Warum Bad Königshofens Tischtennis-Crew gegen Bergneustadt verlor
BAD KÖNIGSHOFEN – Die vier Königshöfer Spieler hatten nach dem Matchball für die Bergneustadter Gäste aus dem Bergischen Land die Köpfe unten, doch die etwa 100 Zuschauer, es war noch Platz, spendeten Standing Ovations. Wie passt das zusammen? In dieser Shakehands-Arena schon, vor allem, wenn alles an einem seidenen Faden hing und hochklassiger Sport geboten wurde. Beim dritten Spiel des TSV Bad Königshofen in der Tischtennis-Bundesliga.
Einer muss ja gewinnen. Nur, wenn´s Doppel am Schluss gibt, sind das, mit wenigen Ausnahmen, die Gäste. Die wussten schon, warum sie sich den alten Fuchs Stefan Fegerl (32), Team-Europameister mit Österreich 2015, von Ochsenhausen ins Boot geholt haben. Zusammen mit dem Vizeweltmeister in dieser Disziplin Alvaro Robles dürften die beiden nur schwer schlagbar sein in dieser Liga.
Die längste Zeit schienen sich die Einheimischen auf der Siegerstraße zu befinden. Bastian Steger dominierte im Duell der Erfahrensten gegen Fegerl, legte im ersten Satz und mit seinem 3:1-Sieg einen Bilderbuch-Start hin, sorgte für die Führung und für Stimmung. Die 100, allen voran die Ping-Pong-Ultras, versuchten das Defizit an weiteren 500 auszugleichen. Es war aber nur „fast wie gehabt“, als alles noch unbeschwert und Masken-frei war. Dennoch: Die Hygiene stimmte echt bayerisch. Die Lüftung bekam kaum jemand mit – von wegen warme Socken und Jacken! Spannend machte es Basti Steger nur, weil er den dritten Satz abgab und im vierten zwei Matchbälle brauchte. Die 125 hatte die 87 der Weltrangliste absolut Nerven-schonend im Griff – 1:0-Führung.
Jetzt folgte das Debüt von Abdel Salifou in dieser Halle im TSV-Trikot. Der Franzose bekam den WR-39. vorgesetzt, Benedikt Duda, den Einser der Gäste, die Nr. 4 in Deutschland hinter Boll, Ovtcharov und Franziska. Er zeigte den Zuschauern seine Klasse, aber Duda war zu stark für ihn. Dennoch fehlten nur Nuancen. Wer gegen so einen Spieler mit hoher Tischtennis-Intelligenz, der für jeden Gegner einen passenden Matchplan hat, einen Satz gewinnt (den dritten 11:8), im ersten (12:14) einen Satzball hat und im vierten (13:15) sogar zwei, der sollte den Königshöfern noch helfen können. Im zweiten Satz führte er 7:2, dann schien es, als hätte Duda den Stecker gezogen – 7:11. Dabei gewann in der Regel Salifou die langen, spektakulären Distanz-Ballwechsel. Duda machte es mit Köpfchen, holte sich die kurzen, schlampig aussehenden, zwang Salifou durch ständige Wechsel von Länge, Seite, Härte und Spin zu Fehlern und bestrafte sie total humorlos – 1:1 zur Pause.
Dann folgte eine unglaublich starke Vorstellung von Kilian Ort. Ein paar Zuschauer, die ihn von Kindesbeinen an kennen, sprachen von „seinem besten Spiel hier in der Halle.“ Mag sein, vielleicht auch nicht. Aber er spielte maximal selbstbewusst, am Limit konzentriert und fokussiert, mitunter Tischtennis wie im Rausch. Top motiviert ist ein Kilian Ort ja immer. Doch gegen diesen Alvaro Robles, den WR-62. und Vizeweltmeister im Doppel, hatte Ort Wahnsinns-Schläge in seinem Repertoire. Nicht nur zwischendurch mal, sondern so gehäuft, dass der keineswegs schwache, sondern auf Augenhöhe mitspielende Spanier am Ende die Segel streichen musste. „Wir haben für seine Vorhand schon den Waffenschein beantragt“, feierte der Hallensprecher Jürgen Halbig die 2:1-Führung so enthusiastisch, dass die Batterien seines Mikros den Geist aufgaben.
Wer weiß, wie oft sich die beiden Einser Steger und Duda schon im Training in Düsseldorf und bei Lehrgängen schon bekämpft haben. Diesmal profitierte Duda mehr davon. In den ersten zwei Sätzen spielte der ein ganz anders Tischtennis als gegen Salifou, nahm die knallharten, spektakulären Ballwechsel nicht nur an, sondern eröffnete sie sogar – mit Erfolg (12:10 und 11:6). Im dritten wurde es etwas weniger rassig, dafür umso nerviger mit Schupf-Kleinkrieg, sorgfältigem Vorbereiten, wenn sich nicht durch Auf- oder Rückschlag gleich der Angriff anbot. 12:10 für Steger und rein in den vierten, in dem der Lokalmatador ständig bis 9:7 führte. Dann spielten die beiden Tischtennis-Schach der kurzen Wege. Beim Matchball zum 9:11 für Duda touchierte der Ball höchstens ein Staubkorn auf der Tischkante von Stegers Seite. Wie gehabt ehrlich dessen Reaktion: Den Finger an die Stelle, dein Punkt, gratuliere.
Im Schluss-Doppel wehrten sich Ort/Zeljko gegen Robles/Fegerl nach Kräften und steigerten sich von Satz zu Satz. Man sah aber, wer da die Rechts-Links-Kombination ist und wer die Spezialisten sind. Wenn die TSV´ler nach 0:3 noch einmal von vorne hätten anfangen dürfen, mit drei Sätzen zum Einspielen, hätte es vielleicht gereicht. Zwei Satzbälle bei 10:8 im dritten machten Hoffnung. Aber Düsseldorf und Zagreb liegen halt doch zu weit auseinander für ein regelmäßiges Doppel-Training.
Kommenden Sonntag, 18.10., 15 Uhr, steht gegen den TTC Neu-Ulm der nächste Heimkampf an.
TISCHTENNIS
TSV Bad Königshofen – TTC Schwalbe Bergneustadt 2:3
Ergebnisse:
Bastian Steger – Stefan Fegerl 3:1
(11:5/11:8/4:11/12:10)
Abdel Salifou – Benedikt Duda 1:3
(12:14/7:11/11:8/13:15)
Kilian Ort – Alvaro Robles 3:0
(11:8/11:5/11:6)
Bastian Steger – Benedikt Duda 1:3
(10:12/6:11/12:10/9:11)
Ort/Zeljko – Robles/Fegerl 0:3
(6:11/8:11/12:14)
Zuschauer: 100
Text und Fotos: Rudi Dümpert für sw1.news
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