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Vor 4000 Fans gegen Hedos München, mit heiß gelaufenem Motor im VW-Bus von Werner Ludwig: Günter Theobald und seine Eishockey-Anekdoten

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BERGRHEINFELD / SCHWEINFURT – Wenn am Wochenende die Abstiegsrunde der Eishockey-Bayernliga beginnt, dann werden die wenigsten Fans der Mighty Dogs noch alle Spieler-Namen der früheren ERV-Jahre im Gedächtnis haben. SW1.News will in Zukunft immer mal wieder an die Haudegen erinnern, die für die Anfangszeiten der Puckjagd in Schweinfurt stehen.

In den 70er und 80er Jahren spielten fast ausschließlich Einheimische Eishockey beim ERV Schweinfurt. 1973 wurde die Kunsteisbahn eröffnet, die über 25 Jahre dachlos war. Mit damals 14 Jahren war der heute 63-jährige Günter Theobald einer der ersten, die auf das Eis gingen. Und die dabei waren beim großen Boom der Anfangsjahre, als Schweinfurt als eine echte Zuschauer-Hochburg galt.

Günter Theobald mit Gattin Heidrun

„Einmal hatten wir eine komplette Mannschaft aus Bergrheinfeld“, erinnert er sich. „Theo“ ist von dort, genauso wie Goalie Winfried Seifert, Harald Knaup oder Werner Ludwig. Sie alle und noch ein paar mehr Jungs spielten früher vor dem Bau des Stadions im Winter auf dem gefrorenen Tasch-See zwischen Berg- und Grafenrheinfeld Eishockey. Und waren somit die ideale Besetzung für den Beginn des geordneten Spielbetriebs.

„Zu einem ersten Freundschaftsspiel kamen damals 400 Zuschauer“, staunt Theobald noch heute über das Anfangs-Interesse, das sich freilich sogar immer weiter steigerte. Wer damals der Gegner war, das weiß er heute nicht mehr. Wohl aber, dass 400 Leute damals auch beim Fußball in Bergrheinfeld nicht unüblich waren. Eishockey freilich hatte zu dieser Zeit noch etwas Exotisches.

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So richtig brummte der Kufen-Sport in Schweinfurt ab 1980, als Ferenc Vozar zwischen seinen Stationen Berlin, Freiburg und Hamburg für eine Saison als Spielertrainer kam. Der 1999 viel zu früh verstorbene gebürtige Ungar holte 1976 mit der deutschen Nationalmannschaft Bronze bei den Olympischen Spielen in Innsbruck. Er war der erste große Star beim ERV. „Unter ihm lagen wir meistens nach dem ersten Drittel zurück, haben dann aber die Spiele noch gedreht. Wir haben schon im Sommer im Training Gas gegeben, legten weniger Wert auf Technik, mehr auf Kampf und Kondition!“

Danach kamen unter anderen Friedrich Ondrich und Stan Bartuska, 1984 holte der damalige Abteilungsleiter Helmut Stingl aus Peißenberg Randy Neal, Ward Sparrow und Fritz Stögbauer, später auch noch Dietmar „Bulle“ Frei von den Oberbayern. Es war das Jahr, als die Schweinfurter ohne Dach erstmals in die viertklassige Regionalliga Süd aufstiegen. Als immer wieder stationierte Amerikaner mitmischten wie Edward Guppy oder Curtis Lapham.

Es ging gefühlt immer weiter aufwärts. Mit Günter Theobald an der Seite von beispielsweise Waldemar „Waldi“ Witt. „Mit ihm habe ich immer gerne zusammen gespielt“, sagt der heute 63-Jährige und nennt Jungs wie Martin Krönert, Thomas Kummer, Holger Köder oder Andreas Witti, die damals gerade aus der Jugend aufrückten, um später nach „Theo“s Karriereende das Fundament des ERV zu bilden. Anfangs zur legendären Zeit unter Jamie Fiesel.

Was waren die Highlights dieser früheren Jahre? „Sicher das Spiel gegen Hedos München“, erinnert sich Theobald. 1984 war das und im Aufstiegsjahr. Das Bayerische Fernsehen kam, verlangte jedoch aus Gründen des schwachen Flutlichts einen Spielbeginn an einem Samstag (!) um 13 (!!) Uhr. „Kleine Klasse, große Kasse“ hieß der Montagabend gesendete Beitrag. Der ERV verlor zwar mit 1:10 gegen das Starensemble der Gäste, schlug sich aber tags darauf (!!) in München weitaus besser bei einer knappen Niederlage. „Das Heimspiel hat trotzdem Riesenspaß gemacht. Es war damals ja ein Zuschauerrekord“, weiß er noch. „Die einen sagen, es sind 4000 Leute da gewesen, die anderen sagen sogar 4500…“ München wurde wenige Jahre später gar Deutscher Meister!

An zwei Spiele in Ingolstadt, heute ebenfalls in der DEL, erinnert er sich spontan. Einmal rief dort das Stadion seinen Namen, „weil ich so unheimlich schnell war“. Ein anderes Mal reiste man mit einem VW-Bus von Werner Ludwig an. Bei minus 20 Grad. Auf der Heimfahrt muckte der Motor und lief heiß. „Wir haben alle 50, 60 Kilometer das Öl nachfüllen müssen und dann wieder angeschoben… Danach ging es weiter!“

Ein 18:1-Sieg gegen Kulmbach kommt Günter Theobald spontan ins Gedächtnis. Oder die Zauner-Brüder aus Berchtesgaden, bei denen die Truppe nach einer Partie am Samstag übernachtete, um am Sonntag danach gleich das nächste Auswärtsspiel zu bestreiten, es muss in Mittenwald gewesen sein. Damals war alles irgendwie noch ganz anders und die Gegner mit den klangvollen Namen spielen heute ganz weit unten. Damals dauerte eine Eishockey-Saison aber gefühlt auch nur von November bis Februar. Kein Wunder angesichts der Freiluft-Stadien.

Nach dem Karriereende zu Beginn der 90er Jahre und einer mal zersplitterten Kniescheibe war „Theo“ neben Georg Hetzel noch ein bisschen als Zeugwart tätig, half im ERV-Nachwuchs oder trainierte in Haßfurt eine Hobby-Mannschaft aus Gerolzhofen. Und blieb ein bisschen länger dem Rollhockey erhalten – mit dem er im Alter von 12 Jahren vor dem Eishockey anfing und wo er mit 49 nochmal an der Deutschen Meisterschaft der Alten Herren teilgenommen hat. Unter Jürgen Wenz feierte das Team auf den Rollen viele Erfolge in der 2. Bundesliga, wagte zweimal sogar den Aufstieg. In einer Saison spielte Günter Theobald noch mit in der 2. Bundesliga. Vorher schloss er sich auch schon mal zwei Jahre dem ERSC Bamberg an, als die Schweinfurter kein Rollhockeyteam hatten. „Da bin ich mit dem Moped immer zum Training hoch gefahren“, weiß er heute noch.

Als Vorruheständler genießt er nun nach langen Jahren bei Fresenius in Schweinfurt zuhause mit Gattin Heidrun die Zeit. Wandern und Ausflüge mit dem Wohnmobil sind ihm längst wichtiger als Eishockey. „Beim Rollhockey war ich öfters, aber demnächst möchte ich mal wieder ins Stadion“, sagt er. Und hofft, dass Corona bald überstanden ist und mal wieder ein Treffen der „uralten Herren“, wie er es nennt, möglich ist: Mit beispielsweise Werner Ludwig, Harald Knaup, Helmut Stingl, Waldi Witt, aber auch Holger Köder oder Martin Krönert, die noch ein bisschen jünger sind.

Übrigens: Im Telefonbuch steht Theobald als Günther mit einem „h“ zu viel. „Das ist ja im Theobald schon drin“, lacht er und kündigt an, demnächst mal wieder in den Icedome zu schauen. Vielleicht schon zur Abstiegsrunde.

Das Mannschaftsfoto aus den Anfang 80er Jahren zeigt das damalige Team des ERV Schweinfurt mit – hinten von links: Werner Ludwig, Gunter Griede, Waldi Witt, Günter Theobald, Roland Höfling, Michael Lucky; mittlere Reihe von links: Edward Guppy, Harald Knaup, Michael Bauer, Ferenc Vozar, Holger Pfister, Günther Knaup, Werner Müller, Trainer und späterer Stationsprecher Anton Waldbauer; untere Reihe von links: Manfred Küttner, Frank Kopp, Kalle Klein, Gerhard Mrachatz, Uwe Schneider, Gerd Kummer, Jürgen Wenz.

Das Bild mit den zwei Personen zeigt links Waldi Witt.

Unser aktuelles Bild zeigt das Günter Theobald als Gast des Brauerei-Gasthofs von Ulrich Martin in Hausen bei Schonungen, wo es zu einer zufälligen Begegnung kam mit SW1.News-Autor Michael Horling.



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