Härte aber riss alle Beobachter von den Sitzen, auch wenn es ein 0:3 gegeben hätte. Es war auch schon in den ersten zwei Sätzen ein Duell auf Augenhöhe, eine Mischung aus brachial-gewaltigem und feinfühligem Tischtennis, bei dem es keine langen Ballwechsel gab, manchmal zu schnell für das menschliche Auge.

Doch Mizuki erkämpfte seinen Fans noch drei weitere Sätze Tischtennis auf Weltklasse-Niveau. Er gewann die Durchgänge 3 und 4, und die Halle wurde zum Tollhaus. Es gab auch kaum enttäuschte Gesichter, höchstens das von Mizuki Oikawa, als er im fünften Satz doch klein beigeben musste: Keine Schande für ihn, keine für sein Team gegen den Pokalsieger und, wer weiß, womöglich auch den neuen Deutschen Meister.

TISCHTENNIS, 1. Bundesliga:
TSV Bad Königshofen – TTF Liebherr Ochsenhausen 1:3

Mizuki Oikawa – Stefan Fegerl 3:1
(13:11/7:11/11:8/11:5)
Kilian Ort – Hugo Calderano 0:3
(6:11/4:11/8:11)
Filip Zeljko – Jakub Dyjas 2:3
(11:8/5:11/2:11/11:9/2:11)
Mizuki Oikawa – Hugo Calderano 2:3
(9:11/6:11/11:9/11:8/5:11)
Oberschiedsrichter: Tilman Kissinger
Zuschauer: 653

Text und Fotos: Rudi Dümpert für sw1.news



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