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Schildbürgerstreich LGS: Die Initiative Stadtwald statt Landesgartenschau denkt nicht an eine Auflösung

SCHWEINFURT – Die letzten der nun endgültig eingestampften Pläne für eine inzwischen abgesagte Landesgartenschau in Schweinfurt 2026 sahen sogar so etwas wie einen kleinen Stadtwald vor. So gesehen könnte Dr. Ulrike Schneider eingentlich schmunzeln. Doch das Stadtratsmitglied der Initiative ZUKUNFT/ödp würde gerne lachen, wenn sie die Entwicklung in Schweinfurt nicht nur bezüglich der LGS nicht so traurig finden würde.

Schneider spricht von einem Schildbürgerstreich und wundert sich, warum Oberbürgermeister Sebastian Remelé in einer Pressekonferenz letzte Woche bereits den Ausstieg verkündete, obwohl das der Stadtrat in seiner Sitzung an diesem Dienstag ja erst beschließen muss. Und sie fragt sich, weshalb der OB bei der PK an seiner seite ausgerechnet die Fraktionsvorsitzenden der CSU und der Grünen, Stefan Funk und Holger Laschka sitzen hatte, niemanden aber der Parteien im Rathaus, die schon immer gegen eine Landesgartenschau waren.

Die Bürgerinitiative Stadtwald statt Landesgartenschau, die Schneider ja einst ins Leben rief, begrüßt den Ausstieg aus der LGS, für den sie mit Hilfe eines Bürgerbegehrens über Monate, ja über Jahre gekämpft hat – damals leider nur mit den Schweinfurter Bürgern und ohne Unterstützung irgendeiner anderen Partei.

Selbst beim Ausstieg PR statt Ehrlichkeit

Gaspreis
Hotel
Muster

„Es wäre schön, wenn zumindest der Ausstieg ehrlich vollzogen würde. Und dazu gehört anzuerkennen, dass das Verhältnis der Kosten zum ökologischen Nutzen bei der LGS von Anfang an nicht stimmig war und durch die krisenbedingten Kostensteigerungen allenfalls verschärft wurde“, schreibt Schneider in einer Pressemeldung. Auf die Defizite anderer LGS hatte die Initiative genauso hingewiesen wie auf das große Fragezeichen, ob die angenommenen Besucherzahlen – orientiert an den Zahlen der LGS von Würzburg-, in einer Industriestadt überhaupt erreicht werden könnten. Das seien Bedenken, die auch ohne Corona-Krise und Ukrainekrieg hätten ernst genommen werden müssen.

Stattdessen sitzen OB, CSU-Fraktionsvorsitzender Funk und Grünen-Fraktionsvorsitzender Laschka in trauter Einigkeit beisammen und verkünden mit ernsten Mienen, dass man angesichts der Krise „vernünftig“ sein müsse und nun aus der LGS aussteige. „Vernünftig“ wäre ein Ausstieg aus der LGS weit früher gewesen, spätestens aber nach Eintritt der Krise, die nunmehr fast zwei Jahre währt.

„Vernünftig“ wäre auch gewesen, die grünen Trittsteine von Anfang an über Städtebaufördermittel zu finanzieren und die kostspielige, risikobehaftete LGS abzulehnen – alles x-fach von der Bürgerinitiative so gefordert.

Blindflug ohne Zahlen

Die finanzielle Planung der LGS war von Anfang an eher ein Blindflug. Dass die Allianz von CSU und Grünen selbst in der Juni-Sitzung ohne belastbare Zahlen an dem Prestigeobjekt festgehalten hat – zusätzlich „Strafzahlungen“ eines späteren Ausstiegs in Kauf nehmend – ist unhaltbar. Sich jetzt auf die Krise und die damit verbundene Kostensteigerung zu berufen, eine wenig zufrieden stellende Erklärung. Noch am 20. September hat die dritte Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte in der öffentlichen Veranstaltung „Kritisches Forum LGS“ die Behauptung aufgestellt, die LGS in Würzburg hätte mit einer schwarzen Null abgeschlossen. Die 15 Millionen, die die Stadt Würzburg für den Investitionshaushalt und die Durchführung am Ende aus eigener Tasche zahlen musste, waren ihr schlicht nicht präsent.

Übersicht über bisherige Kosten angefordert

Die Initiative ZUKUNFT.ödp hat eine vollständige Auflistung der bisher entstandenen Kosten angefordert. Sie geht davon aus, dass mit dem bereits ausgegebenen Budget locker die Anlage eines waldähnlichen Parks möglich gewesen wäre. Das Bittere: Wäre man gleich zur Tat geschritten und hätte Bäume gepflanzt, so hätten diese schon jetzt im Jahr 2022 die Höhe von 2 Metern und mehr erreicht. Die Initiative hält an ihrem Vorschlag fest, einen waldähnlichen Park oder parkähnlichen Wald à la Waldspielplatz oder Wehranlagen anzulegen – mit möglichst vielen Bäumen, Sandwegen, Holzbänken und Lichtungen.

So würde das, was der OB als „größte Klimaschutzmaßnahme seit dem 2. Weltkrieg“ angekündigt hat, zu bezahlbarem Preis (ca. 100.000 Euro, Fördermittel nicht mit eingerechnet) am Ende doch noch umgesetzt werden.

Initiative Stadtwald statt LGS weiter aktiv

An Auflösung denkt die Initiative Stadtwald statt Landesgartenschau noch nicht. Die Begrünung des Areals ist bei weitem nicht abgesichert. Angesichts der Haltung von OB und Grünen zum Thema Gottesberg sei am Ende auch eine „Nachverdichtung“ am Konversionsgelände Ledward Barracks denkbar, fürchtet die Initiative. Die Begehrlichkeiten sind geweckt, wenn man die Reaktionen der anderen Fraktionen genau betrachtet.

Bürgerwille war eindeutig Begrünung des Konversionsgeländes

Einer Bebauung will sich die Initiative vehement entgegensetzen, zumal sie die Bevölkerung hinter sich weiß. Mit 4.417 Stimmen für den Stadtwald und 4.366 Stimmen für die Landesgartenschau hätten sich knapp 8.800 Bürger für eine Entsiegelung und Begrünung des Geländes ausgesprochen. Die Nein Stimmen, die am Ende beides ablehnten, seien dagegen weit weniger, etwa 2.000 – was in Berichten häufig falsch dargestellt wurde.

Fazit

Die Initiative bedauert, dass es zu einer solch langwierigen und kostspieligen Hängepartie rund um die LGS gekommen ist. Hätte es 2018 schon mehr Mitstreiter unter den anderen Parteien gegeben, hätte es das Verwirrspiel mit dem Bürgerpark Ratsbegehren und den noch verwirrenderen Aufruf der SPD, zweimal mit nein zu stimmen, nicht gegeben, wäre ein kostengünstiger und ökologisch wertvoller Stadtwald längst in der Realisierung. Alles in allem sei das ein wahrer Schildbürgerstreich.

Auf dem Bild mit den zwei Personen: Dr. Ulrike Schneider und Dr. Annelie Maidhof, die Initiatoren von Stadtwald statt Landesgartenschau, stoßen bei einem Glas Sekt an.

Auf dem Foto mit den fünf Personen: Moni Klare, Günter Hammer, Dr. Ulrike Schneider, Dr. Annelie Maidhof, Karlheinz Klare



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